Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
die Wölkchen zeigen bei Regen, braucht man in diesem Land wirklich nicht – ein Blick nach Süden genügt am Sommernachmittag, um zu sehen, ob ein Gewitter im Anzug ist.
Ich liebe warmes Wetter - auch von mir kriegt Johannesburg für sein Wetter die volle Punktzahl!
Johannesburg liegt in Südafrika auf einem Hochplateau, dem Highveld , auf mehr als 1'700 Meter über Meer. Das erklärt die frostigen Winter, die zum Beispiel im Lowveld , wo der Krügerpark liegt, unvorstellbar wären. Nur ein paar Kilometer westlich der Stadt befindet sich die sogenannte Wiege der Menschheit, the cradle of humankind . Dort finden die Archäologen eine reichhaltige Ausbeute an Spuren der Urmenschen. Eins der ältesten Gebeine der Welt, von einem unserer Ur-ur-Vorväter oder so, wurde zum Beispiel in einer riesigen Tropfsteinhöhle gefunden. Little Foot , der arme Kerl, war durch ein Loch in die Höhle gestürzt und überlebte den Unfall nicht. Die Höhle samt Unfallort kann man heute besuchen, und in der Nähe gibt es auch ein grossartiges interaktives Museum über die Entstehung der Welt, der Menschen und der Tiere.
Jetzt müsste man fast erwarten, dass Johannesburg ein Ort ist, der seit ewigen Zeiten besiedelt ist... aber so war es nicht. Von einer grös-seren Siedlung der hier ansässigen Tswana ist nichts bekannt. Die Trekkburen , die im 19. Jahrhundert mit ihren Ochsenwagen in dieser Gegend auftauchten, wählten Pretoria, rund 60 Kilometer nördlich von Johannesburg, um eine Stadt aufzubauen. Aber im Juli 1886 entdeckte ein australischer Abenteurer Gold im Witwatersrand, dem Hügelzug in Johannesburgs Westen. Zum Missfallen der Buren strömten Goldsucher, Glücksritter und ihr Gefolge aus aller Welt in Massen ins Gebiet und liessen sich in provisorischen Zelten nieder. Die Buren wollten keine englische Stadt vor den Toren Pretorias erlauben, deshalb kam der Bau von Johannesburg erst nach dem Ende des Anglo-Burenkriegs in Gang.
Im Stadtzentrum von Johannesburg sind die alten Strukturen von damals noch immer zu sehen: schachbrettartig angelegte Strassen, der Marktplatz und alte Häuser mit hölzernen Vordächern, die an Saloons aus amerikanischen Western-Filmen erinnern. Einige Männer, die sogenannten Randlords , wurden durch den Goldabbau sehr schnell sehr reich und konnten sich riesige, luxuriöse Villen bauen. Die schwarzen Minenarbeiter jedoch wurden nur als Saisonarbeiter zugelassen. Sie mussten ihre Familien zurücklassen und unter traurigen Bedingungen in gefängnisartigen Kasernen hausen.
Die Bevölkerung, vorwiegend Männer mit durchaus rauen Sitten, wuchs rasant. Innerhalb von nur wenig mehr als 100 Jahren entstand aus einem kleinen Goldgräbernest aus Zelten ein wirtschaftliches Zentrum mit Einfluss auf einen ganzen Kontinent.
Die Minen auf dem Stadtgebiet sind schon lange geschlossen, doch geblieben sind die grossen Minengesellschaften, die Börse, die Banken, die Hochhäuser – die Funktion als wirtschaftliche Drehscheibe. Johannesburg ist heute sozusagen das New York von Afrika.
Das gilt auch für profanere Dinge als Grossbanken und Industriefirmen: Vor Ostern zum Beispiel sind auf der Strasse Taxis zu finden mit Autonummern von Botswana oder Simbabwe, die bis unters Dach gefüllt sind mit Taschen und Kartons und die auf dem Dach noch eine Ladung Matratzen mitführen. Dann sind die Gärtner, Maids oder anderen Arbeiter aus diesen Ländern auf dem Weg in die Osterferien zu ihren Lieben, samt Mitbringseln aus dem reichen Angebot Südafrikas. Textilien, Küchengeräte, Möbelstücke... alles findet seinen Weg über die Grenze in Gebiete, in denen diese Dinge schwer erhältlich sind.
Ebenfalls grosse Bedeutung für Afrika hat der Muti - oder Mai-Mai-Markt in Johannesburg. Muti sind die Zutaten für die traditionelle afrikanische Medizin. Die konzentriert sich, so habe ich gelesen, nicht unbedingt auf die eigentlichen körperlichen Gebrechen. Die Medizinmänner gehen davon aus, dass diese nur die Folge eines Fluches sind, unter dem der Kranke leidet. Der Fluch und der Fluchende müssen also zuerst gebrochen werden, damit eine Heilung eintreten kann. Zu König Shakas Zeiten gab es bei den Zulu eine drakonische Strafe für jemanden, der einen anderen verflucht hatte: Die Pfählung. Die verurteilte Person wurde auf einen zugespitzten hölzernen Pfahl gesetzt, der sich langsam durch sie bohrte, bis sie kläglich verendete.
Viele Leute machen sich von weit her auf den Weg zum Mai-Mai-Markt in Johannesburg, um sich
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