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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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den letzten acht Wochen von Wrentmore gehört. Sie waren an lange Phasen des Schweigens von seiner Seite gewöhnt. Wrentmores Mutter, eine füllige Frau mit ergrautem Haar, war zunächst völlig perplex, als Shan Laura Kristolls Bericht über den Tod ihres Sohnes weitergab. Später brach sie schluchzend zusammen. Ihre Töchter taten, was sie konnten, um sie zu beruhigen. Schließlich überredeten sie dazu, sich hinzulegen.
    Der Mann der Frau stellte Shan müde ein paar Fragen. Würde es helfen, wenn er nach Ann Arbor kommen würde? Vielleicht könnte er sie bei der Suche nach Seans Grab unterstützen. Er dachte, er müsste irgendetwas tun. Shan wies sein Ansinnen vorsichtig zurück und verließ ihn mit dem Versprechen, dass er sich melden würde, sobald sich irgendetwas Neues ergeben hätte.
    Als Elizabeth jetzt am Freitagmorgen an ihrem Schreibtisch saß und die Einzelheiten ihres Ablaufplans notierte, saß Shan ihr gegenüber und ging Wrentmores Post durch. Wrentmores Nachbarin hatte sie ihnen stapelweise überlassen: Das meiste |275| war Werbung, ein paar Rechnungen, einige Zeitschriften, die Standardabsage eines Literaturagenten, der ihm dafür dankte, dass er ihm ein Probekapitel seines Romans zugeschickt hatte.
    Shan sah von der Post auf und sagte: »Wie viel, glaubst du, bezahlt
Gray Streets
als Honorar, wenn sie eine Geschichte veröffentlichen?«
    Elizabeth klopfte mit ihrem Bleistift auf den Schreibtisch. »Ich weiß nicht. Ich glaube, nicht viel.«
    »Wrentmore hat dort Geschichten veröffentlicht, oder? Aber es ist nicht falsch, zu behaupten, dass er nicht davon gelebt hat.«
    »Richtig.«
    »Und sein Opus, sein Zwölfhundert-Seiten-Roman, war eine Pleite. Man kann Sean Wrentmore also mit Fug und Recht einen gescheiterten Schriftsteller nennen.«
    »Das hängt vermutlich von den Maßstäben ab«, sagte Elizabeth. »Tom Kristoll fand ihn gut.«
    »Er war vielleicht sogar brillant«, sagte Shan. »Vielleicht war er sogar ein verkanntes Genie. Literarisch. Aber finanziell gesehen war er eine Niete. Man würde doch meinen, dass so ein Typ in einer Mansarde wohnt und für seine Kunst leidet. Aber Wrentmore hatte eine Eigentumswohnung.«
    »Vielleicht hat ihm seine Familie ausgeholfen.«
    »Das hat sie nicht. Von der Eigentumswohnung wussten die nichts. Sie hatten natürlich seine Adresse, aber sie dachten, er wohne zur Miete. Das Letzte, was sie wussten, war, dass er in einer Buchhandlung arbeitete.«
    Elizabeth holte ihr Notizbuch heraus und schlug ihre Aufzeichnungen des Gesprächs mit Delia Ross auf. »Wrentmore hat seiner Nachbarin erzählt, er lebe davon, dass er gebrauchte Bücher übers Internet verkauft.«
    »Aber wir haben nicht gerade tonnenweise Bücher in seiner Wohnung gefunden«, sagte Shan. »Nur seine private Sammlung. In seinem Lagerraum waren Bücher, aber wenn er die verkaufen wollte   –«
    |276| »Wenn er die verkaufen wollte, wäre das völlig falsch organisiert. Er müsste jedes Mal, wenn er eine Bestellung ausführen wollte, zum Lagerraum fahren.« Elizabeth klappte ihr Notizbuch zu. »Woher kam Wrentmores Geld?«
    Shan hielt einen Kontoauszug Wrentmores hoch. »Es gibt im ganzen Monat nur eine Einzahlung. Fünftausend Dollar. Ein Überweisungsauftrag von einer Firma namens InnMan, Limited.«
    Er hob den Hörer ab, und Elizabeth hörte zu, wie er mit einer Mitarbeiterin von Wrentmores Bank flirtete. InnMan stellte sich als Abkürzung von Innocent Man heraus. Die Überweisungen kamen monatlich und das seit mehreren Jahren, auch wenn sich die Summe im Laufe der Zeit erhöht hatte: von viertausend über viertausendfünfhundert auf fünftausend.
    Shans zweiter Anruf galt dem Büro des Staatssekretärs von Michigan. Er erfuhr, dass Innocent Man eine GmbH mit einem einzigen Eigentümer war – und dieser Eigentümer war Sean Wrentmore. Derselbe Anruf bescherte ihm auch den Namen des Anwalts, der die Firma ins Handelsregister hatte eintragen lassen.
    Als er auflegte, hatte Elizabeth schon die Gelben Seiten aufgeschlagen.
    »Wer fährt?«, fragte er.
    Sie fand die Adresse des Anwalts. »Es ist ganz in der Nähe«, sagte sie. »Wir können zu Fuß gehen.«
     
    Todd Barstow hatte ein glattes, unbelebtes Gesicht. Seine Stirn war faltenlos, sein blassblondes Haar war zurückgegelt und saß wie Beton. Die Wände seines Büros waren in dunklem Holz getäfelt, und der Teppich war hellbraun, und der Anzug, den er trug, war in einem Braunton, der irgendwo zwischen der Farbe seiner Wände und der

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