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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Plätze. Schließlich warf Kristoll den Spaten über den Grubenrand und erklärte, dass die Arbeit getan sei. Loogan half ihm beim Herausklettern.
    Sie holten die Liege herbei und trugen sie bis zum Rand des Grabes. Ohne dass sie sich ausdrücklich absprechen mussten, hielten sie beide inne und legten eine Schweigeminute ein. Dann zerrten sie, weil es keine andere, weniger krude Möglichkeit gab, die Liege näher ans Grab, hoben den Rahmen an einer Seite an und ließen die Leiche ins Grab plumpsen.
     
    |39| »Etwas stimmt irgendwie nicht«, sagte Loogan.
    Kristoll hatte die Harke ergriffen und begann, Erde ins Grab zu füllen.
    »Was meinen Sie?«, fragte er.
    »Das ist alles viel zu glattgegangen«, sagte Loogan. »Zwei Männer planen, im Wald eine Leiche zu begraben, und es klappt. Es gibt überhaupt keine Spannung. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Nicht so richtig.«
    »Wenn das eine Geschichte für
Gray Streets
wäre, würden Sie sie sofort ablehnen.«
    Kristoll lächelte. Langsam ließ er die Harke über den Boden schleifen. »Wenn dies eine Geschichte für
Gray Streets
wäre, wäre eine rätselhafte Blondine beteiligt, und sie würde mir wahrscheinlich eins über den Schädel ziehen und mich eine Treppe hinunterstoßen.«
    Kristoll zeigte mit dem Griff der Harke auf die Leiche hinunter. »Wenn dies eine Geschichte für
Gray Streets
wäre, würde er nur so tun, als wäre er tot. Ihr beiden würdet unter einer Decke stecken, und diese ganze Veranstaltung würde nur dem Zweck dienen, mich in den Wald zu locken, damit ich mir mein eigenes Grab grabe.« Er breitete lässig seine Arme aus. »Wenn Sie mich töten wollen, nehmen Sie den Spaten. Ich habe bloß eine Bitte: nicht ins Gesicht.«
    Loogan schüttelte den Kopf. »Dafür habe ich jetzt überhaupt keine Energie mehr. Aber Sie haben es für mich auf den Punkt gebracht. Wenn das alles Fiktion wäre, dann wären die Dinge etwas anderes, als was sie zu sein scheinen. Also, was haben wir übersehen? Lassen Sie uns den Plan noch einmal durchgehen. Wir begraben die Leiche im Wald. Wir sammeln unsere Geräte ein, heben die leeren Wasserflaschen auf – und hinterlassen keine Spuren. Den Hügel runter zu den Autos, schnell ein bisschen sauber machen, die Kleidung wechseln. Ich fahre das Auto des Diebes, Sie folgen mir. Wir bringen das Auto in eine unsichere Gegend und lassen es dort an der Straße stehen. Und das war’s. |40| Die Leiche ist versorgt, das Auto ist versorgt. Was haben wir vergessen?«
    Kristoll packte das Griffende der Harke und hielt sie senkrecht. Er stützte das Kinn auf seine Hand. »Also, jetzt werden Sie aber schlampig«, sagte er. »Sie vergessen, das Lenkrad abzuwischen, und hinterlassen Ihre Fingerabdrücke.«
    »Da haben Sie wohl recht. Ich werde das Lenkrad abwischen. Was noch?«
    Kristoll schien die Frage einen Moment lang auf sich einwirken zu lassen, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Was ist mit der Waffe?«, sagte Loogan.
    Die Taschenlampe war auf das Grab gerichtet, aber Loogan konnte in ihrem Schein Kristolls Gesicht gut genug erkennen. Es wurde für eine Sekunde völlig ausdruckslos, und dann kehrte das Leben darin wieder zurück. Zuerst in seinen Augen. Es waren die Augen eines Mannes, der Überlegungen anstellte.
    Der Anflug eines Lächelns bildete sich in Kristolls Mundwinkeln. »Auf den Moment haben Sie gewartet, oder? Sie sind sehr geduldig gewesen.«
    Loogan sagte nichts.
    »Woher wussten Sie von der Waffe?«, fragte ihn Kristoll.
    Die Frage hing in der Luft. Seitlich von ihnen bewegte sich der Ast, an dem die Taschenlampe hing. Der klare Rand des Lichtkreises wanderte über den Boden.
    »Der Dieb hatte am Knöchel einen Striemen«, sagte Loogan, »eine Art Striemen, wie ihn ein Lederhalfter hinterlässt.«
    Kristoll lachte leise. »Sie sind ein Detektiv.«
    »Nein. Ich lese bloß einen Haufen Geschichten. Was binden sich die Leute um ihre Knöchel? Halfter. Was tragen die Leute in diesen Halftern?«
    »Sie mussten nur noch eins und eins zusammenzählen.«
    »Also hatte er eine Waffe«, sagte Loogan. »Das ist interessant. Und noch etwas ist interessant: Sie haben die Waffe an sich genommen. Ich kann mir eine Reihe von Gründen dafür denken. |41| Sie haben sich bedroht gefühlt. In Ihr Haus ist einfach jemand eingedrungen. Sie wollten nachts noch rausgehen, um eine Leiche loszuwerden. Eine Waffe hat Ihnen ein Gefühl der Sicherheit gegeben.«
    Loogan musterte Kristolls Gesicht in dem schwachen Licht. »Es gibt noch einen

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