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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Arbeitszimmer, und ich saß ihm gegenüber. Er beugte sich vor und begann an seinem Hosenbein herumzuzupfen. Ich sah das Leder, das Metall. Mein Verstand zog die entsprechenden Schlussfolgerungen. |46| Halfter. Waffe. Die Flasche stand auf dem Tisch neben mir – ich hatte ihm etwas zu trinken angeboten, als er hereingekommen war. Ich sprang auf. Er fummelte an seinem Knöchel herum, ich glaube, die Waffe hatte sich irgendwie verhakt. Die Flasche war schon in meiner Hand. Ich holte aus und schlug ihm damit an den Kopf. Ich dachte, die Flasche würde zersplittern. Sie ist nicht zersplittert. Ich hielt sie mir vors Gesicht, sah erstaunt auf das auf dem Kopf stehende Etikett.
    Er war auf dem Fußboden, auf Händen und Knien. Die Waffe lag unter seiner Hand. Sie war nicht auf mich gerichtet. Aber das war egal. Ich weiß nicht, ob Sie je mit so etwas konfrontiert gewesen sind, David. Irgendetwas Primitives kommt in einem hoch. Jetzt, nachdem alles vorbei ist, kann ich darüber nachdenken, wie weit er wohl gegangen wäre. Er wollte mich mit der Waffe erschrecken. Er wollte mich nicht umbringen. Vielleicht hätte es durchaus gereicht, ihn einmal zu treffen, vielleicht hätte ich die Waffe mit dem Fuß wegstoßen können. Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich mich selbst dafür gehasst habe, dass ich ihn überhaupt ins Haus gelassen habe. Ich habe ihn dafür gehasst, dass er mir Angst eingejagt hat. Ich wollte, dass er tot ist.
    Ich habe noch einmal mit der Flasche ausgeholt. Ich habe ihn nur am Kopf gestreift, kein guter Schlag. Beim nächsten Mal habe ich besser aufgepasst. Ich habe auf seine Schläfe gezielt und mein ganzes Gewicht in den Schlag gelegt. Habe gespürt, wie die Flasche ihn traf. Er ging zu Boden. Ich griff nach der Waffe, beugte mich über ihn. Er rührte sich nicht mehr. Nach einer Weile habe ich ihn mit dem Fuß angestupst, dann habe ich ihn auf den Rücken gedreht. Ich habe ihm, wie man das so macht, den Puls gefühlt, aber ich wusste schon, dass er tot war.«
    Kristoll verstummte. Sie hatten die Stadt durchquert und fuhren jetzt am Fluss entlang. Der Wind ließ die Blätter an den Ästen, die über dem Straßenrand hingen, erzittern. Loogan lehnte den Kopf an die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite und schloss die Augen.
    |47| »Sie sind aber sehr still da drüben«, sagte Kristoll nach einer Weile. »Was denken Sie?«
    Loogan öffnete langsam die Augen. »Ich habe mir nur noch mal Ihre Geschichte durch den Kopf gehen lassen«, sagte er. »Sie ist nicht schlecht. Wenn Sie sie so haben wollen, ist das von mir aus in Ordnung.«
    »Das freut mich aber.«
    »Nur so zur Übung habe ich herauszufinden versucht, wie viel davon wohl wahr ist. Ich würde gern glauben, dass das zumindest für einen Teil davon gilt. Ich würde gern glauben, dass Sie sich zumindest der Wahrheit nähern wollen.«
    Kristoll kratzte mit dem Daumennagel an irgendetwas am Lenkrad herum. Er wischte Staub vom Armaturenbrett. »Ich wäre froh, wenn ich Ihnen die Wahrheit sagen könnte, David.«
    »Das glaube ich«, sagte Loogan und setzte sich auf. »Vielleicht sollten wir es erst einmal dabei belassen. Es ist spät, und wir sind müde. Ich habe es so gemeint, wie ich es schon mal gesagt habe: Sie können Ihre Geheimnisse für sich behalten.«
    »Ich weiß das zu schätzen, David. Ich wünschte, es wäre anders, aber   … ich habe meine Gründe«, erwiderte Kristoll und steuerte den Wagen mit unendlicher Sorgfalt durch eine Kurve.
    »Natürlich. Und ich muss sie nicht wissen. Ein Mann wird in Ihrem Haus getötet, das ist eine schwere Last, die Sie da zu tragen haben. Die Einzelheiten spielen dabei kaum eine Rolle. Es ist eine Last. Selbst wenn er Blut und Hautpartikel unter seinen Fingernägeln hatte, Sie aber keinerlei Kratzer aufweisen. Selbst wenn er zwar mit jemandem gekämpft hat, aber nicht mit Ihnen. Selbst wenn Sie ihn nicht getötet haben.«
     
    Am nächsten Tag wachte Loogan um zwei Uhr nachmittags auf. Sein Rücken tat weh, als er sich im Bett aufsetzte. Seine Beine schmerzten, als er die Treppe hinunterging. Seine Schultern brannten, als er sich ein Glas Wasser eingoss und nach einer Aspirin auf dem obersten Regal des Küchenschranks griff.
    |48| Obwohl er in der vorigen Nacht noch geduscht hatte, duschte er jetzt noch einmal und zog sich an. Um drei Uhr fuhr er zum Uni-Campus. Er ließ seinen Wagen auf einem Parkplatz stehen, der nicht für ihn gedacht war, und lief über den Vorplatz. Die Sonne schien. Er saß auf

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