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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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daran gearbeitet, und wir haben die Geschichte auf Vordermann gebracht. Ich habe sie veröffentlicht.
    Er hat zwei oder drei weitere geschrieben. Man musste eine Menge daran machen, aber er hatte einen Haufen Zeit für die Überarbeitung. Er saß nämlich im Gefängnis. Sie haben ihn wegen einer Reihe von Einbrüchen drangekriegt. Wenn ich ihm glauben kann, dann war er ziemlich gut. Er stieg immer in der Nacht ein, wenn es draußen warm war. Die Leute ließen ihre |44| Fenster offen, und er schlitzte ihre Fliegengitter auf. Es war ihm völlig egal, ob jemand zu Hause war oder nicht – er war leise, und er stieg blitzschnell ein und war sofort wieder draußen. Eines Nachts wachte jemand auf – ein richtiger Schläger, fuhr, glaube ich, einen Müllwagen – und schlich sich mit einem Baseballschläger an Beccanti heran. Da hatte ihn die Polizei nun erwischt. Er war nie zuvor geschnappt worden, deshalb dachte er, er käme vielleicht auf Bewährung davon. Aber die Bullen wussten schon alles über ihn. Es stellte sich heraus, dass er die Fliegengitter immer auf die gleiche Weise aufgeschlitzt hatte – er schnitt sie erst oben, dann unten auf, dann einmal quer, wie ein Z.   Sie hatten eine dicke Akte über ihn. Darin waren einunddreißig Einbrüche verzeichnet. Sie hatten sogar einen Spitznamen für ihn. Sie nannten ihn Zorro.«
    Kristoll starrte geradeaus, während er sprach. Loogan musterte ihn vom Beifahrersitz aus.
    »Vor einem Jahr ist er aus dem Gefängnis in Jackson entlassen worden und nach Ann Arbor zurückgekehrt. Er hat mich angerufen und sehr höflich gefragt, ob wir uns treffen können. Wir haben zusammen Mittag gegessen. Er hat davon gesprochen, wie schwer es sei, sich wieder einzugewöhnen. Sein Bewährungshelfer hatte einen Job für ihn gefunden, bei dem er irgendwo im Supermarkt Regale auffüllen musste, einen Job, den er hasste. Ich hatte das Gefühl, dass er wollte, dass ich ihm helfe, etwas Besseres zu finden. Ich mochte ihn, aber ich wollte ihn nicht einstellen, und ich kannte auch niemanden, an den ich ihn guten Gewissens weiterempfehlen konnte. Er hat keinerlei Druck ausgeübt. Danach haben wir uns gelegentlich getroffen. Einmal kam er mit einer neuen Geschichte in die Redaktion. Ich habe ihm etwas Geld dafür gegeben, obwohl ich sie nie veröffentlicht habe.
    Dann kam er heute Abend zu mir nach Hause. Er sagte, es täte ihm leid, mich zu Hause stören zu müssen, aber er müsste unbedingt mit mir über etwas Wichtiges sprechen. Ich habe ihn reingelassen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das ein Risiko sei. |45| Wir sind ins Arbeitszimmer gegangen, und er hat von einer Frau zu erzählen begonnen, die er kennengelernt hatte. Er brauchte eine Zeitlang, bis er auf den Punkt kam, aber der Punkt war, dass er sie geschwängert hatte. Und da gab es jetzt die Arztrechnungen. Er brauchte Geld. Fünftausend Dollar, sagte er. Ich weiß nicht, wie er auf diese Summe kam. Ich glaube, er wollte einfach sehen, wie viel er kriegen konnte. Ich sagte zu ihm, dass ich keine fünftausend Dollar übrig hätte, die ich ihm geben könnte. Darüber lächelte er, als wäre er absolut überrascht. Wo ich in so einem Haus wohne, am Fluss? Da könnte ich keine fünftausend Dollar zusammenkratzen?
    Tja, in Wahrheit ist das Haus mit einer Hypothek belastet, und das meiste, was
Gray Streets
einspielt, fließt gleich wieder in den Verlag zurück. Laura bringt von der Universität mehr Geld nach Hause als ich von der Zeitschrift. Ich habe ihm das nicht im Einzelnen erklärt. Ich habe ihm bloß klargemacht, dass für ihn keine fünftausend drin wären. Seine Situation täte mir leid, aber ich könnte leider nichts für ihn tun. Er hat sich in keiner Weise echauffiert, ist nie laut geworden, aber er ließ einfach nicht locker. Ich könnte es ihm doch leihen, sagte er. Ich lehnte ab. Ich habe ihm eine paar Vorschläge gemacht, wo er staatliche Beihilfen beantragen könnte, oder Unterstützung von der Krankenkasse. Aber da hatte mir schon gedämmert, dass seine ganze Geschichte vermutlich gelogen war. Er brauchte kein Geld für Arztrechnungen. Schließlich habe ich es ihm auf den Kopf zugesagt. »Es gibt gar keine Frau, oder?«, sagte ich. Da änderte sich sein Verhalten. Er lachte.
    Es war ein ganz kurzer Ausbruch, ein kurzer Kontrollverlust. Er hatte sich sofort wieder im Griff, und danach sagte er gar nichts mehr, als hätte er beschlossen, dass die Zeit des Redens endgültig vorbei wäre. Er saß in einem Sessel im

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