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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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wie einen Selbstmord aussehen zu lassen.«
    Shan neben ihr nickte. »Mit einer Art Abschiedsbrief dank Shakespeare«, sagte er. »›Ich bin ein alter Römer, nicht ein Däne.‹ Tully hatte ein Exemplar von
Hamlet
im Regal stehen.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ich habe es durchgeblättert. Eine ganze Reihe von Zeilen waren unterstrichen – einschließlich der über den alten Römer.«
     
    Das Licht auf der Veranda leuchtete, als Elizabeth nach Hause kam. In der Küche entdeckte sie einen Schmortopf, der im Ofen warm gehalten wurde, im Kühlschrank stand eine Salatschüssel, die mit einer Frischhaltefolie zugedeckt war. Zwei Dosen – eine Pepsi und eine Mountain Dew – lagen im Mülleimer.
    Im Wohnzimmer saß ihre Tochter auf dem Fußboden mit dem Rücken an die Couch gelehnt. Auf dem Kaffeetisch lagen ein Mathebuch und ein Heft.
    |95| »
Ich
sollte eigentlich für
dich
Abendbrot machen«, sagte Elizabeth.
    »Stimmt«, sagte Sarah. »Manchmal erzähle ich den Leuten, dass ich aus einer zerrütteten Familie komme.«
    »Ich sollte dir auch bei deinen Hausaufgaben helfen.«
    »Also, ich weiß nicht. Es handelt sich um Trigonometrie.«
    »Da wäre ich in der Tat nicht zu gebrauchen. Als ich in der Schule war, hatten wir noch keine Dreiecke.«
    Sarah stand auf, und sie setzten sich zusammen an den Tisch und aßen. Der Salat war aufwendig: drei Sorten Salat, Tomaten, Zwiebeln, Karotten, Äpfel, Cashewnüsse und geriebener Käse.
    »Du hättest ihn zum Abendessen einladen können«, sagte Elizabeth. »Ich wette, er wäre beeindruckt gewesen.«
    »Von wem redest du?«, fragte Sarah.
    »Der Junge, mit dem du die Affäre hast. Billy Rydell.«
    »Oh. Du hast die Dose Mountain Dew entdeckt.«
    »So ist es.«
    »Weißt du, ich habe ihm erzählt, wir könnten ein Doppelleben führen, wenn er nur auf dieses Getränk verzichten könnte.«
    »Wann war er denn hier?«
    »Er ist nach der Schule vorbeigekommen. Wir haben eine Weile auf der Veranda gesessen.« Sarah ging zum Ofen und holte den Schmortopf heraus. Reis, Brokkoli und Hühnchen – sie löffelte es ihnen auf die Teller. »Was hast du heute gemacht?«, fragte sie.
    »Mit Leuten geredet«, sagte Elizabeth.
    »Du kannst mir schon sagen, mit wem. Ich werde es nicht an die Presse weitergeben.«
    »Einer von ihnen war ein Mann, der Tom Kristoll getötet haben könnte.«
    Sarah spießte mit der Gabel ein Stück Brokkoli auf. »Tom Kristoll ist der Verleger, der aus dem Fenster gestoßen wurde.«
    »Ja.«
    |96| »Und du hast mit seinem Mörder gesprochen. War das der Mann mit dem Splitter in der Hand?«
    Elizabeth hatte ihrer Tochter von der Begegnung mit David Loogan erzählt.
    »Der nicht«, sagte sie. »Den haben wir von der Liste gestrichen.«
    »Ich dachte, du hast ihn vielleicht wieder auf die Liste gesetzt.«
    »Nein. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, ist ein Student von Kristolls Frau. Er heißt Adrian Tully.« Sie skizzierte die Theorie, die sie und Shan entwickelt hatten.
    »Wie willst du das beweisen?«, fragte Sarah.
    »Tully hat uns ein Alibi beigebracht. Er sagte, er wäre Freitagnachmittag und -abend zu Hause gewesen. Wir werden versuchen zu beweisen, dass er lügt. Wir werden sein Foto Leuten in David Loogans Nachbarschaft zeigen und in der Gegend rund um das Haus, in dem Kristoll getötet wurde.«
    »Was ist, wenn sich niemand daran erinnert, ihn gesehen zu haben?«
    »Das könnte bedeuten, dass er es nicht getan hat, oder bloß, dass sich niemand mehr an ihn erinnern kann.«
    »Vielleicht legt er ein Geständnis ab.«
    »Das wäre schön.«
    »Vielleicht leidet er furchtbar unter Schuldgefühlen«, sagte Sarah. »Wann wird die Beerdigung sein?«
    »Ich weiß nicht, ob es schon einen Termin gibt. Die Leiche ist noch nicht von der Gerichtsmedizin freigegeben worden.«
    »Falls Tully der Mörder ist, wird er zur Beerdigung gehen.«
    »Er wird wahrscheinlich in jedem Fall hingehen.«
    »Wenn er der Mörder ist, wird er sich dazu verpflichtet fühlen«, sagte Sarah. »Du solltest auch da sein. Er wird zusammen mit den Trauernden am Grab stehen, und er wird Qualen empfinden. Wenn du auch da wärst, könnte er bei dir gleich ein Geständnis ablegen.«

|97| 11
    Nathan Hideaway war ein hochgewachsener Mann mit breiten Schultern und einem kräftigen Hals. Sein Gesicht war sehr ausgeprägt: stechende Augen, eine prächtige Nase, ein großer Mund, ein kantiges Kinn. Eine Stirn voller Falten und ein Kranz lockiges, weißes Haar. David Loogan hatte dieses Gesicht schon

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