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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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irgendjemanden auf irgendeinem Parkplatz verkauft hat, für Bargeld und ohne Namen zu notieren. Die Exfrau hatte noch nie von Adrian Tully gehört.« Sie machte eine abschätzige Handbewegung. »Tullys Eltern sagten, er hätte nie irgendein Interesse an Waffen zum Ausdruck gebracht, obwohl er wusste, wie man ein Gewehr benutzt. Sein Vater ist ein Jäger.«
    »So viel zu meiner Menschenkenntnis«, sagte Hideaway. »Ich hätte mir noch nicht einmal vorstellen können, dass Adrian mit einem Gewehr umgehen kann. Vielleicht ist die einfachste Erklärung am Ende doch die richtige – Adrian hat Tom getötet und sich anschließend selbst umgebracht. Wenn es nicht so war, dann hat sich da jemand wirklich außerordentlich viel Mühe gemacht.« Hideaway erhob sich aus seinem Sessel und ging zu einem Regal hinüber. »Das sollte Ihren Job leichter machen«, |176| sagte er. »Am leichtesten sollen die Morde aufzuklären sein, bei denen es jemand besonders schlau anstellen wollte. Am schwersten die, bei denen der Täter erst zwei Minuten vorher auf die Idee gekommen ist. Das stammt von Raymond Chandler – noch so ein Altvorderer, der erst sehr spät zum Schreiben gekommen ist.«
    »Der Mord an Tom passt in keine dieser einfachen Kategorien«, sagte Elizabeth. Sie stand auf und stellte sich zu Hideaway ans Regal. »Wer auch immer Tom ermordet haben mag, er hat vielleicht aus einem momentanen Impuls heraus gehandelt. Aber danach hat er versucht, es ganz schlau anzustellen. Erst hat er Tom bewusstlos geschlagen. Ein harter Schlag an den Hinterkopf. Wir glauben, dass er ein Buch benutzt hat. An diesem Punkt hätte man, wenn man Tom hätte erledigen wollen, mehrere naheliegende Möglichkeiten gehabt: Ihn zu ersticken oder zu strangulieren oder ihn noch mal mit dem Buch zu schlagen. Aber unser Mörder schleift ihn zum Fenster und versucht, das Ganze so aussehen zu lassen, als wäre er gesprungen. Dann wird es noch raffinierter. Wenn es ein Selbstmord ist, dann muss es einen Abschiedsbrief geben. Wussten Sie, das wir einen Abschiedsbrief gefunden haben?«
    »Ich höre zum ersten Mal davon«, sagte Hideaway.
    »Wir haben das nicht an die Öffentlichkeit gegeben. Ich glaube, nicht einmal Laura Kristoll weiß davon. Stellen Sie sich vor, Sie sind in Toms Büro und wollen einen Abschiedsbrief fingieren. Schnell. Wie würden Sie das tun?«
    Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Man würde ihn vermutlich tippen«, sagte er. »Man könnte eine Datei in Toms Computer öffnen und einfach drauflosschreiben. Einen Bleistift zum Tippen benutzen, nicht die Finger. Den Text knapp halten, ganz allgemein. Man müsste ihn nicht ausdrucken, einfach auf dem Bildschirm stehen lassen.«
    »Das ist eine Möglichkeit, aber nicht, wenn man es besonders schlau anstellen will«, sagte Elizabeth. »Wenn man besonders |177| schlau sein will, lässt man ein Buch aufgeschlagen auf dem Tisch liegen. Sagen wir Shakespeares
Gesammelte Werke
. Man unterstreicht eine bestimmte Zeile. Möchten Sie vielleicht raten, welche?«
    »Zitate von Shakespeare – das ist ein weites Feld«, sagte Hideaway.
    »Denken Sie daran, es muss nach Selbstmord klingen.«
    »Vielleicht etwas aus dem Schluss von
Romeo und Julia

    »Versuchen Sie es mal mit
Hamlet

    »Mal sehen. Ophelia hat sich ertränkt, aber ich glaube nicht, dass sie einen Abschiedsbrief hinterlassen hat.«
    »Nein«, sagte Elizabeth. »Die Zeile, die der Mörder ausgewählt hat, stammt aus der letzten Szene, als Hamlet stirbt und Horatio mit ihm sterben will. ›Ich bin ein alter Römer, nicht ein Däne.‹ Das sagt Horatio, als er nach dem vergifteten Becher greift.«
    Hideaway atmete hörbar aus. »Clever. Jetzt verstehe ich, warum Sie mit Schriftstellern gesprochen haben.«
    »Ja?«
    »Wer auch immer Tom getötet hat, muss sich schon vorher ein paar Gedanken über den Abschiedsbrief gemacht haben.«
    »Stimmt«, sagte Elizabeth.
    »Nehmen wir an, er ist nicht mit der Absicht zu Tom gekommen, ihn zu töten. Das bedeutet, dass er schnell improvisieren musste. Also hat er auf etwas zurückgegriffen, über das er bereits nachgedacht hatte.«
    »Ja.«
    »Er muss auf diese Zeile aus
Hamlet
gestoßen sein – ›Ich bin ein alter Römer, nicht ein Däne‹   –, und er muss gedacht haben: Das wäre doch ein toller Abschiedsbrief. Und da steht er nun in Toms Büro. Tom liegt bewusstlos auf dem Boden oder er ist schon aus dem Fenster raus. Der Mörder hat es eilig. Jetzt ist nicht die Zeit, um nach neuen Ideen zu

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