Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
Vom Netzwerk:
und zwei Stunden zu schlafen. Am Nachmittag kehrte sie zu Loogans Haus zurück. Mitchum und die anderen waren schon fort, und sie hatte das Haus für sich allein.
    Sie drehte zunächst eine Runde durch das Haus, begann im Keller und beendete den Rundgang im ersten Stock. Sie war erstaunt darüber, wie wenig David Loogan zurückgelassen hatte. Frische Wäsche im Trockner, der im Keller stand. Ein paar Hemden und eine Sportjacke im Schlafzimmerschrank. Unterlagen im kleinen Arbeitszimmer, das vom Wohnzimmer abging: Rechnungen und halb redigierte Manuskripte für
Gray Streets
.
    Sie wusste, dass Loogan das Haus gemietet hatte. Die Nachbarn hatten den Namen des Hausbesitzers angegeben, eines Geschichtsprofessors, der ein Freisemester angetreten hatte, um an einem Institut in Frankfurt seinen Studien nachzugehen. Loogan hatte in dem Bett des Mannes geschlafen, von seinen Tellern gegessen, sein Arbeitszimmer benutzt, aber ganz offensichtlich hatte er kaum eigene Habseligkeiten mit ins Haus gebracht. Es gab keine Schachteln mit persönlichen Erinnerungsgegenständen, keine Papiere, die etwas über seine Vergangenheit verraten hätten.
    Elizabeth verharrte einen Moment lang in Loogans Schlafzimmer. Sie sah ihn vor sich, wie er eilig seine Sachen zusammenpackte, während unten die Rettungssanitäter ihre Arbeit verrichteten. Was hätte er wohl getan, falls einer von ihnen beschlossen hätte, heraufzukommen und nachzuschauen? Sie blickte zum Fenster – ein ziemlicher Sprung in die Tiefe, das mindeste wäre ein verstauchter Knöchel, vielleicht ein gebrochenes Bein. Kein guter Fluchtweg. Er hätte hier in der Falle gesessen. Dennoch war er mit Beccanti im Haus geblieben und |218| hatte sein Bestes getan, um dem Mann die Wunden zu verbinden.
    Sie ging ins Wohnzimmer hinunter, wo noch der metallene Geruch nach Blut in der Luft hing. Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen und versuchte, sich vorzustellen, was geschehen war. Beccanti war zu Loogans Haus gefahren, sie hatten seinen Wagen gefunden, der auf der anderen Straßenseite geparkt war. Er war durch das Fenster eingestiegen. Das aufgeschlitzte Fliegengitter sprach für sich – das war Beccantis Methode.
    Wo war Loogan, als Beccanti durch das Fenster hereinkletterte? Die Bettdecke auf dem Bett im ersten Stock war aufgeschlagen. Hatte Loogan geschlafen?
    Sie hatte Mühe, sich die Situation in dieser Weise zu erklären. Stell dir vor, Loogan wird von einem Einbrecher geweckt. Er schleicht die Treppe herunter. Okay. Aber wann schnappt er sich das Messer? Hatte er es unter dem Kissen liegen gehabt, während er schlief?
    Die Annahme, dass sich Beccantis Mörder im Arbeitszimmer im Erdgeschoss versteckt hatte, war weitaus plausibler. Sie drehte sich langsam im Kreise und ließ dabei ihren Blick über den Eingang zum Arbeitszimmer, die Lampe, den Sessel und das Sofa schweifen. Da war Beccantis Blut, ein Muster, das sie lesen musste. Sie hatte seine Leiche in der Pathologie des Krankenhauses gesehen, sie wusste, wo ihm seine Verletzungen zugefügt worden waren. Setz den Mörder ins dunkle Arbeitszimmer, drück ihm ein Messer in die Hand, und alles ergibt plötzlich einen Sinn. Stell dir vor, Beccanti klettert durch das Fenster und kommt bis in die Mitte des Wohnzimmers. Er befindet sich in der Nähe der Stehlampe, vielleicht will er sie gerade anknipsen. Er steht mit dem Rücken zum Eingang des Arbeitszimmers. Der Mörder packt Beccanti an den Haaren, fährt ihm mit der Klinge über die Kehle.
    Er verfehlt die Halsschlagader, sie ist schwerer zu erwischen, als die meisten Leute annehmen. Beccanti sackt zusammen und |219| stützt sich dann auf den Sesselrücken. Verliert dort etwas Blut. Er dreht sich zu seinem Angreifer um und hat kaum Zeit, das Messer wahrzunehmen, als es schon in seinen Unterleib gestoßen wird. Er fällt vornüber, rafft sich wieder auf und hält sich am Sessel fest. Das Messer trifft ihn noch drei weitere Male, bevor es ihn in Ruhe lässt. Als er zurückweicht, fällt er nach hinten über. Das Messer steckt ihm im Bauch. Er hat noch die Kraft, es herauszuziehen, sich umzudrehen und auf Händen und Füßen zum Sofa zu kriechen. Irgendwie gelingt es ihm, sich hochzuziehen und hinzusetzen, das Messer liegt schließlich neben ihm.
    Und was ist mit seinem Angreifer? Es gibt zwei Möglichkeiten. Loogan ist der Angreifer, und er ändert plötzlich seine Meinung. Jetzt tut er alles, was er kann, um die Blutung aus der Wunde wieder zu stoppen. Oder der Angreifer

Weitere Kostenlose Bücher