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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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ist jemand völlig anderes. Jemand, der im Büro mit einem Messer gelauert hat, während Loogan im ersten Stock schlief.
    Du möchtest, dass es jemand anders ist, dachte Elizabeth. Du möchtest nicht glauben, dass David Loogan einem Mann die Kehle durchschneiden und ihm ein Messer in den Leib rammen würde.
    Sie sah zu der gerahmten Fotografie über dem Kamin auf: Blätter aus Papier, bunte Glassplitter. Sie berührte die Perlen ihrer Halskette.
    »Eine unbekannte Person«, sagte sie laut.
    Falls Beccanti von einer unbekannten Person erstochen worden war, dann musste sein Angreifer aus dem Haus geflohen sein. War er durch die Haustür entkommen? Nein. Warum sollte er einen Umweg nehmen, wenn direkt vor ihm ein offenes Fenster lag und ihn lockte? Er musste etwas von Beccantis Blut am Körper haben, es wäre ein Wunder, wenn dem nicht so wäre. Aber die Vorhänge waren weit aufgezogen. An ihnen kam er vorbei, ohne Blut zu hinterlassen.
    Was war mit dem Fliegengitter? Elizabeth ging durch das |220| Zimmer und trat ans Fenster. Die Überreste des Fliegengitters waren nach innen gedrückt. Sie sollten nach außen gebogen sein, falls jemand auf diesem Weg entkommen war.
    Sie holte ihr Handy heraus und wählte Harvey Mitchums Nummer. Seine Stimme klang ein wenig müde, als er sich meldete.
    »Mir ist da etwas eingefallen, Harv«, sagte Elizabeth. »Wollte es dir nur schnell mitteilen.« Ihr Ton war respektvoll. Immerhin war es sein Tatort.
    »Und das wäre?«, sagte er.
    »Was hältst du davon, das Fliegengitter nach Blutspuren untersuchen zu lassen?«
    Er schwieg eine Sekunde lang und dachte darüber nach. »Beccantis Blut? Glaubst du, dass der Mörder so entkommen ist?«
    »Könnte sein.«
    »Das passt aber nicht zu der Theorie, dass Loogan der Mörder ist.«
    »Nein.«
    »Außerdem war das Fliegengitter nach innen gedrückt.« Mitchum hatte immer schon scharfe Augen gehabt.
    »Nehmen wir mal an, der Mörder ist hinausgeklettert«, sagte sie, »und hat dann das Fliegengitter wieder nach innen gebogen.«
    Wieder Schweigen. »Also gut, Lizzie. Ich schicke jemanden vorbei, der es mitnimmt.«
    »Danke.«
    Sie drückte den Ausknopf ihres Handys und kehrte in die Zimmermitte zurück. Ihre Blicke wurden wieder von der gerahmten Fotografie über dem Kamin angezogen, ein Geschenk von Tom Kristoll, hatte Loogan ihr erzählt. Er hatte den Rahmen, als Kristoll starb, auseinandergenommen, weil er gehofft hatte, dort eine versteckte Botschaft von seinem Freund zu entdecken.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Bild von der Wand zu nehmen. Sie drehte es in ihren Händen um – an der |221| Rückseite war kein geheimer Umschlag festgeklebt, nichts als das Weiß des Papprückens.
    Ihr Handy klingelte, und sie nahm geistesabwesend den Anruf entgegen, während sie mit einer Hand noch die Fotografie hielt.
    »Hallo, Detective.«
    Vorsichtig lehnte sie das Bild an die steinerne Einfassung des Kamins.
    »Mr Loogan.«
    »Ich hoffe, das ist jetzt kein schlechter Zeitpunkt«, sagte er. »Es gibt da ein paar Dinge, über die wir reden müssen. Sie sind wahrscheinlich in meinem Haus gewesen, denke ich.«
    Sie blickte zum Fenster, denn plötzlich durchfuhr sie der Gedanke, er könnte sie beobachten.
    »Ja«, sagte sie.
    »Jemand hat Michael Beccanti in meinem Wohnzimmer erstochen.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe versucht, mir darüber klar zu werden, was ich Ihnen sagen soll. Ich weiß, wonach es aussieht. Das Messer stammt aus meiner Küche. Sie haben darauf wahrscheinlich auch meine Fingerabdrücke gefunden.«
    Sie trat näher ans Fenster. Auf der Straße war nichts von ihm zu sehen.
    »Wenn welche da sind, werden wir sie finden«, sagte sie.
    »Es sieht so aus, als wäre er eingebrochen und als hätte ich ihn daraufhin erstochen. Aber so war es nicht.«
    »Ich glaube Ihnen, Mr Loogan«, sagte sie leise, halb zu sich selbst.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, ich glaube Ihnen. Aber es spielt keine Rolle, was ich glaube. Sie müssen ins Dezernat kommen. Wir werden uns unterhalten. Sie können mir berichten, was wirklich passiert ist.«
    »Das werde ich, glaube ich, nicht tun.«
    |222| »Dann werde ich zu Ihnen kommen«, sagte sie. »Sagen Sie mir, wo Sie sind.«
    Sein Seufzen war nicht zu überhören. »Ich halte mich nicht an irgendeinem bestimmten Ort auf. Sie würden wahrscheinlich sagen, dass ich auf der Flucht bin. Haben Sie in Beccantis Hosentaschen nachgesehen?«
    Die Frage erwischte sie ganz unvermittelt, aber sie ließ sich,

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