Böse Dinge geschehen
zu laden.«
»Und haben Sie – mal mit angefasst?«
»Ich habe eine Kiste für sie in den Kofferraum gehoben. Das ist alles, was sie mitgenommen hat. Sie war schwer, eine von diesen feuerfesten Kisten für Akten oder so.«
|233| »Haben Sie gesehen, was da drin war?«
»Ich habe nicht reingeschaut«, sagte der Angestellte. »Aber ich glaube, sie hat sie aufgemacht, bevor ich aufgetaucht bin. Im Schloss steckte ein Schlüssel.« Er stützte sich auf den Tresen und senkte seine Stimme ein wenig. »Ich würde Ihnen jetzt gern erzählen, dass ich ihren Namen und ihre Telefonnummer habe, und ich hab’s weiß Gott auch versucht. Aber unter der Nummer, die sie mir gegeben hat, bin ich, als ich sie gewählt habe, bei einem Chinarestaurant gelandet. Der Name ist wahrscheinlich auch falsch. Mary-Louise.«
Bei dem Namen stutzte Elizabeth. Sie dachte an den Brief, von dem Loogan erzählt hatte – der Brief, der mit M. L. Black unterzeichnet war.
»Wie sah sie denn aus?«
»Scharf, wie schon gesagt. Groß, aber nicht zu groß. Vielleicht vierundzwanzig. Ihre Nase war nicht ganz gerade, aber was soll’s? Tolle Haut. Lange Haare – nicht ganz rot und nicht ganz braun.«
»Rotbraun«, sagte Elizabeth sanft.
»Das ist Valerie Calnero«, wandte Shan ein und sah Elizabeth an. »Was hat Valerie Calnero mit Sean Wrentmore zu tun?«
Elizabeth klappte ihr Notizbuch zu. »Das wollen wir sie dann mal selbst fragen.«
»Also, das war doch gut, oder?«, sagte der Angestellte eifrig. »Das bringt mir doch ein paar Punkte ein.«
»In der Tat«, sagte Elizabeth. »Sie waren uns eine große Hilfe. Wir danken Ihnen.« Sie drehte sich um. Shan war schon an der Tür.
»Cool«, sagte der Angestellte. »Aber wo wollen Sie denn hin? Ich habe noch gar nicht alles erzählt.«
Sie blieb stehen und drehte sich um. »Was meinen Sie damit?«
»Ich muss Ihnen noch von dem Mann erzählen, mit dem ich gestern gesprochen habe. Sie sind nicht die Einzigen, die sich für Nummer 401 interessieren.«
|234| 25
Von der Stelle, an der er den Wagen geparkt hatte, hatte David Loogan einen guten Blick auf ein schlichtes Apartmenthaus: drei Stockwerke, gläserne Eingangstüren, sandfarbene Backsteine. Er sah, wie Valerie Calnero mit einem kleinen Koffer in der einen Hand und einem Kleidersack über ihrer Schulter die Treppe herunterkam. Sie trug alles zu einem hellgrünen Chevrolet, der in der hufeisenförmigen Auffahrt vor dem Haus stand, wo die Sachen zu den anderen hinzukamen, die sie bereits eingeladen hatte – weitere Koffer, Kartons, ein geflochtener Wäschekorb voller Bücher.
Es war Mittwochmorgen. Er wäre schon früher zu ihr gefahren, aber es hatte ihn einige Mühe gekostet, sie zu finden. Ihre Adresse stand nicht im Telefonbuch. Sie stand auf der
Gray Streets -Liste
, aber die Liste hatte er in seinem Haus liegen gelassen.
Inzwischen hatte er sie, zusammengefaltet und in seinem Handschuhfach versteckt, wieder bei sich. Er hatte sie schon am frühen Morgen besorgt – ein kalkuliertes Risiko, das auf der Annahme basierte, dass die Polizei niemanden für sein Haus abgestellt hätte, weil sie zu viel zu tun hatte.
Dennoch war er vorsichtig gewesen. Er hatte einen Block entfernt geparkt, war durch eine Nebenstraße gegangen und hinter dem Haus über den niedrigen Maschendrahtzaun geklettert. Durch die Hintertür, die zum Abstellraum neben der Küche führte, hatte er sich Zugang zum Haus verschafft. Die Liste lag im Arbeitszimmer, zwischen den Unterlagen in der tiefen Schreibtischschublade.
|235| Kaum hatte er sie in Händen, riskierte er noch einen Abstecher in den ersten Stock. Da stand eine Gitarre in einem festen schwarzen Kasten in dem zweiten Schlafzimmer Er erinnerte sich daran, dass er sie gesehen hatte, als er frisch ins Haus gezogen war. Die Gitarre selbst glänzte und sah unbenutzt aus, als wäre sie nie gespielt worden. Loogan ließ sie im Schlafzimmer stehen und nahm bloß den Kasten.
Valerie Calnero schlug die Kofferraumtür zu und ging zurück ins Haus. Loogan beobachtete sie durch die Windschutzscheibe, eine schmale Gestalt in Jeans und einem dünnen verschlissenen Jackett. Er stieg aus dem Wagen, schnappte sich den Gitarrenkasten vom Rücksitz und lief zum Haus. Die Eingangstür wurde mit einer zusammengefalteten Zeitung offen gehalten.
Auf dem Flur im ersten Stock war kein Mensch. Valerie wohnte in Nummer 103. Loogan geriet für einen Augenblick in Zweifel, als er nach dem Türknopf griff. Wenn man Sachen in
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