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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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künstlichen Halbmond, jeden Abend wieder.
    Er war zweiunddreißig Jahre alt gewesen, still, diszipliniert, leicht exzentrisch. Elizabeth hatte seine Nachbarin befragt, Delia Ross, und das waren die Worte gewesen, mit denen die Frau ihn beschrieben hatte. Auf dem Foto seines alten Collegeausweises sah man ein unscheinbares schmales Gesicht, blondes Haar, Augen, die entschlossen waren, die Kamera in Grund und Boden zu starren.
    Laura Kristolls Aussage zufolge hatte Wrentmore einen Laptop besessen. Tom Kristoll hatte ihn an sich genommen und ihn nach Wrentmores Tod weggeschafft. Ein Laptop hatte Wrentmore die Möglichkeit gegeben, überall zu schreiben, in der Öffentlichkeit oder in jedem Zimmer der Wohnung, aber Elizabeth stellte sich ihn am Schreibtisch vor, wie er Abend für Abend vor einem hellen Bildschirm saß.
    Und wenn er sich dann vom Schreibtisch erhob, ging er durch die anderen Zimmer. Er musterte seine Wände und erblickte lauter Fremde auf Schwarz-Weiß-Fotografien, Leute aus Dritte-Welt-Ländern, |231| die ihm entschlossen entgegenstarrten, deren Augen, wie Wrentmores, kampflustig der Kamera begegneten. Er sah in ihre Gesichter, nicht in die von Familienmitgliedern oder Freunden. Elizabeth konnte keine Schnappschüsse entdecken, keine versteckten Fotos von früheren Freundinnen. Überhaupt kein Anzeichen dafür, dass jemals eine Frau in Wrentmores Wohnung gewesen war.
    Aber Wrentmore hatte sich nicht komplett abgeschottet. Er war aus sich herausgegangen und hatte Delia Ross gefunden. Er hatte ihr sein Manuskript zu lesen gegeben, und er hatte ein merkwürdiges Geheimnis mit ihr geteilt. Er hatte ihr den Schlüssel für ein Vorhängeschloss anvertraut.
     
    Am nächsten Morgen fuhr Elizabeth zu Sean Wrentmores Lagerraum bei Self-Storage USA.   Carter Shan begleitete sie, und als die Metalltür hochrollte, blickten sie gemeinsam auf Wrentmores traurigen Besitz. Kisten voller Bücher und Männermagazinen, Möbel, die es nicht wert waren, dass man sie einlagerte.
    Unter einem grauverhangenen Himmel gingen sie auf dem schmalen knirschenden Kiesweg zu dem winzigen Mietbüro. Der Angestellte, der gerade Dienst hatte, war ein muskulöser junger Mann Mitte zwanzig. Tätowierungen bedeckten seine Arme, krochen unter dem Kragen hervor und über seinen Hals. Er stützte sich mit seinen prallen Unterarmen auf den Resopaltresen und musterte Wrentmores Foto.
    »Ja, den habe ich schon mal gesehen. Sind Sie wirklich Bullen?«, fragte er voller Begeisterung.
    »Ja, wir sind wirklich Bullen«, erklärte ihm Shan.
    »Also, wenn ich Ihnen erzähle, was ich über diesen Typen weiß, dann bin ich ein anständiger Bürger, oder?«
    Shan nickte. »Sicher.«
    »Damit verdiene ich mir ein paar Punkte«, sagte der Angestellte mit einem schlauen Grinsen. »Wenn ich dann bei Rot |232| über ’ne Ampel fahre, können Sie vielleicht mal ein Auge zudrücken.«
    »Wir würden Sie mit einer Verwarnung davonkommen lassen«, sagte Elizabeth.
    »Super«, sagte der Angestellte. »Dann stellen Sie sich mal auf was ganz Tolles ein, weil ich Ihnen nämlich alles erzählen werde, was ich über Sean Wrentmore weiß. Und ich fang gleich mit dem Anfang an.« Er wandte sich dem Computer auf dem Tresen zu und tippte auf die Tastatur. »Sean Wrentmore hat jetzt seit fünf Jahren die Nummer 401.   Das fing vor meiner Zeit an.«
    »Wie lange arbeiten Sie hier schon?«, fragte Shan.
    »Ungefähr zwei Jahre. Aber wie schon gesagt, ich habe ihn ab und zu hier gesehen. Einmal habe ich ihn sogar angesprochen. Wir haben die gleiche Tätowierung.« Der Angestellte hob seinen linken Arm, um ihnen eine Reihe schwarzer, miteinander verbundener Ringe zu zeigen, die sich um sein Handgelenk zog. »Er hat mir dann seine gezeigt und mich gefragt, wo ich meine herhabe. Weiter, fürchte ich, sind meine Gespräche mit Sean Wrentmore nicht gediehen.«
    Elizabeth tauschte einen müden Blick mit Shan aus. »Wir fanden das jetzt nicht so toll.«
    Der Angestellte grinste wieder. »Ich bin ja noch nicht fertig. Ich habe Ihnen noch nicht von dem Mädchen erzählt.«
    »Von welchem Mädchen?«, fragte Shan.
    »Das Mädchen von Nummer 401.   Sie ist vor drei oder vier Wochen hierhergekommen. Ist in einem Chevrolet vorgefahren – grau oder hellgrün. Hat die Metalltür hochgerollt, war eine Weile drinnen. Ich bin hingegangen. An dem Tag war nicht viel los. Sie war wirklich scharf. Ich dachte, ich könnte vielleicht mal mit anfassen, falls sie Hilfe braucht, um etwas ins Auto

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