Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
Vom Netzwerk:
der Wand schwebte ein Mädchen in Neongrün und -lila über ungleichmäßigen Buchstaben in allen Farben des Regenbogens, die sich zu den Worten Drogen sind uncool fügten.
    Der Beamte lächelte. «Du bist Celia Durst, stimmt’s?»
    Celia blieb die Spucke weg.
    Der Polizist hieb auf die Schreibtischplatte. «Du bist es! Ich hab’s mir schon gedacht, als du reingekommen bist, aber ich wollte nichts sagen, bevor ich nicht hundertprozentig sicher bin.»
    «Entschuldigung», brachte sie mit Mühe heraus, «aber woher –?»
    «Elfte Klasse», sagte er. «Wir waren zusammen in Geschichte bei Mrs. Babbitt, der Großen Unrasierten. Ich saß ganz hinten in der letzten Reihe und hab nie was gesagt. Im Gegensatz zu dir. Du hast immer so schlaue Sachen von dir gegeben.» Er schüttelte den Kopf. «Celia Durst. Mein Bruder war damals wahnsinnig in dich verknallt.»
    «Wirklich?» Sie versuchte zu lächeln.
    Er nickte. «Er wollte unbedingt mit dir ausgehen. Hat sich eine Woche lang mit einem Briefchen abgemüht, das er dir in den Spind legen wollte, und dann im letzten Moment doch gekniffen. Ich glaube, das tut ihm heute noch leid.» Er hielt ihr die Hand hin. «Mitchell Gryzbowski, zu Diensten.»
    «Officer Gryzbowski –»
    «Sag doch Mitch zu mir.»
    «Äh, okay.» Celia brauchte zwei Anläufe, um den nächsten Satz zustande zu bringen. «Äh, ich hätte gern gewusst, ob es irgendwelche Unterlagen über die Verbreiterung der Ripley Road gibt.» Sie hatte nicht mehr den leisesten Schimmer, warum sie das Ganze hier für eine gute Idee gehalten hatte.
    Gryzbowski wirbelte einen Stift in fließenden Achterschleifen vom Zeigefinger bis zum kleinen Finger der rechten Hand und wieder zurück. «Du denkst an den Fall Pearson, stimmt’s? Hey, guck nicht so entsetzt. Der hat hier Riesenwellen geschlagen. Wann war das, 85? 86? Ich kann mich noch an die Aushänge erinnern, die ich als Kind damals überall im Ort gesehen habe. Als ich dann Polizist geworden bin, hat Frank mir mal erzählt, was da genau abgelaufen ist. War komisch, in die Truppe einzutreten und auf einmal deinen Namen zu hören. Erinnerst du dich an ihn? Frank DiNado? Das war der, der dich und die anderen drei befragt hat. Wahrscheinlich solltet ihr ihn mit Officer Frank anreden. Er war dann auf der Karriereleiter schon ein Stück nach oben geklettert, als ich in dem Laden anfing.»
    Celia schüttelte den Kopf.
    «Gesicht wie ein Spürhund? Große Ohren? Dackelblick?»
    Celia zuckte mit den Schultern. «Ich war ja fast noch ein Kind.»
    Gryzbowski nickte. «Ich schätze, du hast es verdrängt, hm? Na, er nicht, das steht fest. In seiner ganzen Laufbahn hat ihn nichts so sehr gefuchst, wie dass er diesen Dreckskerl von Entführer nicht gefunden hat. Damals gab es noch kein zentrales Melderegister für verschwundene Kinder und auch keine amtlichen Vermisstenmeldungen auf sämtlichen Kanälen. Bloß Frank, der die Nachricht von einem Mann in einer braunen Limousine verbreitete. Hey, es ist doch okay für dich, wenn ich darüber rede, oder?»
    Celia schloss die Augen.
    «Du siehst nämlich schon wieder ganz blass um die Nase aus. Möchtest du einen Kaugummi?»
    Er förderte ein Päckchen von irgendeiner zuckerfreien Sorte mit Beerengeschmack zutage. Celia lächelte, rührte sich aber nicht.
    Gryzbowski hob die Schultern. «Ich hab bei meiner Scheidung mit dem Rauchen aufgehört. Hab mir gedacht, wenn’s mir eh schon mies geht, kann ich genauso gut auch gleich noch mit den Zigaretten Schluss machen. Eine Zeitlang habe ich vier Päckchen von denen hier weggeputzt, mittlerweile bin ich runter auf eins.» Er lachte. «Das ist doch ein Fortschritt, oder? Komm, jetzt trink wenigstens einen Schluck.» Er ging zu einem Wasserspender und kam mit einem Pappbecher zurück.
    «Danke», sagte sie und versuchte es tapfer erneut. «Als die Bäume gefällt wurden …»
    «Ach ja, richtig», sagte Gryzbowski. «Die Ripley Road. Also, das war tatsächlich schon zu meiner Zeit. 98, 97, so um den Dreh. Ein paar Naturfreaks haben eine Unterschriftenaktion dagegen gestartet, aber ich war froh über die Verbreiterung. Auf der Straße haben sich schon viel zu viele Teenager mit dem Auto um den Baum gewickelt, weil sie zu schnell unterwegs waren. Du willst sicher wissen, ob sie beim Umpflügen irgendwas gefunden haben, aber da wäre nichts zu finden gewesen. Nachdem der Typ sich die kleine Pearson gegrabscht hat, haben sie den Wald abgegrast wie die Verrückten: mit Hundestaffeln, mit

Weitere Kostenlose Bücher