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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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Mittelstufe noch einem Kurs in der Highschool zuordnen. Er musterte sie ein zweites Mal – offensichtlich spielten sie beide das gleiche Gedächtnisspielchen. Dann gab er so etwas wie ein Knurren von sich.
    «Ich weiß, wer Sie sind», sagte er.
    «Ach ja?»
    «Sie sind Celia Durst.»
    «Kennen wir uns?», fragte sie.
    «Nicht direkt.»
    «Sie kommen mir nämlich auch bekannt vor. Sind Sie mit Leanne verwandt?»
    «Auf Anhieb richtig geraten», sagte er.
    «Freut mich, Sie kennenzulernen.» Sie hielt ihm die Hand hin, die er zögerlich schüttelte. «Aber ich könnte nicht sagen, ob wir uns schon als Kinder begegnet sind oder ob es bei mir deshalb klingelt, weil Sie die gleichen Augen haben wie Ihre Schwester.»
    «Es ist die Ähnlichkeit», sagte er. «Außerdem haben wir den gleichen Sinn für Humor.»
    Ein paar Häuser weiter fiel eine Fliegentür krachend ins Schloss, und Celia sah in die Richtung. Ein Hund kam mit großen Sprüngen aus einem Haus und zerrte einen Jungen an der Leine hinter sich her. Als Celia sich wieder Leannes Bruder zuwandte, schien sein Argwohn sich etwas gelegt zu haben.
    «Auf Besuch bei den Eltern oder so?», fragte er.
    Sie nickte. «Ich habe ganz vergessen, wie schön es hier im Frühling immer war.»
    «Ja, es kann wirklich schön sein.»
    «Sind Sie auch zu Besuch?»
    Er lachte und sah dabei seiner Schwester noch ähnlicher.
    «Ich?», sagte er. «Nein. Ich sitze hier so mehr oder weniger fest.»
    «Und was ist mit Leanne?»
    Er schüttelte den Kopf. «Lee und ich, das ist Jacke wie Hose.»
    «Waren Sie eine oder zwei Klassen über uns? Vielleicht kennen wir uns vom Schulhof?»
    «Nein.»
    «Trotzdem», sie ließ nicht locker, «Jensenville ist ja nicht gerade eine Metropole. Wir müssen uns doch –»
    «Hören Sie», sagte er. «Ich weiß, Sie haben E-Mails geschickt, und ich weiß auch, dass Sie einfach so hergekommen sind, deshalb bitte ich Sie nicht herein, aber nachdem Sie nun schon mal da sind, spricht von meiner Seite aus eigentlich nichts dagegen, mich mit Ihnen auf der Veranda ein bisschen zu unterhalten. Wollen Sie irgendwas? Ich hab Wasser da.»
    «Wissen Sie denn, ob Leanne bald zurückkommt?»
    Er schüttelte den Kopf. «Rechnen Sie lieber nicht damit.»
    «Wasser ist gut», sagte sie, und er verschwand in dem düsteren Haus.
    Sie setzte sich auf den einsamen Stuhl. Irgendwo gegenüber dröhnte mit wummernden Bässen Rap aus einem offenen Fenster. Das Scheppern der Fliegentür verriet ihr, dass Leannes Bruder wieder da war.
    «Haben Sie’s bequem?», fragte er – womit er offensichtlich meinte, sie solle ihren Stuhl zu ihm hindrehen. Er hatte von drinnen einen zweiten Korbstuhl mitgebracht, den er noch in Händen hielt. Zwischen ihnen auf dem Tisch stand ein Glas Wasser.
    «Ja, danke», sagte sie.
    «Den Stuhl, auf dem Sie da sitzen, hat Lee restauriert. Erst den Rahmen verstärkt und dann alles neu verflochten. Sie hätten ihn mal vorher sehen sollen – der Sitz hatte ein Riesenloch, und das ganze Ding war in so einem scheußlichen Orange lackiert. Die Farbe runterzukriegen war die Pest, aber jetzt sieht er echt toll aus.»
    «Klingt nach einem Haufen Arbeit.»
    «War es auch, aber genau das hat Lee gutgetan. Korbmöbel zu restaurieren hat Lee in den ersten Jahren bei der Genesung geholfen. Jetzt ist es so was wie eine Berufung.» Er deutete auf ein Schild im Fenster: KORBMÖBEL VON LEE – RESTAURIERUNG UND EIGENE GESTALTUNG, stand dort in fetten blauen Lettern. «So ziemlich jeder hat irgendwo einen alten kaputten Korbstuhl herumstehen», fuhr er fort. «Sind ja schöne Stücke und halten ein Leben lang, wenn man gut damit umgeht. Ich wette, bei Ihren Eltern gibt’s auch ein, zwei Stühle, die Lee ihnen wieder herrichten könnte.»
    «Hm, keine Ahnung. Ich muss mal nachsehen.» Sie trank einen Schluck Wasser. Es war warm.
    «Das würde Lee mit Sicherheit freuen», sagte er. «Erinnern Sie mich daran, dass ich Ihnen eine Visitenkarte mitgebe, bevor Sie gehen.» Er sah sie an. Sie blickte weiter scheinbar gebannt auf ihr Glas.
    «Schön, dass es Leanne gutgeht», sagte sie.
    «Ja», sagte er. «Zeitweise hat es nicht so rosig ausgesehen. Ganz und gar nicht. Alle, denen Lee nicht vollkommen scheißegal war, haben sich ziemliche Sorgen gemacht, aber jetzt geht’s Lee ganz okay.» Er nickte. «Sie sind aufs College gegangen, richtig? Was haben Sie denn studiert?»
    «Letztlich bin ich bei Betriebswirtschaft gelandet.»
    «Eine Betriebswirtin? Na, das klingt doch

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