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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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mal nach was Nützlichem. Ich hab nie verstanden, wieso die Leute so viel Geld zahlen, um Englisch oder Religion oder was weiß ich zu studieren. Da leben Sie sicher nicht schlecht in Chicago.»
    «Woher wissen Sie, dass ich –?»
    «Ihre E-Mails.»
    «Aber ich habe doch gar nichts –»
    «Sie sind nicht die Einzige, die einen Namen in eine Suchmaschine eingeben kann.»
    Er lehnte sich gegen die Hauswand und betrachtete sie von Kopf bis Fuß mit prüfendem Blick, der unter die Haut zu dringen schien.
    «Lee war übrigens einigermaßen durch den Wind, dass Sie nach all den Jahren plötzlich wieder aufgetaucht sind», sagte er.
    «Ich bin ihr wirklich dankbar, dass sie mir geantwortet hat.»
    «Lee war mehr als froh darüber, Leute wie Sie hinter sich gelassen zu haben», sagte er. «Eigentlich ist es echt das Letzte, wie Sie da auf Lees Veranda sitzen und einen auf fürsorglich machen.»
    «Ich wollte mich entschuldigen», sagte sie.
    «Das haben Sie doch schon.»
    Celia schüttelte den Kopf. «Nicht richtig. Nicht so, wie es ihr zusteht.»
    «Aber das wollte Lee nicht», sagte er und äffte ihr Kopfschütteln nach. «Lee wollte Sie nie wieder sehen – was wird damit aus Ihrer Entschuldigung? Sie richtet nur noch mehr Schaden an, stimmt’s? Neuen Schlamassel, den Sie wiedergutmachen müssen.»
    Celia konnte den Blick nicht von ihm wenden.
    «Es tut mir leid», sagte sie.
    «Leanne war so kreuzunglücklich», sagte er. «In der Hinsicht brauchte sie keine Nachhilfe von Ihnen und Djuna. Seit sie denken konnte, wusste sie, dass sie anders war. Schon als kleinem Mädchen ging es ihr hundsmiserabel, und da habt ihr zwei dann eingehakt und es so auf die Spitze getrieben, wie es eigentlich überhaupt nicht mehr vorstellbar war.»
    Celias Starren war so zwanghaft wie sein Lächeln.
    «Ich habe euch dafür gehasst», sagte er, immer noch lächelnd – Worte, bei denen sich Celia die Nackenhaare sträubten. «Ich dachte, ich wäre darüber hinweg, aber wenn ich Sie hier so sehe, stelle ich fest, dass dem nicht so ist.»
    «Sie und Leanne müssen sich sehr nahestehen», sagte sie.
    «So nahe, wie es in dieser Welt nur möglich ist.»
    «Es war falsch von mir, herzukommen.» Celia schüttelte den Kopf. «Ich erwarte nicht, dass Sie mir das abnehmen, aber normalerweise bin ich nicht so … Ich gehe jetzt wohl lieber.» Sie wollte sich erheben.
    «Noch nicht.» Sein Ton ließ sie erstarren.
    Die Musik aus dem Haus gegenüber war verstummt. Bis auf ferne Autogeräusche herrschte Stille.
    «Um wie viel Uhr sind Sie zu Schulzeiten immer so aufgestanden?», fragte er.
    «Wie bitte?»
    «Um wie viel Uhr, habe ich gefragt.»
    Sie sah ihn an.
    «Das ist keine Fangfrage», sagte er und beugte sich zu ihr hin. «Damals, als Sie noch ein unschuldiges kleines Mädchen waren, um welche Uhrzeit sind Sie da aufgestanden, um sich für die Schule fertigzumachen?»
    Sein kurzärmliges T-Shirt verriet ihr, dass er regelmäßig Krafttraining betrieb. Die schwellenden Arme verjüngten sich zu schmalen, fast schon zart zu nennenden Handgelenken. Im Stehen hätte er ihr nur bis zum Kinn gereicht, aber er verfügte über mehr Muskelmasse. Statt zum Auto zurückzugehen, blieb sie, wo sie war, begegnete seinem Blick, seiner Frage, die die Atmosphäre zwischen ihnen aufheizte.
    «Sieben Uhr?», sagte sie unsicher. «Halb acht? Tut mir leid, ich weiß es wirklich nicht mehr.»
    «Leanne ist jeden Morgen um fünf aufgestanden», sagte er. «Um fünf Uhr früh und hat sich auf eure dämlichen Musterungen vorbereitet. Sie hat sich vor den Spiegel gestellt, ihre Haare angeguckt, ihre Klamotten, ihre ganze Persönlichkeit, verdammt, und sich gefragt, was sie tun könnte, damit sie die Prüfung besteht. Und ihr habt es ja so schlau angestellt, ihr zwei. Habt sie gerade so oft bestehen lassen, dass sie die Hoffnung nicht aufgab und dachte, es würde vielleicht doch irgendeine objektive Logik dahinterstecken. Und dass ihr zwei ihr tatsächlich dazu verhelfen könntet, ein besseres Mädchen zu werden.»
    Celia erinnerte sich, wie sie und Djuna sich jeden Morgen im Bus den Testbogen ausgedacht und die Kästchen mit schwarzem Füller in ein Notizheft gemalt hatten, das zwischen ihnen lag. Um es hinter sich zu bringen, trugen sie praktisch jeden zweiten Tag die Noten schon ein, bevor sie überhaupt in der Schule waren.
    «Ich schäme mich für das, was wir getan haben», sagte sie leise. «Es war dumm und gemein, und ich würde gern sagen, es wäre mir damals

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