Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
Vom Netzwerk:
morgen früh zu Leanne», sagte Celia.
    Huck nahm die Fernbedienung und drückte auf den roten Knopf. Es wurde totenstill. «Das halte ich für eine ganz schlechte Idee», sagte er.
    «Kann sein, aber ich mache es trotzdem. Für den Fall, dass es meine einzige Chance ist.»
    «Das läuft nicht so wie bei deinem Job, Ceel. Hier stehen dir nicht alle Türen offen, damit du deine Untersuchungen durchführen kannst. Du bist da definitiv unwillkommen.»
    «Ist schon okay», sagte Celia. «Ich bitte dich nicht, mitzufahren.»
    Sie schloss die Augen.
    «Ich glaube, wenn wir wieder in Chicago sind, solltest du mit einer Therapie anfangen», sagte er.
    Sie regte sich nicht. Hörte den Pulsschlag in ihrem Ohr.
    «Du auch», sagte sie. Die Straßenlaternen übertünchten das Dunkel im Zimmer mit einem orangegelben Schimmer. Wenn ein Auto vorbeifuhr, glitten seine Lichter wie Suchscheinwerfer durch den Raum und ließen Umrisse aufblitzen – eine beleuchtete Parade der Formen, ein kurzes Aufbegehren gegen die Nacht.

[zur Inhaltsübersicht]
    20. Kapitel
    Huck schlief noch, als Celia am folgenden Morgen aufbrach. Ihren Eltern erzählte sie, sie sei zum Frühstück verabredet, was zwar nicht stimmte, ihr aber kein schlechtes Gewissen machte, weil sie in ihrer momentanen Verfassung ohnehin keinen Bissen hinuntergebracht und selbst den Kaffee verweigert hätte. Im Auto wurde sie langsam munterer, stellte dann allerdings fest, dass sie noch mindestens eine Dreiviertelstunde würde totschlagen müssen, bevor sie zu einer halbwegs zivilen Uhrzeit bei Leanne aufkreuzen konnte, die in Pritchard wohnte. Dort war Celia bisher nur ein einziges Mal in ihrem Leben gewesen, anlässlich eines Flohmarkts, wo Huck und sie zwischen Zeremonienschwertern, selbstgedörrtem Rehfleisch, T-Shirts mit Gedenksprüchen zum 11. September, Flaschenöffnern in Tierform und Stapeln von gebrauchter Kinderkleidung herumgestiefelt waren und dem Spektakel nach einer Viertelstunde den Rücken gekehrt hatten. Leanne wohnte ein paar Meilen östlich davon in einem Viertel mit kleinen, einstöckigen Häusern, unmittelbar hinter einem Wohnwagenpark und einer Tankstelle, bei der man sein Auto frisieren lassen und Lebendköder erwerben konnte. Im Vorbeifahren sah Celia Kinder auf verbeulten Fahrrädern, einen Mann, der sich über eine Motorhaube beugte, und ein Mädchen, das auf der Treppe vor seinem Haus saß und auf den Haaren einer Barbiepuppe herumkaute. Leannes Haus war das hübscheste in ihrem Block, frisch gestrichen, der Rasen gepflegt, auf der großen, überdachten Veranda stand ein gut erhaltener Korbstuhl. Celia fuhr vorbei, ohne anzuhalten, drehte noch eine Runde und parkte schließlich auf der Zufahrt hinter einem nicht mehr ganz taufrischen Pick-up mit einem Aufkleber von der Wilson-Smith University an der Heckscheibe und einem zweiten an der Stoßstange, auf dem HALT DICH DA RAUS stand.
    Sie schlug die Fahrertür zu und hoffte, der Lärm würde durch die offenen Fenster bis ins Haus dringen. Die Verandastufen knarrten unter ihrem Gewicht. Neben dem Korbstuhl stand ein niedriger Tisch mit einem vollen Aschenbecher und einem Stapel Zeitschriften darauf. Celia versuchte sich eine erwachsene Leanne vorzustellen, die auf dem Stuhl saß, eine Zeitschrift las und dazu eine Zigarette rauchte, doch sie sah nur ein dünnes kleines Mädchen mit schiefem, aschblondem Pony und abgeknabberten Fingernägeln vor sich. Einen Moment lang – lange genug, wie sie hoffte – blieb sie auf der Veranda stehen. Die Haustür stand offen, nur die Fliegengittertür war zu. «Hallo?», rief sie. Nichts. Sie ging zur Tür und sah durch das Gitter. Ein Flur und ein Polstersessel. Aus dem hinteren Teil des Hauses näherte sich ein Schatten.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte ein Mann durch die Maschen. Celia hätte nicht sagen können, ob sie ihm ebenso bekannt vorkam wie er ihr.
    «Hi», sagte sie. «Ich bin eine alte Freundin von Leanne, und ich war gerade zufällig in der Gegend.» Eine fadenscheinige Lüge, die sie schlucken ließ. «Habe ich Glück, und sie ist zu Hause?»
    Der Mann musterte sie.
    «Nein, haben Sie nicht», erwiderte er schließlich.
    Er kam zu ihr hinaus auf die Veranda. Er war schlank und hatte ein freundliches Gesicht – ein Typ, in den Celia durchaus einmal hätte verknallt sein können, doch als sie in Gedanken ihre Liste der verzweifelten und unerfüllten Teenager-Lieben durchging, wurde sie nicht fündig. Sie konnte ihn weder der Cafeteria in der

Weitere Kostenlose Bücher