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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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Tisch.
    «Deine Mutter hat recht», sagte Warren. «Wir fahren jetzt nach Hause, du ruhst dich ein bisschen aus, und wenn du dann in der richtigen Verfassung bist –»
    «Wisst ihr denn, ob sie überhaupt noch in der Gegend wohnt?», fragte Celia.
    Ihr Vater betrachtete aufmerksam seinen Teller.
    «Dennis ist weggezogen», sagte Noreen ruhig, «aber Grace ist dageblieben. Sie wollte wohl … Ihr gefiel die Vorstellung nicht, allzu weit fort zu sein.»
    Schließlich brachen sie auf. Die restliche Fahrt hatte Noreen nur Augen für die vorbeiziehende Landschaft, den Ellbogen auf die Armlehne gestützt, das Kinn auf die Hand. Celias identische Haltung auf dem Beifahrersitz verriet, dass sie Noreens Tochter war. Hätte sie ihrem Vater nicht so ähnlich gesehen, man hätte den Fahrer, dessen Finger rastlos auf dem spezialangefertigten Lenkrad herumtrommelten, für einen Angestellten halten können, der seine Fahrgäste an ein Ziel brachte, dem keiner mit Freuden entgegensah.

[zur Inhaltsübersicht]
    3. Kapitel
    Als Jensenville noch das Zentrum der amerikanischen Gummistiefelproduktion war und so unverwüstlich erschien wie eine tief im Boden verwurzelte Platane, ließ die Stadt einen steinernen Bogen errichten und auf beiden Seiten die Worte LET IT RAIN eingravieren. Mit der Zeit zogen die Fabriken nach Süden, und die Züge fuhren immer häufiger nur noch durch den Bahnhof durch, doch der Bogen blieb, überspannte weiterhin die Straße. Je nachdem, aus welcher Richtung man kam, diente der Schriftzug als Omen oder Grabinschrift. Bei ihrem Umzug ans College schrie Celia die Worte so laut heraus, dass ihr die Luft wegblieb und sie um ein Haar in einen Ford Pinto gekracht wäre, dessen Fahrer den Motor abgewürgt hatte. Bei jeder Heimfahrt musste sie sich aufs Neue geschlagen geben.
    Djuna tauchte am Rand von Celias Blickfeld auf, sobald Warrens Auto den Schatten des Bogens durchfahren hatte. Als wolle sie einundzwanzig Jahre Verbannung wettmachen, tänzelte sie an der Ampel vor dem Drugstore herum und wartete auf Grün; und da, vor der Post, wo sie einmal vom Rad gefallen war. Celia sah Djuna vor dem ausgedienten Hobbyladen verschiedene Posen einnehmen und eine Querstraße weiter auf der Bank vor dem ehemaligen Papierwarengeschäft lümmeln. Celia erinnerte sich an ein anderes Schaufenster voller ausgeblichener Plattenalben, mit einem Schild, auf dem VISIONEN IN VINYL stand. Drinnen hatte es nach Katzenpisse und Schimmel gestunken, unerträglich, selbst wenn sie nur durch den Mund atmete; doch Djuna war munter durch die Gänge gewieselt und hatte versucht, mit den Männern zu flirten, die eifrig die Kisten mit den gebrauchten Schallplatten durchwühlten. Inzwischen war die Ladenfassade schon lange rosa gestrichen und in ELISES EPILIERSALON umgetauft worden.
    Bei der verrammelten Reinigung an der Ecke Elm Street und Main Street mit ihren seit der Reagan-Ära unveränderten Warnhinweisen vor gefährlichen Chemikalien war Djuna verschwunden. An der Highschool hatte früher das Gerücht kursiert, dass Kids sich auf der Suche nach einem billigen Kick Einlass in das Untergeschoss verschafften und die Dämpfe inhalierten, die aus vermodernden Behältern mit Lösungsmitteln entwichen. Die Straßen hinter der Reinigung waren von den deutschen Emigranten geprägt, die in Jensenvilles Gründerzeit hier gelebt hatten. Wie erfolgreich die Nachfahren der einstigen Einwanderer sich assimiliert hatten, bewies ihre Aussprache von Straßennamen wie «Beth-o-ven» und «Go-ie-thie». Schubert war dieser phonetischen Verhunzung entgangen, ein Vorzug, der Warren und Noreen bei der Besichtigung ebenso für das Haus eingenommen hatte wie die Südlage und die hübsch restaurierte vordere Veranda, weshalb sie letztlich auf der gepunkteten Linie unterschrieben hatten. Das Viertel verdankte sein buntes Durcheinander aus Veranden, Spitzgiebeln und Dachgauben dem üppigen Angebot von Materialien und Arbeitskräften im frühen zwanzigsten Jahrhundert, einer Zeit, in der Vorstädte noch nicht am Reißbrett geplant wurden. Celia war umgeben von diesem Charme aufgewachsen und hatte ihn als so selbstverständlich hingenommen wie die Horde von Kindern, die entweder die öffentliche oder die katholische Schule besuchten, deren angeschlossene Kirche zwischen neun Uhr morgens und sechs Uhr abends zur vollen Stunde schlug und zu den täglichen Messen rief. Mit den neununddreißig Glockentönen vor jedem Gottesdienst hatte Celia zählen gelernt, aber die

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