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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Schatow schien fast am ganzen Leibe zu zittern und fuhr von seinem Platz in die Höhe. »Sprechen Sie von Ihrer Angelegenheit, und ich werde auch etwas sagen … dann …«
    Er setzte sich.
    »Diese Angelegenheit gehört in eine andere Kategorie«, begann Nikolaj Wsewolodowitsch, der ihn interessiert beobachtete. »Gewisse Umstände haben mich genötigt, heute noch diese Stunde zu wählen und mich auf den Weg zu Ihnen zu machen, um Sie zu warnen, daß man Sie vielleicht umbringen wird.«
    Schatow starrte ihn entgeistert an.
    »Ich weiß, daß mir Gefahr drohen könnte«, sagte er bedächtig. »Aber woher wollen Sie, ausgerechnet Sie, etwas darüber wissen?«
    »Weil ich ebenfalls zu ihnen gehöre, genauso wie Sie, und auch Mitglied ihrer Gesellschaft bin, genauso wie Sie.«
    »Sie … Sie … sind Mitglied der Gesellschaft?«
    »Ich lese in Ihren Augen, daß Sie alles von mir erwartet haben, nur dies nicht«, Nikolaj Wsewolodowitsch lächelte kaum merklich, »aber erlauben Sie, Sie wollen bereits gewußt haben, daß man Ihnen nach dem Leben trachtet?«
    »Nicht im mindesten. Und auch jetzt nicht im mindesten, ungeachtet Ihrer Worte, obwohl … obwohl man sich für diese Dummköpfe niemals verbürgen kann!« rief er plötzlich aufgebracht und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich fürchte sie nicht! Ich habe mit ihnen gebrochen. Der da ist viermal bei mir aufgetaucht und hat gesagt, daß es möglich ist … aber«, er sah Stawrogin an, »was wissen Sie eigentlich darüber?«
    »Sie können ganz sicher sein, daß ich Sie nicht belüge«, fuhr Stawrogin ziemlich kühl fort, mit dem Ausdruck eines Menschen, der lediglich seine Pflicht erfüllt. »Sie möchten mich examinieren, was ich weiß? Ich weiß, daß Sie im Ausland Mitglied dieser Gesellschaft geworden sind, etwa vor zwei Jahren, noch zur Zeit ihrer alten Organisation, unmittelbar vor Ihrer Amerika-Reise und, wie ich glaube, unmittelbar nach unserm letzten Gespräch, zu dem Sie mir in Ihrem Brief aus Amerika so viel geschrieben haben. Ich bitte bei dieser Gelegenheit zu entschuldigen, daß ich Ihnen nicht ebenfalls brieflich geantwortet und mich darauf beschränkt habe …«
    »… das Geld zu überweisen; warten Sie«, Schatow unterbrach ihn, zog eilig die Tischschublade auf und kramte unter den Papieren eine regenbogenfarbene Banknote hervor, »hier, nehmen Sie die hundert Rubel, die Sie mir damals geschickt haben; ohne Sie wäre ich dort verloren gewesen. Ich würde das Geld noch lange nicht zurückgeben können, wenn Ihre Frau Mutter mir diese hundert Rubel nicht vor neun Monaten geschenkt hätte, angesichts meiner Notlage, nach meiner Krankheit. Aber fahren Sie fort, bitte …«
    Er rang nach Luft.
    »In Amerika änderten Sie Ihre Ansichten und wollten nach Ihrer Rückkehr in die Schweiz austreten. Man blieb Ihnen eine Antwort schuldig, gab Ihnen aber den Auftrag, hier, in Rußland, von irgendeiner Person irgendeine Druckpresse in Empfang zu nehmen und sie so lange aufzubewahren, bis ein Bevollmächtigter von ihnen erscheint und sie übernimmt. Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber die Hauptsache dürfte stimmen, nicht wahr? Sie willigten ein, in der Hoffnung oder unter der Bedingung, daß dies ihre letzte Forderung an Sie wäre und daß Sie sich dann völlig trennten. Das alles, ob nun so oder anders, erfuhr ich nicht von denen, sondern rein zufällig. Eines scheinen Sie bis jetzt nicht zu wissen: Diese Herrschaften haben durchaus nicht vor, sich von Ihnen zu trennen.«
    »Das ist Unsinn!« brüllte Schatow. »Ich habe ihnen ehrlich erklärt, daß ich mit ihnen gar nichts gemein habe! Das ist mein Recht, das Recht meines Gewissens und meiner Gedanken … Das lasse ich mir nicht gefallen! Es gibt keine Macht, die …«
    »Wissen Sie, Sie sollten nicht so schreien«, unterbrach ihn Nikolaj Wsewolodowitsch sehr ernst. »Dieser Werchowenskij ist ein solches Kerlchen, daß er uns vielleicht jetzt belauscht, mit eigenen oder fremden Ohren, von Ihrem Flur aus. Sogar der Trunkenbold Lebjadkin war beinahe verpflichtet, Sie zu bespitzeln, und Sie vielleicht ihn, nicht wahr? Sagen Sie mir lieber: Hat Werchowenskij Ihre Argumente akzeptiert oder nicht?«
    »Er hat sie akzeptiert; er sagte, es sei möglich und ich hätte das Recht …«
    »Also betrügt er Sie. Ich weiß, daß sogar Kirillow, der eigentlich gar nicht dazugehört, ihnen irgendwelche Auskünfte über Sie geliefert hat; sie haben zahlreiche Agenten, sogar solche, die es nicht einmal

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