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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Wsewolodowitsch lächelte kaum merklich, »und außerdem sehe ich mit Bedauern, daß Sie fiebern.«
    »Ich bitte, mich zu achten, ich fordere es!« schrie Schatow. »Es geht nicht um meine Person – mag sie der Teufel holen! –, sondern um etwas anderes, nur für diesen Augenblick, für diese wenigen Worte … Wir sind zwei Wesen und stehen uns in der Unendlichkeit gegenüber … zum letzten Mal auf dieser Welt. Geben Sie Ihren Ton auf, und schlagen Sie einen menschlichen an! Sprechen Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben mit menschlicher Stimme! Hier geht es nicht um mich, sondern um Sie. Begreifen Sie, daß Sie mir diesen Schlag ins Gesicht allein schon deshalb vergeben müssen, weil ich Ihnen Gelegenheit gegeben habe, Ihre grenzenlose Kraft zu erfahren … Schon wieder setzen Sie Ihr angewidertes, konventionelles Lächeln auf. Oh, wann werden Sie mich endlich begreifen! Fort mit dem Herrensöhnchen! Begreifen Sie endlich, daß ich fordere, fordere, daß ich anders nicht sprechen will und um keinen Preis sprechen werde!«
    Seine Verzückung grenzte an Fieberwahn; Nikolaj Wsewolodowitsch runzelte die Brauen, als hätten seine Bedenken zugenommen.
    »Wenn ich schon eine halbe Stunde bleibe«, sprach er eindringlich und ernst, »obwohl ich so wenig Zeit habe, so dürfen Sie mir glauben, daß ich die Absicht habe, Ihnen wenigstens interessiert zuzuhören, und … überzeugt bin, daß ich von Ihnen viel Neues hören werde.«
    Er setzte sich auf einen Stuhl.
    »Nehmen Sie Platz!« rief Schatow und setzte sich irgendwie plötzlich auch selbst.
    »Erlauben Sie mir jedoch, daran zu erinnern«, fing Stawrogin noch einmal an, »daß ich im Begriff war, mich mit einer wirklichen Bitte an Sie zu wenden, die Marja Timofejewna betrifft und für sie in jedem Fall von großer Bedeutung ist …«
    »Und?« Schatow runzelte plötzlich die Brauen mit der Miene eines Menschen, den man an der allerwichtigsten Stelle unterbricht und der einen zwar ansieht, aber die Frage noch nicht verstanden hat.
    »… und die Sie mich nicht haben aussprechen lassen«, schloß Nikolaj Wsewolodowitsch lächelnd.
    »Na und, Unsinn, später!« Schatow winkte, als er den Tadel begriff, angewidert ab und ging unverzüglich zu seinem Hauptthema über.
    VII
    »WISSEN Sie«, begann er beinahe drohend, indem er sich auf seinem Stuhl vornüberbeugte und mit blitzenden Augen den Zeigefinger der rechten Hand hob (offenbar ohne es selbst zu wissen), »wissen Sie, welches Volk jetzt auf der ganzen Erde das ›Gottesträgervolk‹ ist, das da kommt, um die Welt im Namen des Neuen Gottes zu erneuern und zu erretten, und dem als einzigem die Schlüssel des Lebens und des Neuen Wortes gegeben sind … Wissen Sie, welches Volk das ist und welches sein Name ist?«
    »Nach Ihrem Benehmen muß ich unbedingt und, ich glaube, auf der Stelle den Schluß ziehen, daß dieses Volk das russische ist …«
    »Und schon lachen Sie, o dieses Geschlecht!« Schatow fuhr beinahe in die Höhe.
    »Beruhigen Sie sich, ich bitte Sie; im Gegenteil, ich habe nämlich mit etwas Derartigem gerechnet.«
    »Mit etwas Derartigem gerechnet? Und Ihnen sind diese Worte unbekannt?«
    »Durchaus bekannt; ich sehe nur allzu deutlich, worauf Sie hinauswollen. Ihr ganzer Satz und sogar der Ausdruck ›Gottesträgervolk‹ sind nur der Schluß eines Gesprächs, das vor gut zwei Jahren im Ausland stattgefunden hat, kurz vor Ihrer Abreise nach Amerika … Jedenfalls, soweit ich mich im Augenblick erinnere.«
    »Dieser Satz ist Wort für Wort der ihre und nicht der meine. Es ist Ihr eigener Satz und nicht der Schluß unseres Gesprächs. Von ›unserem‹ Gespräch kann keine Rede sein: Es war ein Meister, der gewaltige Worte verkündete, und ein Jünger, der von den Toten auferstand. Ich war der Jünger und Sie der Meister.«
    »Aber mir ist erinnerlich, daß Sie gerade nach meinen Worten Mitglied der Gesellschaft wurden und erst darauf nach Amerika fuhren.«
    »Ja, und ich schrieb Ihnen darüber aus Amerika; ich schrieb Ihnen über alles. Ja, ich konnte mich nicht sofort mit blutenden Wunden von dem losreißen, was seit meiner Kindheit ein Teil von mir war, dem alles Entzücken meiner Hoffnungen und alle Tränen meines Hasses galten. Es ist schwer, die Götter zu wechseln. Ich habe Ihnen damals nicht geglaubt, weil ich nicht glauben wollte, und habe mich zum letzten Mal an diese Kloake geklammert … Aber der Same ist geblieben und aufgegangen. Im Ernst, sagen Sie im Ernst, Sie haben doch meinen

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