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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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schweigen, aber Papier und Bleistift will ich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Will ich nicht.«
    Pjotr Stepanowitsch wurde grün vor Wut, beherrschte sich aber immer noch, stand auf und nahm seinen Hut.
    »Ist er bei Ihnen?« fragte er plötzlich mit gesenkter Stimme.
    »Bei mir.«
    »Das ist gut. Ich werde ihn bald holen, machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Er ist nur nachts hier. Die alte Frau ist im Krankenhaus, die Schnur ist tot; ich bin zwei Tage allein. Ich habe ihm die Stelle im Zaun gezeigt, wo man die Latte herausnimmt; da kriecht er durch, keiner sieht ihn.«
    »Ich hole ihn bald.«
    »Er sagt, er hat viele Stellen zum Übernachten.«
    »Er lügt, er wird gesucht, und hier fällt er vorläufig nicht auf. Führen Sie etwa Gespräche mit ihm?«
    »Ja, die ganze Nacht. Er schimpft sehr auf Sie. Ich habe ihm nachts aus der Apokalypse vorgelesen, und Tee. Hat sehr zugehört; sogar die ganze Nacht.«
    »Oho, Sie werden ihn ja sogar noch, hol’s der Teufel, zum christlichen Glauben bekehren!«
    »Er hat ohnehin den christlichen Glauben. Machen Sie sich keine Sorgen. Er wird morden. Wen wollen Sie denn ermorden?«
    »Nein, dazu brauche ich ihn nicht; ich habe mit ihm etwas anderes vor … Weiß Schatow von Fedjka?«
    »Ich spreche mit Schatow nicht und sehe ihn nicht.«
    »Ist er Ihnen böse, oder?«
    »Nein, wir sind nicht böse, wir sehen nur zur Seite. Wir haben zu lange in Amerika nebeneinander gelegen.«
    »Ich werde gleich bei ihm anklopfen.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Wir, Stawrogin und ich, werden von dort vielleicht auch zu Ihnen kommen, so gegen zehn.«
    »Kommen Sie.«
    »Ich muß mit ihm etwas Wichtiges besprechen … Übrigens, schenken Sie mir doch Ihren Ball; wozu brauchen Sie ihn jetzt noch? Ich möchte mit ihm auch Gymnastik machen. Ich kann ihn meinetwegen bezahlen.«
    »Nehmen Sie ihn so.«
    Pjotr Stepanowitsch steckte den Ball in die hintere Tasche.
    »Aber ich werde Ihnen nichts gegen Stawrogin geben«, murmelte Kirillow, als er seinen Besucher hinausbegleitete. Dieser sah ihn erstaunt an, antwortete aber nichts.
    Die letzten Worte Kirillows hatten Pjotr Stepanowitsch äußerst stutzig gemacht; er hatte noch keine Zeit, darüber nachzudenken, aber bereits auf der Treppe, die zu Schatow führte, gab er sich Mühe, seine mißmutige Miene in eine freundliche zu verwandeln. Schatow war zu Hause und nicht ganz wohl. Er lag auf seinem Bett, allerdings vollständig angekleidet.
    »Wie schade!« rief Pjotr Stepanowitsch schon auf der Schwelle aus. »Ernstlich krank?«
    Der freundliche Ausdruck verschwand plötzlich aus seinem Gesicht, etwas Böses blitzte in seinen Augen auf.
    »Überhaupt nicht.« Schatow fuhr nervös in die Höhe. »Ich bin überhaupt nicht krank, nur ein wenig Kopfschmerzen …«
    Er wurde sogar verlegen; das plötzliche Erscheinen dieses Besuchers jagte ihm entschieden Schrecken ein.
    »Ich komme ausgerechnet in einer Angelegenheit, die Unwohlsein ausschließt«, begann Pjotr Stepanowitsch rasch und irgendwie gebieterisch, »darf ich Platz nehmen?« (er setzte sich), »und Sie setzen sich wieder auf Ihr Lager, so. Heute werden unter dem Vorwand einer Namenstagsfeier von Wirginskij sich einige von den Unsrigen versammeln; einen anderen Charakter wird sie nicht annehmen, dagegen sind schon Maßnahmen getroffen. Ich komme mit Nikolaj Stawrogin. Ich würde Sie natürlich niemals zwingen hinzugehen, da ich Ihre jetzige Einstellung kenne … das heißt, um zu vermeiden, daß Sie sich dort quälen, aber nicht etwa, weil wir glaubten, Sie könnten uns denunzieren. Aber nun hat es sich so ergeben, daß Sie unbedingt kommen müssen. Sie werden dort alle diejenigen antreffen, mit denen wir endgültig beschließen werden, wie und wann Sie aus der Gesellschaft austreten dürfen und wem Sie das, was sich noch bei Ihnen befindet, zu übergeben haben. Das wird unauffällig vor sich gehen: Wir ziehen uns in eine Ecke zurück; eine Menge Leute werden dort sein, und nicht alle brauchen es zu wissen. Ich gebe zu, daß ich Ihretwegen reden mußte, bis mir die Zunge zum Hals heraushing; aber jetzt sieht es so aus, als ob sie damit einverstanden wären, selbstverständlich unter der Bedingung, daß Sie die Druckerpresse und alle Papiere übergeben. Dann stehen Ihnen alle vier Himmelsrichtungen offen.«
    Schatow hatte ihm erbost und mit gerunzelter Stirn zugehört. Der nervöse Schrecken von vorhin war ganz von ihm gewichen.
    »Ich sehe mich keineswegs verpflichtet, vor

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