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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Stepanowitsch mit einem ironischen Lächeln.
    »Vielleicht wünsche ich es nicht.«
    »Kurz und gut: Gibt es Geld, oder gibt es keins?« schrie er Stawrogin feindselig, ungeduldig und irgendwie herrisch an. Dieser musterte ihn gleichgültig.
    »Es gibt kein Geld.«
    »He-he, Stawrogin! Sie wissen etwas, oder Sie haben bereits etwas unternommen! Sie – Sie treiben es arg!«
    Sein Gesicht verzerrte sich, die Mundwinkel zuckten, und plötzlich brach er ohne jeden Anlaß in lautes, völlig deplaciertes Lachen aus.
    »Sie haben doch von Ihrem Vater das Geld für das Gut bekommen«, bemerkte Nikolaj Wsewolodowitsch seelenruhig. »Maman hat Ihnen sechs- oder achttausend für Stepan Trofimowitsch ausgezahlt. Also können Sie anderthalbtausend aus Ihrer Tasche zahlen. Ich habe keine Lust mehr, für andere zu zahlen, ich habe schon so viel verteilt, daß es mir leid tut …« Er mußte selbst über seine Worte lächeln.
    »Aha! Nun belieben Sie zu scherzen …«
    Stawrogin erhob sich von seinem Stuhl, und im selben Augenblick sprang auch Werchowenskij auf und stellte sich automatisch mit dem Rücken zur Tür, als wollte er den Ausgang versperren. Nikolaj Wsewolodowitsch hob schon den Arm, um ihn von der Tür wegzuschieben und hinauszugehn, blieb aber plötzlich stehen.
    »Ich werde Ihnen Schatow nicht abtreten«, sagte er. Pjotr Stepanowitsch zuckte zusammen; beide sahen einander an.
    »Ich habe Ihnen kürzlich gesagt, wozu Sie Schatows Blut brauchen«, fuhr Stawrogin mit funkelnden Augen fort. »Sie wollen mit diesem Kitt Ihre Gruppen zusammenkleistern. Gerade eben haben Sie es glänzend geschafft, Schatow zu vertreiben: Sie wußten nur zu gut, daß er niemals sagen würde ›Ich werde nicht denunzieren‹, es aber für gesinnungslos hielt, in Ihrer Gegenwart zu lügen. Aber ich – wozu brauchen Sie mich? Seit ich aus dem Ausland zurück bin, belästigen Sie mich. Die Erklärungen, die Sie mir dafür bis jetzt gegeben haben, sind nichts als Phantasien. Unter anderem möchten Sie erreichen, daß ich Lebjadkin anderthalb Tausend aushändige und damit Fedjka den Anlaß gebe, ihn zu ermorden. Ich weiß es, Sie glauben, daß ich zugleich auch meine Frau ganz gern loswürde. Durch dieses Verbrechen würden Sie mich an sich ketten und in Ihre Gewalt bekommen, das stimmt doch? Was wollen Sie mit dieser Gewalt? Was, zum Teufel, versprechen Sie sich von mir? Machen Sie doch ein für allemal Ihre Augen auf: bin ich denn der Mann, den Sie brauchen, und lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Ist Fedjka selbst bei Ihnen gewesen?« fragte Werchowenskij keuchend.
    »Ja, er war bei mir; sein Preis war ebenfalls anderthalbtausend … Aber das kann er selbst bestätigen, hier steht er …« Stawrogin deutete mit der Hand hinter ihn.
    Pjotr Stepanowitsch wandte sich rasch um. Auf die Schwelle, aus dem Dunkel, war eine neue Gestalt getreten – Fedjka, im Halbpelz, aber ohne Mütze, wie zu Hause. Er stand da, grinste und ließ dabei seine ebenmäßigen weißen Zähne sehen. Seine schwarzen Augen, deren Weiß leicht gelblich schimmerte, streiften achtsam durch das Zimmer und beobachteten die drei Herren. Er schien zu stutzen; augenscheinlich hatte Kirillow ihn gerade geholt, und zu ihm kehrte Fedjkas fragender Blick immer wieder zurück; er stand auf der Schwelle, zögerte aber, das Zimmer zu betreten.
    »Er ist bei Ihnen hier wohl zur Stelle, damit er unsern Handel mithört oder gar das Geld zu sehen bekommt, nicht wahr?« fragte Stawrogin und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, aus dem Haus. Werchowenskij holte ihn am Tor ein, er war dem Wahnsinn nahe.
    »Halt! Keinen Schritt weiter!« schrie er und packte ihn am Ellbogen. Stawrogin wollte sich befreien, aber es gelang ihm nicht, Werchowenskij abzuschütteln. Eine rasende Wut bemächtigte sich seiner: Er packte Werchowenskij mit der linken Hand bei den Haaren, schleuderte ihn mit aller Gewalt zu Boden und ging zum Tor hinaus. Aber er war noch keine dreißig Schritte gegangen, als Werchowenskij ihn schon wieder einholte.
    »Schließen wir Frieden! Schließen wir Frieden!« flüsterte er atemlos.
    Nikolaj Wsewolodowitsch zuckte mit den Schultern, blieb aber nicht stehen und sah sich nicht um.
    »Hören Sie, ich werde Ihnen gleich morgen Lisaweta Nikolajewna zuführen, wollen Sie? Nein? Warum antworten Sie nicht? Sagen Sie, was Sie sich wünschen, und ich werde es tun. Hören Sie: Ich trete Ihnen Schatow ab, wollen Sie?«
    »Dann haben Sie sich also wirklich vorgenommen, ihn umzubringen?« rief

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