Boese - Horror
Staatsgefängnis in Florence gebracht würde. Aber bis zum Morgen konnte er nichts tun.
Doug ließ den Motor des Bronco an und setzte zurück. Ihm wurde klar, dass er nichts erreicht und seinem Freund in keiner Weise geholfen hatte. Es war ihm höchstens gelungen, Hobie dazu zu bringen, keine Aussage zu machen, bis er einen Anwalt hatte.
Am wichtigsten war jetzt, den Postboten festzunageln und zu beweisen, dass er den Mord begangen hatte. Aber das war sehr schwierig. Es hatte keine Zeugen gegeben, und Hobie selbst war bereits zu weit in den Wahnsinn abgedriftet, als dass ihm noch irgendjemand glaubte.
Doug ging um eine Hausecke und erstarrte, als er auf der anderen Straßenseite den Wagen des Postboten sah. Er beobachtete, wie die blasse Hand des Mannes den Briefkasten vor einem Haus öffnete und einen Stapel Briefe hineinlegte.
Die Hand erhob sich über das Wagendach und winkte träge, ehe der Wagen davonglitt.
37.
Yard Stevens, der Anwalt, den Doug für Hobie engagiert hatte, war ein Südstaaten-Gentleman der alten Schule, der erst in fortgeschrittenem Lebensalter nach Arizona ausgewandert war und noch immer viel von dem manierierten Gehabe des Südens beibehalten hatte. Er lebte und praktizierte in Phoenix, hatte aber ein Ferienhaus in Willis, wo er den Sommer verbrachte, um der Hitze zu entgehen. Er war bekannt dafür, Mordfälle zu übernehmen und auch zu gewinnen, auf die sich die sensationsgeile Boulevardpresse stürzte. Als Doug ihm Hobies Situation beschrieb, erklärte Stevens sich bereit, den Fall zu übernehmen, auch wenn das bedeutete, dass er seine Ferien abbrechen musste. Stevens' Honorar war so astronomisch, dass es kaum zu glauben war, doch ein Vertreter des Schulbezirks versicherte, dass Hobies Versicherung die Kosten übernehmen würde.
»Wissen Sie«, sagte der Anwalt in seinem Südstaaten-Singsang, als sie in einem großen weißen Lincoln zur Polizeiwache fuhren, »ich hatte in diesem Sommer selbst Probleme mit der Post. Ich habe mehrmals versucht, mit dem Postchef darüber zu sprechen, aber wenn ich angerufen habe, war er nie da.«
Doug hatte hin und her überlegt, ob er Stevens alles erzählen sollte, war jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es für Hobie besser war, wenn er es nicht tat. Wenigstens jetzt noch nicht. Er wollte nicht, dass der Anwalt sie beide für übergeschnappt hielt. Doch wenn Stevens im Zuge seiner Recherchen entdeckte, was tatsächlich vor sich ging - nun, dann hätten sie einen weiteren Verbündeten auf ihrer Seite. Wenn Stevens nichts entdeckte, konnte Doug ihn später immer noch über die Einzelheiten informieren.
»Ich hatte auch Schwierigkeiten«, gab Doug zu.
»Wenn es ein Problem der ganzen Stadt ist, wie ich vermute, könnten wir das vielleicht zu unserem Vorteil nutzen.«
Doug lächelte. »Das wollen wir hoffen.«
Der Anwalt sah ihn an. »Glauben Sie, dass Ihr Freund unschuldig ist? Sagen Sie mir die Wahrheit. Ich bin an die anwaltliche Schweigepflicht gebunden, und nichts wird diesen Wagen verlassen.«
Doug überraschte die Direktheit der Frage. »Er ist unschuldig«, sagte er.
»Das höre ich gern.«
»Und was glauben Sie?«
Stevens lachte, ein dunkles, melodisches, beinahe tröstliches Geräusch. »Das entscheide ich, nachdem ich mit meinem Mandanten gesprochen habe.«
In der Polizeiwache wurden sie durchsucht und dann in einen kleinen Raum geführt, der leer war bis auf einen Tisch und drei Stühle, die am Boden festgeschraubt waren. Hobie wurde in Handschellen hereingeführt und sagte nichts, bis der Wächter den Raum verließ. Er sah noch schlechter, noch wahnsinniger aus als in der Nacht zuvor, und Doug hatte ein unbehagliches Gefühl in der Magengrube. Eigentlich hatte er gehofft, dass Hobie einen guten Eindruck auf den Anwalt machen würde.
»Okay«, sagte Doug. »Jetzt können wir reden.«
Hobie blickte sich verstohlen um. Er schaute unter den Tisch und tastete unter dem Stuhl, als suchte er nach elektronischen Abhörgeräten. Unter anderen Umständen wäre Hobies paranoide Reaktion witzig gewesen. Aber jetzt erschien nichts mehr witzig.
»Hier sind keine Wanzen«, sagte Doug. »Unsere Polizei kann sich keine leisten.«
»Und selbst wenn dort welche wären«, ergänzte Stevens, »wären Beweise, die durch ihren Gebrauch gesammelt wurden, vor Gericht nicht zulässig.«
»Das ist dein Anwalt«, sagte Doug. »Yard Stevens.«
Der Anwalt streckte Hobie eine dicke, rosafarbene Hand entgegen. »Wie geht es Ihnen?«
»Was glauben Sie? Ich
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