Boese - Horror
Postbote davonfuhr. Aber da war nur Stille. Billy starrte krampfhaft nach vorn auf die Fenster des Hauses, doch im Geiste sah er das unheimliche Lächeln des Postboten, und er fühlte sich schmutzig und besudelt davon, als müsste er ein Bad nehmen.
Ihm wurde unangenehm bewusst, dass er Shorts trug, sodass der Postbote seine nackten Beine sehen konnte.
Billy erreichte die Veranda und ging direkt zur Tür, öffnete sie und schlüpfte ins Haus. Erst jetzt drehte er sich um, um durch die Fliegentür auf den Postboten zu spähen. Aber der Wagen stand nicht mehr am Beginn der Auffahrt: Wo er gewesen war, erhob sich nicht einmal eine Staubwolke.
»Was guckst du, Sportsfreund?«
Beim Klang der Stimme fuhr Billy zusammen. »Nichts«, sagte er, doch an der Miene seines Vaters konnte er erkennen, dass der ihm nicht glaubte.
»Was ist? Du wirkst ein bisschen schreckhaft.«
»Nichts«, wiederholte Billy. »Ich bin nur rausgegangen, um die Post zu holen.« Er reichte seinem Vater die Umschläge, die er in der Hand hielt.
Dougs Miene verwandelte sich von Verwirrung zu etwas, was aussah wie ... Verständnis?
In diesem Augenblick knirschten Reifen draußen auf dem Kies.
Sie blickten beide aus dem Fenster. Hobie Beechams verbeulter weißer Pick-up war gerade in die Auffahrt eingebogen, und Hobie sprang aus dem Führerhaus.
»Okay«, sagte Doug und nickte Billy zu. Er legte die Umschläge auf den Tisch, schob die Fliegentür auf und ging hinaus auf die Veranda.
Hobie kam mit dem typischen, staksigen Cowboy-Gang eines weißen Südstaatlers über die Auffahrt. Er polterte laut die Stufen zur Veranda hinauf und schob dabei seine Baseballmütze zurecht. »Ich wollte eigentlich schon gestern kommen«, sagte er zu Doug, »aber ich war auf Busenwache.« Er grinste, nahm seine verspiegelte Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche seines T-Shirts. »Ein harter Job, aber jemand muss ihn ja machen.«
Hobie besaß die Autowerkstatt und war Fahrlehrer, doch im Sommer arbeitete er freiwillig zwanzig Stunden die Woche als Bademeister im öffentlichen Schwimmbad. Er war ein recht guter Schwimmer, aber kein ausgebildeter Rettungsschwimmer. Trish hatte sich oft laut gefragt, warum man ihn überhaupt genommen hatte, denn es war bekannt, dass er mehr Zeit damit verbrachte, hinter seiner Sonnenbrille die Mütter zu begaffen, als auf deren Kinder zu achten. Trish war Hobie gegenüber möglicherweise voreingenommen, aber auch Doug fand, dass der Bursche nicht ganz astrein war: Hobie war groß, laut, unheilbar sexistisch und auch stolz darauf.
Billy, der in der Tür stand, musste über Hobies Bemerkung lachen. Er fühlte sich schon besser. Er mochte Mr. Beecham.
»Das hast du nicht gehört«, ermahnte ihn Doug.
Hobie schüttelte kichernd den Kopf. »Die Kids fangen heute ganz schön früh an.«
Billy nahm sein Luftgewehr, ging zum anderen Ende der Veranda und zielte auf die Aluminiumdose, die er auf einen Baumstumpf gestellt hatte. Die Erinnerungen an den Zwischenfall mit dem Postboten verblassten bereits.
Doug und Hobie gingen ins Haus, und Hobie nahm seine Baseballmütze ab. Unaufgefordert setzte er sich in den nächsten Sessel und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Gibt es hier irgendwas Kaltes zu trinken?«
Doug ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. »Wir haben Eistee, Coke, Wasser ...«
»Irgendwas Härteres?«
»Bier ist alle. Außerdem, es ist noch nicht mal elf Uhr.«
Der andere Lehrer seufzte. »Also dann, Coke.«
Doug öffnete je eine Dose Cola für Hobie und sich selbst, kam mit den Getränken ins Wohnzimmer und reichte eine Dose seinem Freund. »Was führt dich hierher?«
»Die Sitzung des Schulvorstands nächsten Dienstag.«
Doug stöhnte. »Vorstandssitzung? Die haben wir doch gerade erst gehabt.« Er setzte sich auf die Couch. »Außerdem dachte ich, die Sitzung wäre erst Ende Juli.«
»Tja, die Bastarde haben sie vorverlegt. Die haben sich gedacht, sie können den Haushalt ohne Widerspruch durchbringen, wenn sie die Sitzung abhalten, während die meisten Lehrer in den Ferien sind. Verdammt, ich habe es nur herausgekriegt, weil einer der Hausmeister es mir erzählt hat. Ich habe ihn im Schwimmbad getroffen.«
»Aber sie müssen doch Ort und Zeit bekannt geben.«
Hobie zuckte mit den Achseln. »Ich bin sicher, das haben sie auch.« Seine Stimme bekam einen sarkastischen Unterton. »Du kennst sie ja. Sie würden nie etwas Illegales tun.« Er schnaubte. »Wahrscheinlich haben sie die
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