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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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neben dem Briefkasten, und er fuhr rasch über den Asphalt und hoffte, direkt auf die Straße abbiegen zu können. Doch er hatte kein Glück. Auf dem Highway wimmelte es von Autos und Wohnwagen, die vom See kamen, und Doug musste auf eine Lücke warten. Er konzentrierte sich auf den Verkehr und blickte nur nach links, konnte aus dem Augenwinkel aber erkennen, dass der Postbote ihn weiter anstarrte, schweigend und regungslos. Dann endete die Schlange von Fahrzeugen, und Doug fuhr mit kreischenden Reifen los. Er konnte dem Impuls nicht widerstehen und blickte beim Vorbeifahren durch das Beifahrerfenster.
    Der Postbote winkte ihm lächelnd zu.

4.
    Billy war auf der Veranda, als der Postbote kam. Es gab keine Vorwarnung wie bei Mr. Ronda, keinen lauten Motor oder quietschende Bremsen. Es gab nur das ruhige Schnurren eines neuen Motors und das leise Knirschen von Reifen, die zum Stehen kamen. Billy legte sein Luftgewehr hin und blickte neugierig zu dem neuen Postboten hinüber. Doch die Scheiben des roten Wagens waren getönt und das Innere dunkel, und er konnte nichts sehen als eine magere weiße Hand und den Ärmel einer blauen Uniform, die sich aus dem Fenster der Fahrerseite streckten, um einen Packen Briefe in den Kasten zu legen. Der Anblick hatte etwas an sich, das ihn störte, das nicht passte. In der Dunkelheit des Wagens glaubte er einen roten Haarschopf über einem verschwommenen bleichen Gesicht zu erkennen. Der Postbote sah nicht freundlich aus wie Mr. Ronda. Er sah irgendwie ... nicht menschlich aus.
    Billy spürte, wie ihn ein leichtes Frösteln durchlief, obwohl die Temperatur schon merklich auf die dreißig Grad zuging. Die weiße Hand winkte ihm zu - nur einmal, ganz kurz -, dann fuhr der Wagen weiter und glitt geräuschlos über die Straße.
    Billy wusste, dass er hinausgehen und die Post aus dem Kasten holen sollte, doch aus irgendeinem Grund fürchtete er sich davor. Der Briefkasten und die Straße schienen plötzlich schrecklich weit von der Sicherheit des Hauses und der Veranda entfernt zu sein. Was, wenn der Postbote sich entschloss, umzudrehen und zurückzukommen? Billys Dad war im Badezimmer an der Rückseite des Hauses, und seine Mutter war drüben bei den Nelsons. Billy wäre da draußen auf sich selbst gestellt, ganz allein.
    Hör auf mit dem Quatsch, sagte er sich. Es war dumm. Er war jetzt elf, beinahe zwölf, praktisch ein Teenager. Und da hatte er Angst, die Post zu holen? Mann, wie erbärmlich! Es war nicht mal Nacht. Es war Morgen, helles Tageslicht. Er schüttelte den Kopf. Was für ein Schlappschwanz er doch war!
    Dennoch hatte er Angst, und so sehr er sich selbst auch zurechtgewiesen hatte, er musste sich zwingen, die Stufen zur Veranda hinunter und über den Kiesweg der Auffahrt zu gehen. Billy schritt langsam an der Kiefer vorbei, in die sie die Futterstelle für die Vögel gehängt hatten, und kam dann am Bronco seiner Eltern vorüber. Sein Herz hämmerte. Er blickte die Straße entlang und sah voller Entsetzen, wie der Wagen des Postboten plötzlich rückwärts auf ihn zugefahren kam. Billy stand wie angewurzelt da; am liebsten wäre er zurück zur Veranda gerannt, aber er wusste, wie dämlich das aussehen würde.
    Der Wagen kam neben ihm zum Stehen. Jetzt konnte Billy deutlich das schwarze Innere des neuen Wagens erkennen.
    Und das weiße Gesicht des Postboten.
    Billy schlug das Herz bis zum Hals. Das Gesicht des Postboten war zwar nicht direkt hässlich oder Furcht erregend, aber die Haut schien zu blass zu sein, die Züge zu ebenmäßig. Das Haar war grellrot, sodass es im Kontrast zu der weißen Haut künstlich wirkte, wie eine billige Perücke. Billy schauderte.
    »Ich habe vergessen, einen Brief abzugeben«, sagte der Postbote. Seine Stimme war tief und gleichmäßig, so glatt und professionell wie die eines Gameshow-Moderators oder Nachrichtensprechers. Er reichte Billy einen Umschlag.
    »Danke«, zwang Billy sich zu sagen. Seine Stimme klang hoch und kindlich.
    Der Postbote lächelte ihn an - ein stilles, vielsagendes Lächeln, das Billy das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er schluckte heftig und ging die Auffahrt zur Veranda zurück, wobei er sich darauf konzentrierte, ruhige und gleichmäßige Schritte zu machen, denn er wollte nicht, dass der Postbote seine Angst spürte. Die ganze Zeit rechnete er damit, dass im Wagen hinter ihm ein Gang eingelegt wurde; er machte sich auf das Geräusch gefasst, wie die Reifen sich knirschend durch den Kies wühlten, sobald der

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