Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
Vom Netzwerk:
leisten können, länger im Hotel zu bleiben. Die Post gibt keinen Zuschuss für Umzüge, und Gott weiß, dass sie den Postboten nicht genug bezahlen, um wochenlang im Hotel wohnen zu können.« Er schrieb eine Nummer auf einen kleinen Zettel, stempelte ihn mit einem roten Siegel ab und nahm das Paket von der Waage. Oben auf das Paket stempelte er FIRST CLASS.
    »Und wie ist er so? Was halten Sie von ihm?«
    Howard zuckte die Achseln. »Ist noch zu früh, um das zu sagen. Er scheint ganz nett zu sein.«
    Doug blickte den Postchef misstrauisch an, während dieser das Paket in einen großen Karren warf. Es war nicht Howards Art, so zurückhaltend zu sein. Normalerweise war er mit seinem Urteil rasch bei der Hand und hielt damit auch nicht hinter dem Berg: Entweder mochte er jemanden oder nicht, und er zögerte auch nicht, seine Meinung kundzutun.
    Doch Doug sagte nichts. Howard hatte gerade seinen besten Freund verloren. Wer war er, in einer solchen Situation über das Verhalten dieses Mannes zu urteilen?
    »Trish hatte es ernst gemeint«, sagte er. »Wir möchten wirklich, dass Sie zu uns kommen.«
    Howard nickte. »Ich komme gern«, sagte er aufrichtig.
    »Wie wäre es dann am Wochenende? Freitag oder Samstag?«
    »Klingt gut.«
    »Ich sage Trish Bescheid. Sie wird Sie wahrscheinlich noch deswegen anrufen. In solchen Dingen verlässt sie sich nicht auf mich.« Er öffnete die Tür des Postamts. »Wir sehen uns.«
    »Bis später«, antwortete Howard.
    John Smith, dachte Doug, während er die Stufen hinunterging und seine Autoschlüssel aus der Tasche holte. Wer's glaubt.
    Doug war auf dem Nachhauseweg, als ihm einfiel, dass er vergessen hatte, ein Lotterielos zu kaufen. Er hatte es nicht ernst gemeint, als er zu Trish gesagt hatte, das Glück stünde ihnen jetzt offen: Er kein kein Spieler, kaufte aber gelegentlich ein Los. Und obwohl er ein intelligenter und aufgeklärter Mann war, war er nicht ganz gegen Aberglauben immun. Er glaubte nicht wirklich an vorherbestimmtes Glück oder Unglück, schloss es aber auch nicht als völlig unmöglich aus. Außerdem hatte er nichts dagegen, ein paar Millionen zu gewinnen. Er würde sich schon an den Reichtum gewöhnen.
    Doug wendete den Wagen und fuhr zum Circle-K-Einkaufszentrum. Er kaufte ein Los, überließ es dem Automaten, die Glückszahlen auszuwählen, und dachte über sein Leben als wohlhabender Mann nach, als er zum Wagen zurückging. Er wollte gerade die Tür aufschließen, als er neben dem Briefkasten am Straßenrand den Postboten sah. Der Mann kniete auf dem Boden. Die Klappe des Briefkastens war geöffnet; Schlüssel und Kette baumelten am Schloss, und er holte die eingeworfene Post heraus. Nur leerte er den Kasten nicht einfach, wie Doug es bei Bob Ronda gesehen hatte. Er ging die Umschläge durch und musterte jeden einzelnen sorgfältig. Einige legte er ordentlich in einen Plastikkasten neben sich. Andere steckte er achtlos in eine braune Papiertüte.
    Seltsam, überlegte Doug. Wieso geht er mit einigen Umschlägen sorgfältig um, mit anderen gleichgültig? Es sah beinahe so aus, als wollte er ein paar Umschläge vor Howard verbergen, weil er gar nicht die Absicht hatte, sie zuzustellen.
    Der Postbote hob den Blick und starrte Doug direkt an.
    Doug schaute rasch zur Seite und tat so, als hätte er die Straße abgesucht, wobei sein Blick sich für einen kurzen Moment zufällig mit dem Postboten gekreuzt hatte. Aber in der Sekunde, als ihre Blicke sich trafen, hatte Doug das untrügliche Gefühl, dass der Postbote wusste, dass er ihn beobachtete - und dass genau dies der Grund dafür war, warum er in diesem Moment aufgeblickt hatte.
    Du bist ja verrückt, sagte Doug sich selbst. Der Mann hatte bloß in seine Richtung geblickt. Das war alles. Es war eine vollkommen alltägliche Begegnung, ein purer Zufall. Es war nichts Seltsames oder Unheimliches daran. Doch als er den Postboten wieder anschaute, sah er, dass der Mann ihn immer noch anstarrte und dass ein angedeutetes, verächtliches Lächeln auf seinen schmalen Lippen lag.
    Doug öffnete rasch die Wagentür und stieg ein. Er fühlte sich verletzlich, schutzlos und ein bisschen schuldig, als wäre er dabei erwischt worden, wie er jemanden beim Entkleiden beobachtete. Er wusste nicht, warum der Blick des Postboten solche Gefühle in ihm auslöste, aber er wollte erst gar nicht darüber nachdenken. Doug ließ den Motor an und setzte aus der Parklücke zurück. Die einzige Ausfahrt vom Parkplatz des Circle K war direkt

Weitere Kostenlose Bücher