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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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weiterzuleben, als wäre nichts geschehen.
    Trotzdem musste er jetzt an Bob Ronda denken. Schaudernd stellte Doug sich vor, wie der Postbote ausgesehen haben musste, nachdem er sich den Schädel weggeblasen hatte und Blut und Hirn an die Fliesen gespritzt waren. Der Tod war in jeder Form ein Thema, mit dem man nur schwer umgehen konnte, doch ein so schrecklicher Selbstmord war schmutzig und grausig zugleich.
    Er blickte auf die Briefe in seiner Hand und dachte an den neuen Postboten. Der Zufall, an einem einzigen Tag so viel erfreuliche Post zu bekommen, war wunderbar, aber auch ein wenig unheimlich. Hätte Bob Ronda diese Briefe zugestellt, wäre Doug vor Freude außer sich gewesen. Doch wenn er sich vorstellte, wie die blassen, heißen Hände des neuen Postboten die Umschläge in den Kasten schoben und dann sorgfältig die Klappe schlossen, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie irgendwie ... beschmutzt waren. Und obwohl eigentlich nichts passiert war, das seine Laune trüben konnte, war er nicht mehr so glücklich wie noch einen Augenblick zuvor. Er blickte zu Billy hinüber.
    »Um welche Zeit ist der Postbote gekommen?«, fragte er beiläufig.
    »Hab ich nicht mitgekriegt«, antwortete Billy, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
    Doug erinnerte sich an das spöttische Lächeln des Postboten, an seine arrogante Miene. Er ertappte sich dabei, wie er sich fragte, was für einen Wagen der Mann wohl fuhr. Und wie mochte er heißen?
    Doug blieb beim ersten Laden stehen, um Brot, Holzkohle, Tomaten, Salat und Erdnussbutter zu kaufen; dann schaute er auf dem Rückweg im Postamt vorbei. Er hatte keine Schwierigkeiten, eine Parklücke zu finden. Der winzige Parkplatz war praktisch leer. Zwei alte Männer saßen auf der Bank vor dem Postamt, als Doug die Stufen hinaufging, aber drinnen waren keine Kunden. Howard war wie üblich am Schalter und beschäftigte sich mit einem Paket. Er sah abgespannt aus; sein Gesicht war rot und fleckig, die Augen verweint, und Doug nahm an, dass er die Nacht zuvor wahrscheinlich mit Trinken verbracht hatte. Der Anblick des Mannes bereitete ihm ein unbehagliches Gefühl, aber er zwang sich zu lächeln, während er sich dem Schalter näherte. »Wie geht's, Howard?«
    Der Postchef blickte zerstreut auf. »Gut«, sagte er, doch seine Stimme klang nicht überzeugend. Seine Antwort war eine Floskel, eine automatische Reaktion, und hatte nichts zu bedeuten. »Kann ich etwas für Sie tun, Doug?«
    »Eigentlich bin ich nur vorbeigekommen, um einen Brief abzugeben, aber ich dachte, wenn ich schon mal da bin, könnte ich mal sehen, wie es Ihnen geht.«
    Ein Anflug von Zorn huschte über Howards Gesicht. »Es geht mir gut. Ich wünschte, die Leute würden aufhören, mich zu behandeln, als käme ich gerade aus der Nervenheilanstalt. So zerbrechlich bin ich nicht. Ich werde schon keinen Nervenzusammenbruch erleiden. Himmel, man könnte meinen, ich wäre ein kleines Kind.«
    Doug lächelte. »Die Leute hier machen sich Sorgen um Sie. Das wissen Sie doch.«
    »Na ja, stimmt schon. Ich wünschte mir nur, dass sie sich ein bisschen weniger kümmern würden.« Er musste gehört haben, dass seine Stimme genervt klang, denn er schüttelte dümmlich lächelnd den Kopf. »Es tut mir leid, ich glaube, ich war in der letzten Zeit nicht ganz ich selbst.« Er warf Doug einen warnenden Blick zu. »Aber ich will kein Mitleid.«
    Doug lachte. »Von mir kriegen Sie auch keins.«
    »Gut.«
    »Also, wer ist der neue Postbote?«
    Howard legte das Paket auf die Waage, setzte seine Brille mit dem Metallrahmen auf und blinzelte durch die dicken Gläser, um das Gewicht abzulesen. »Er heißt John Smith.«
    John Smith?
    »Er war ziemlich schnell da, nicht?«
    »Ja, das hat mich auch gewundert. Normalerweise dauert es vier oder fünf Wochen, um jemanden zu versetzen. Ich habe am Montag eine Anforderung beim Hauptpostamt eingereicht, und am Mittwoch war Smith schon hier.«
    »Kommt er aus Phoenix?«
    »Keine Ahnung. Er redet nicht viel. Aber ich bin sicher, dass ich das bald herausfinde. Ich habe ihm gesagt, dass er bei mir bleiben kann, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat. Murials Zimmer steht leer, solange sie weg ist. Er kann da schlafen, wenn er das Bett macht und hinter sich aufräumt. Das ist billiger als ein Hotel, und er gewinnt dadurch etwas Zeit, sich eine Bleibe zu suchen. Normalerweise endet das damit, dass die Postler die erstbeste Wohnung nehmen, die sie kriegen können, weil sie es sich nicht

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