Boese - Horror
Beerdigung vermisst«, sagte sie unverblümt.
»Na ja, ich bin nicht hingegangen. Ich meine, das wäre ein bisschen heuchlerisch gewesen. Ich kannte den Mann eigentlich gar nicht. Er hat meine Post gebracht, ich habe ihn ab und zu gesehen, aber wir waren bestimmt keine Freunde.«
»Eine Menge Leute waren da.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich nicht. Bring mich vor Gericht.« Er lächelte. »Freunde zu suchen war nie eines meiner wichtigsten Ziele im Leben.«
»Das habe ich gemerkt«, entgegnete Trish kühl.
Hobie wandte sich an Doug. »Da wir gerade von Bob Ronda sprechen - hast du schon den neuen Postboten gesehen?«
»Ja«, sagte Doug.
»Ich habe ihn heute Morgen an der Post getroffen«, erzählte Hobie. »Unheimlicher Kerl. Ich mag ihn nicht.«
Jemand anderem war es also auch aufgefallen! »Hast du mit ihm gesprochen?«
»Wollte ich nicht. Er hat den Job, die Post zuzustellen, und nicht, mein Kumpel zu sein. Ich rede ja auch nicht mit dem Gasableser oder dem Zeitungsjungen oder dem Telefonmann. Nimm es mir nicht übel, aber das habe ich an Bob Ronda nie besonders gemocht: Er hat dauernd angehalten, um mit jedem zu schwatzen.«
»Bob Ronda war ein guter Mann«, stellte Doug fest.
»Genau. Untersteh dich, etwas Schlechtes über ihn zu sagen«, warnte Trish mit einem drohenden Blick aus ihren dunklen Augen.
Hobie wollte etwas erwidern, überlegte es sich dann aber anders und hielt den Mund. Er bedachte Doug mit einem Lächeln von Mann zu Mann - ein Lächeln, das ausdrückte, dass Trish ein typisches, dummes weibliches Wesen war.
Trish hat recht, ging es Doug durch den Kopf: Manchmal ist Hobie ein unsensibler Blödmann.
Trish ging die Stufen zur Veranda hinauf und schlug die Tür hinter sich zu.
»Wie auch immer«, sagte Hobie, »den neuen Postboten mag ich nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Ein merkwürdiger Kotzbrocken. Er ist so blass. Und dieses rote Haar ... Ich wäre nicht überrascht, wenn es gefärbt wäre. Der Kerl sieht hässlich aus.«
Doug schwieg. Er wusste nicht, was er von dem neuen Postboten halten sollte. Er hatte keine feste Meinung über den Mann, nur eine unbegründete Abneigung, ein Gefühl des Unbehagens, das durch ein paar zufällige Begegnungen noch verstärkt wurde. Normalerweise neigte er nicht zu solch impulsiven, instinktiven Beurteilungen und war ein wenig von sich selbst überrascht. Für gewöhnlich war er darauf stolz, im Zweifelsfall - und bis zum Beweis des Gegenteils - erst einmal das Beste von jedem Menschen anzunehmen. Seine negative Meinung über den Postboten war jedoch sofort da gewesen; er hatte auf Anhieb eine Abneigung gegen den Mann verspürt, ohne das Geringste über ihn zu wissen.
Abneigung und Furcht.
Ja, Furcht, gestand er sich ein. Auf irgendeiner Ebene, aus irgendeinem Grund, den er nicht verstand, hatte er Angst vor dem Postboten. Und auch diese Angst war sofort da gewesen.
Hobie öffnete die Tür des Pick-ups und schwang sich auf den zerschlissenen Fahrersitz. Er vergrub seine Hand in der rechten Tasche seiner Levis und zog den Schlüsselbund heraus. »Also, kommst du morgen mit mir zu der Versammlung?«, fragte er.
»Geht klar.«
»Prima. Wir werden denen schon in den Arsch treten.« Grinsend schlug er die Tür zu und ließ den Motor an. »Morgen und Freitag bin ich auf Miezen-Patrouille, aber ich ruf dich vor Montag noch mal an.«
»Okay«, sagte Doug. »Viel Spaß.«
»Den werde ich haben«, sagte Hobie, zog seine verspiegelte Sonnenbrille aus der Brusttasche des T-Shirts und setzte sie auf. »Darauf kannst du wetten.« Rasch setzte er den Pick-up zurück und fuhr auf die Straße in Richtung Stadt. Er winkte kurz, dann war er verschwunden.
Doug stieg die Stufen hinauf.
»In den Hintern treten«, sagte Billy und legte sein Luftgewehr hin.
»Wiederhole das nicht«, rief Trish von drinnen.
»Du hörst, was deine Mutter gesagt hat«, ermahnte Doug ihn. Er versuchte, seine Stimme energisch klingen zu lassen, konnte aber nicht anders, als zu lächeln. Er öffnete die Fliegentür und ging ins Haus, wobei er die Post vom Tisch nahm, wo er sie hingelegt hatte.
Er warf einen Blick auf die Umschläge in seiner Hand.
Wieder keine Rechnungen.
5.
Am Tag darauf bekam Doug ein Schreiben der Ford Company, das ihn darüber informierte, dass die Garantie für ihren Bronco auf Grund eines Prozesses, den die Firma vor kurzem verloren habe, um ein weiteres Jahr verlängert worden sei. Außerdem gab es einen Scheck über eine Rückzahlung von zwei Dollar von
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