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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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und das Innere sah aus, als stammte es aus einer Architekturzeitschrift: weiße Brücken auf weißen Bodenfliesen aus Mexiko, viele weiße Sofas, Punktstrahler mit gerahmten Kunstplakaten auf ansonsten nackten weißen Wänden. Billy starrte auf den zweistöckigen Bau, während er die gepflasterte Auffahrt zum Eingang hinaufging. Er bewunderte das Haus, aber er mochte es nicht. Es erschien ihm kalt, mehr wie eine Ausstellung und nicht wie ein Haus, und die beiden Jungen verbrachten normalerweise die meiste Zeit im kleinen, aber gemütlichen Haus der Albins.
    Obwohl Billy es Lane nie sagen würde, fand er auch die Eltern seines Freundes kühl und distanziert. Mr. Chapman war kaum je zu Hause, aber wenn er da war, ging Lane ihm aus dem Weg. Der Mann lächelte selten, fluchte oft und verschwendete seine Zeit nicht gerne damit, mit Kindern zu reden. Billy war sich nicht einmal sicher, ob Mr. Chapman seinen Namen kannte, obwohl er seit dem Kindergarten der beste Freund seines Sohnes gewesen war. Mrs. Chapman war immer zu Hause, doch in ihrem unerschütterlichen Lächeln lag etwas Falsches, und ihre ständige Freundlichkeit hatte etwas Künstliches. Lane, das wusste er, betete seine Mutter an, aber Billy wusste nicht, ob dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Mrs. Chapman erschien ungefähr so warm und entgegenkommend wie ihre kostbaren weißen Möbel.
    Ehe die Chapmans hierher nach Pine Top Acres gezogen waren, hatten sie nur ein Stück die Straße entlang von Billys Familie in einem Fertighaus aus Holz gelebt, das Lanes Dad gebaut und als Modellhaus für seine Leistungsfähigkeit als Bauunternehmer genutzt hatte. Jetzt hatten die Chapmans eine geheime Telefonnummer, und die einzigen Menschen, die das Haus betreten durften, waren die wenigen, die dorthin eingeladen worden waren.
    Billy drückte auf die Türklingel und hörte dumpf das vertraute musikalische Läuten aus den Tiefen des Hauses. Wenige Augenblicke später war Lane an der Tür.
    »Komm«, sagte er. »Lass uns abhauen. Mein Daddy ist zu Hause, und er ist stinksauer. Er hat gerade einen Auftrag an Gagh and Söhne verloren und schlechte Laune. Er droht damit, mich wieder zu Crazy Carl zu bringen.«
    Billy lachte. Der verrückte Carl war der älteste Friseur am Ort, ein Veteran des Zweiten Weltkrieges, in dessen Laden die Wände mit Fotos aus dieser Zeit tapeziert waren; er betrachtete es als seine patriotische Pflicht, dafür zu sorgen, dass das Haar jedes Jungen auf eine Länge gekürzt wurde, die er für annehmbar hielt. Ganz egal, welcher Stil gewünscht war, Carl würde das Haar unweigerlich zu einem Militärschnitt herunterrasieren. Einmal, vor Jahren, hatte Billys Dad ihn zu Crazy Carl gebracht und ihm gesagt, dass er dem Jungen nur über den Ohren ein wenig nachschneiden sollte. Carl hatte Billy fast völlig kahl rasiert, und wochenlang war er die Zielscheibe des Spottes seiner Klasse gewesen. Weder er noch sein Vater waren jemals wieder zu Carl gegangen.
    »Das meint er nicht ernst, oder?«, fragte Billy.
    »Kann man bei meinem Dad schwer sagen. Er droht immer damit, mich auf eine Kadettenanstalt zu schicken oder so.« Lane schüttelte den Kopf. »Ich hab langsam genug von dem Scheiß. Ich schwöre, wenn ich achtzehn bin, mach ich den Abflug, und wenn mein Alter mich aufzuhalten versucht, hau ich ihm eine rein.«
    Billy unterdrückte ein Lächeln. Lane redete immer davon, wie er seinem Dad »eine reinhauen« oder »in den Hintern treten« würde. Letzte Woche, als sie ein Lotterielos auf dem Boden gefunden hatten, hatte Lane gesagt, dass er bei einem Gewinn von zu Hause weggehen und eine Wagenladung voll Hundekacke schicken würde, die auf dem Auto seines Vaters abgeladen werden sollte. Lanes Pläne waren immer witzig, aber sie hatten auch etwas Trauriges, und Billy war dankbar, dass er nicht die Eltern seines Freundes hatte.
    Lane blickte die Auffahrt entlang. »Wo ist dein Rad?«
    Billy nickte in Richtung Straßenrand. »Ich habe es da hinten gelassen. Ich dachte, vielleicht schläft dein Bruder. Ich wollte ihn nicht wecken.« Als er das letzte Mal vorbeigekommen war, hatte er nach Lane gerufen, anstatt an die Tür zu klopfen oder zu klingeln, und Lanes Mutter war herausgekommen, lächelnd wie immer, und hatte ihm mit höflicher Stimme, aber stählernem Unterton mitgeteilt, dass er das Baby aufgeweckt hatte.
    Lane lachte. »Du glaubst, dein Rad würde ihn aufwecken? Da ist die Türklingel ja lauter!«
    »Und? Hab ich ihn wieder geweckt?«
    »Nein.

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