Boese - Horror
in einen der Sessel gegenüber der Couch zu setzen, und nahm dann selbst Platz. Die Fenster waren geöffnet, der Ventilator eingeschaltet, aber die Luft war immer noch unangenehm warm. Von oben kamen die vertrauten Klänge der Titelmelodie von M.A. S.H. Doug lächelte Howard an.
»Entschuldigen Sie mich einen Moment.« Er ging zur Treppe. »Mach leiser, Billy«, rief er hinauf.
Der Lärm des Fernsehers verebbte erst und verstummte dann ganz. »Mein Sohn Billy«, sagte Doug, als er ins Wohnzimmer zurückging. Er machte es sich wieder im Sessel gemütlich. Es gab Fragen, die er gerne stellen, und Dinge, die er wissen wollte, aber er wusste nicht, wie er das Thema behutsam angehen sollte. Er räusperte sich, beschloss, direkt ins kalte Wasser zu springen, wobei er hoffte, dass er nicht allzu neugierig klang. »Wie kommen Sie mit dem neuen Postboten zurecht? Wohnt er noch bei Ihnen?«
»Ja«, erwiderte Howard, »aber ich sehe ihn nicht sehr oft. Sie wissen sicher, wie das ist. Ich bin kein junger Bursche mehr. Ich gehe eher zu Bett als er und wache später auf. Mein Lebensstil und seiner passen nicht gut zusammen.«
»Und wie ist er so?«
Trish kam ins Zimmer und stellte ein Tablett mit Käsecrêpes auf den kleinen Tisch zwischen ihnen. »Ich bin gleich mit dem Champagner wieder da«, sagte sie sanft. Sie fixierte Doug mit einem strengen, vielsagenden Blick, während sie sich vom Postchef abwandte, doch Doug tat so, als bemerkte er es nicht.
Sie nahmen beide einen Crêpe. »Mmm«, sagte Howard und genoss mit geschlossenen Augen den Geschmack. »Das ist eines der Dinge, die ich vermisse, seit Murial weg ist - gute Küche. Irgendwann hat man Tiefkühlkost und Hotdogs satt.«
»Kochen Sie denn nicht?«, fragte Trish, während sie den beiden Champagner servierte.
»Ich versuche es, aber erfolglos.«
Trish lachte auf und ging in die Küche zu ihrem eigenen Glas Champagner zurück.
»Wie ist er denn so?«, fragte Doug noch einmal. »Er stellt die Post jedenfalls ziemlich früh zu. Bob kam immer um Mittag herum. Jetzt ist die Post schon da, wenn wir gefrühstückt und ein bisschen aufgeräumt haben.«
»John fängt wirklich früh an. Wenn ich aufstehe, ist er normalerweise schon weg. Gegen elf ist er mit der ganzen Runde fertig, und er bleibt bis vier.« Howard nahm sich noch einen Crêpe und steckte ihn in den Mund. »Er hat noch keine Stechkarte abgegeben - die ist erst diese Woche fällig -, aber wenn er es tut, muss ich mir mal ansehen, wie viele Stunden er aufschreibt. Er soll eigentlich nicht mehr als acht Stunden arbeiten, aber ich glaube, es sind eher zehn oder elf.«
»Finden Sie nicht auch, dass er ein bisschen merkwürdig ist?«, fragte Doug. »Ich meine, warum trägt er die Post so wahnsinnig früh aus?«
Trish schoss einen weiteren wütenden Blick über Howards Kopf ab, bevor sie sich neben ihn setzte.
»Ja, stimmt, John kann einem ein bisschen seltsam erscheinen. Aber er macht seine Arbeit gut und erledigt alles, was anfällt. Und er ist immer bemüht, sogar noch mehr zu tun. So was sieht man heute nicht oft. Ich könnte mir keinen besseren Boten wünschen.«
Doug nickte. Howards Worte waren voll des Lobes, doch in seiner Stimme lag ein seltsamer Unterton. Es war, als ob er Worte wiederholte, die er eingeübt hatte; als ob er etwas sagte, was er sagen wollte, ohne tatsächlich so zu empfinden. Zum ersten Mal, seit sie Howard kannten, glaubte Doug, dass er heuchelte, dass er ihnen bloß etwas vormachte. Dougs Blick traf über den Tisch hinweg Trishs, und er sah, dass auch sie es bemerkt hatte.
Doch Trish weigerte sich, dieses Gesprächsthema weiter zu verfolgen, und geschickt lenkte sie die Unterhaltung auf etwas weniger Persönliches.
Das Abendessen war ausgezeichnet. Billy war heruntergekommen, hatte sich genommen, was er wollte, und sich wieder ins Obergeschoss verzogen. Die drei Erwachsenen aßen am Tisch und genossen das Essen in aller Ruhe: Cobb-Salat, gebratenes Roastbeef in Weinsauce, serviert mit Backkartoffeln mit einer Füllung aus saurer Sahne und Schnittlauch. Dazu hatte Trish ihr selbst gemachtes Brot gebacken, dick und warm und weich, das nach kurzer Zeit verschwunden war.
Howard lächelte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so gut gegessen habe.«
»Ich auch nicht«, sagte Doug.
»Genieße es, solange du kannst«, warnte ihn Trish. »Das war alles an rotem Fleisch für diesen Monat.«
»Meine Frau steht auf gesunde Ernährung«, erklärte Doug. »Wir sind
Weitere Kostenlose Bücher