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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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sein? Schon die Merkwürdigkeit der Sache als solche war Furcht erregend. Doug verstand einfach nicht, was der Postbote dadurch zu gewinnen hoffte. Es war verrückt. Wenn der Mann die Briefe einfach hätte loswerden wollen, hätte er sie verbrennen oder vergraben oder an einer bequemeren Stelle abladen können.
    Doug sah sich um. Der Ort war so weit von den ausgetretenen Wegen entfernt, dass er nicht einmal wusste, woher der Postbote ihn kannte. Von der Straße aus hätte der Mann zweieinhalb Kilometer weit gehen müssen, um hierher zu gelangen, und dabei hätte er den Postsack schleppen müssen, da es keinen Weg hierher gab, der breit genug war, ihn mit dem Auto befahren zu können.
    Doug blickte zu seinem Sohn hinüber. Als Billy den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, ließ er den Umschlag fallen, den er in der Hand gehalten hatte. Die Erregung verschwand aus seinen Augen und wurde durch einen Ausdruck des Begreifens verdrängt.
    Und der Angst.
    Trish saß auf ihrem Stuhl, den Kopf in den Nacken gelegt, und blickte zum Himmel. Sie liebte es, die Wolken zu beobachten und deren vergängliche Gestalten mit konkreten Gegenständen zu beschreiben. Und nirgendwo war der Anblick der Wolken dramatischer als in Arizona. In Kalifornien, wo sie aufgewachsen war, hatte es immer einen Überfluss oder einen Mangel an Wolken gegeben. Entweder existierten sie gar nicht, oder sie bedeckten den gesamten Himmel bis zum Horizont. Nur selten hatte Trish dort die riesigen, sich verschiebenden Formen gesehen, die sie hier in Arizona beobachten konnte - Wolken so weiß vor dem blauen Himmel, dass sie künstlich aussahen.
    »Trish!«
    Beim Klang von Dougs Stimme setzte sie sich kerzengerade auf. Sein Ton war unerwartet ernst, und ihr erster Gedanke war, dass er oder Billy ausgerutscht und hingefallen waren und sich etwas gebrochen hatten. Mit Erleichterung sah sie, dass sie beide durchs Wasser auf sie zukamen, ohne sich den Arm oder das Handgelenk zu halten. Sie entspannte sich ein wenig, obwohl ihr auffiel, dass Billy nicht so aufgeregt war wie vorher. Er sah aus, als hätte er Angst.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Das musst du sehen!« Doug kam aus dem Bach auf sie zu.
    Trish stand auf und zog sich die Shorts zurecht. »Muss ich?«, fragte sie im Scherz, doch die einzige Reaktion, die sie bekam, war ein klägliches Lächeln. Irgendetwas stimmte nicht. »Was ist denn?«
    »Ich muss es dir zeigen. Komm mit.«
    Trish ahnte Böses und folgte Doug in den Bach. Sie klammerte sich fest an seinen Arm, während die drei über die schlüpfrigen Steine flussaufwärts wateten und sich über kleine Untiefen mit Stromschnellen bewegten. Der Bach wurde schmaler; Zweige streiften über ihre Gesichter.
    »Ich bin nicht verrückt«, stellte Doug fest, als sie um die Kurve bogen. Ehe Trish sich fragen konnte, was zum Teufel er mit dieser rätselhaften Bemerkung meinte, sah sie es. Ihr Herz machte einen kleinen Satz, als sie auf die Umschläge starrte, Tausende, wie es schien, die an beiden Ufern des Bachs verstreut waren. Sie lagen auf den Felsen, hingen in Bäumen und Sträuchern und steckten im Schlamm. Es sah beinahe aus wie in einem Märchenland, wie ein Ort, der durch Magie verzaubert oder verflucht war. Sie stand da wie angewurzelt, während das Wasser über ihre Tennisschuhe und Fußknöchel floss. Der Anblick war so verrückt, dass sie nicht wusste, was sie davon halten sollte. Sie schaute Doug an. Ihr wurde klar, dass seine Angst sie angesteckt hatte. Kein angenehmes Gefühl, aber wenigstens war sie damit nicht allein.
    Sie standen nebeneinander und hielten sich an den Händen. Billy, der ihnen ein paar Schritte voraus war, war still, und Trish erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass auch er sich fürchtete.
    »Es gibt keine Straße zu diesem Ort«, stellte Doug fest. »Er musste hierher laufen, musste all die Säcke schleppen, wie viele es auch waren.« Er zeigte auf den Steilhang am Ufer. »Ich nehme an, er hat sie von da oben fallen lassen. Es ist die einzige Möglichkeit, wie sie in die obersten Zweige kommen konnten.«
    »Aber warum?«, fragte Trish.
    Doug schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    Eine leichte Brise bewegte die Bäume, und mehrere Umschläge flatterten von den Zweigen in den Bach. Billy und seine Eltern standen schweigend da, bewegungslos, während die Umschläge um ihre Beine wirbelten und flussabwärts trieben.

10.
    Nachdem sie vom Picknick zurückgekehrt waren, versuchte Doug, Howard anzurufen, doch er war nicht

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