Boese - Horror
als plötzlich die Lichter im Haus erloschen und der Fernseher ausging, vor statischer Elektrizität knisternd. Der Videorecorder summte, als er langsam zum Stehen kam.
»Stromausfall«, stellte Trish fest. Sie stand auf und tastete sich in die Küche, wo sie eine Taschenlampe aus der Schublade mit dem Krimskrams holte. Außerdem nahm sie Streichhölzer und zwei Kerzen heraus. »Kommst du runter?«, rief sie zu Billy hinauf.
»Nee. Ich geh ins Bett.«
»Um halb neun?«
»Ich weiß nichts Besseres.«
»Du könntest runterkommen und mit uns bei Kerzenlicht lesen«, schlug Doug spöttisch vor.
Billy imitierte spöttisch ein lautes Schnarchen.
Trish zündete die Kerzen an und steckte sie in Kerzenhalter, während Doug sich zum Fenster bewegte. »Irgendwie unheimlich, ein Stromausfall ohne Gewitter«, sagte er und schob die Vorhänge zur Seite. Er spähte nach draußen in Richtung der anderen Häuser an der Straße und glaubte, gelbes Licht durch die Äste der Bäume sickern zu sehen. »Merkwürdig«, murmelte er.
»Was?«
»Ich glaube, die Nelsons haben noch Strom.«
»Ich könnte sie anrufen ...«
»Kein Telefon«, erinnerte er sie.
Trish lachte. »Das ist eine Verschwörung.«
»Es ist ein Abenteuer. Wir sind von der Welt abgeschnitten, ganz allein. Irgendwie aufregend, findest du nicht?«
»Und romantisch.« Sie trat neben ihn und stellte eine Kerze auf die Fensterbank.
»Ich bin noch wach!«, rief Billy. »Tut lieber nichts, das euch später peinlich ist.«
Beide mussten lachen, und Doug spürte, wie Trishs Arm sich um seine Taille legte. Sie zog ihn an sich und gab ihm einen leichten Kuss, der nur knapp seine Lippen verfehlte. »Wir warten, bis er schläft«, versprach sie flüsternd.
Trish wachte mitten in der Nacht auf, weil sie ins Badezimmer musste. Doug schlief neben ihr, regelmäßig atmend, leise schnarchend, und sie schob vorsichtig die Bettdecke von ihrem Körper, um kein Geräusch zu machen, schwang die Beine über die Bettkante und warf dabei einen Blick auf die Uhr auf dem Toilettentisch. Viertel nach drei. Nachdem sie sich geliebt hatten, hatte sie Slip und Nachthemd angezogen; nun schlüpfte sie trotzdem noch in einen Morgenmantel, ehe sie über den Flur ins Bad ging. Trish hatte sich noch nie wohl gefühlt, wenn sie unbekleidet im Haus herumging. Der Vollmond schien wie eine Straßenlaterne durch das Milchglasfenster oberhalb der Badewanne und beleuchtete einen Teil des kleinen Raumes. Als Trish fertig war, zog sie den Slip hoch, spülte ab und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen.
Die Nacht war still, aber nicht so still, wie sie hätte sein sollen. Unter der melodisch zirpenden Musik der Grillen und dem gelegentlichen Schrei eines Nachtvogels lag noch ein anderes, weniger natürliches Geräusch: ein tiefes, gleichmäßiges Grummeln, das immer näher kam.
Ein Automotor.
Trish ging ins Wohnzimmer hinüber und beugte sich vor, um durch einen Spalt in den geschlossenen Vorhängen zu spähen. Wer sollte um diese Zeit hier herumkurven? Sicher nicht die Nelsons oder die Tuckers oder sonst jemand, der in der Umgebung wohnte. Trish zog den Vorhang ein Stück weiter auf.
Ihr stockte der Atem. Ganz leise konnte sie die Klänge eines Rock 'n' Roll-Songs aus dem Stereogerät des Wagens hören. Während sie weiter beobachtete, streckte sich eine schmale, blasse Hand aus dem Fenster der Fahrertür und öffnete die Klappe des Briefkastens, während die andere Hand mehrere Umschläge darin deponierte. Das Gesicht des Postboten erschien weiß vor dem schwarzen Hintergrund am Wagenfenster. Er blickte in Trishs Richtung und schien genau zu wissen, wo sie war, obwohl er den dünnen Spalt zwischen den Vorhängen bei dieser Dunkelheit unmöglich gesehen haben konnte. Er lächelte - ein wissendes, gerissenes, hässliches Lächeln, das Dinge versprach, an die Trish nicht einmal denken wollte, Dinge, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Sie wollte wegschauen, wollte sich aus dem Blick des Mannes zurückziehen, doch sie hatte Angst, dass er sehen würde, wie die Vorhänge sich bewegten, und so blieb sie völlig regungslos stehen. Obwohl sich nur ein Auge und ein Teil ihrer rechten Wange in der Nähe des Schlitzes im Vorhang befanden, war ihr überdeutlich bewusst, dass sie fast nackt war, dass ihr Nachthemd über ihren Slip gerutscht war, während sie sich vorgebeugt hatte. Sie war verlegen und fühlte sich gedemütigt, als wäre sie beim Masturbieren überrascht worden.
Der
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