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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sowieso nicht zugehört. Nach dem Sommer redete ich mit überhaupt niemandem. Ich lief herum wie ein Roboter. Sie hatten de Bosch ein ungezogenes Mädchen übergeben und einen gehorsamen lebenden Leichnam zurückbekommen. In ihren Augen muss er ein Wunderheiler gewesen sein. Noch Jahre danach sagten sie zu mir, es sei eine der besten Entscheidungen gewesen, die sie je getroffen hätten. Ich hätte sie umbringen können, doch ich behielt meine Gefühle für mich.«
    Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Wie lange waren Sie in dem Zustand?«, fragte ich leise.
    »Ich weiß nicht. Monate, Jahre, ich sagte doch, es ist alles ein einziger Nebel. Ich weiß nur, dass es sehr, sehr lange dauerte, bis ich mein wahres Ich wiederfand, bis ich lernte, zu tun, was ich wollte, ohne mich zu verraten, ohne mich mit Flecken auf dem Kleid erwischen zu lassen.«
    Sie leckte sich die Lippen und lächelte. Eine Träne rollte über ihre Wange. Sie wischte sie wütend ab.
    »Als ich achtzehn war, schickte ich meine Eltern zum Teufel und bin abgehauen - mit dem Klempner, der zu uns nach Hause gekommen war, um die Klos zu reparieren.«
    »Anscheinend haben Sie sich seitdem ganz schön verbessert.«
    »Wie nett, dass Sie das sagen... Ja, es lief wie am Schnürchen. Das Geschäft, in dem ich jetzt bin, besteht hauptsächlich aus Angeberei, und darin bin ich perfekt. Ich organisiere Partys, schmeiße Kampagnen und füttere die Idiotenpresse mit Gerüchten. Die Show geht weiter. - Ciao, war mir ein Vergnügen, Alexander.«
    Sie stand auf und verließ das Café. Sie rannte fast.
    Ich legte Geld auf den Tisch und folgte ihr. Ich holte sie ein, als sie in einen roten, offenen Mustang stieg. Der Wagen sah neu aus, obwohl auf der Fahrerseite schon lauter Kratzer und Beulen waren.
    »Nichts da, mein Freund, es reicht«, sagte sie und ließ den Motor an.
    »Ich wollte mich nur bedanken.«
    »Auch noch höflich. Ich kann Sie echt nicht ausstehen.«

29
    »Böse Liebe«, sagte Robin, »der Gipfel der Heuchelei.«
    »Das Schwein erfindet einen Begriff für verfehlte Kindererziehung, und privat gibt er ihm eine ganz andere Bedeutung.«
    »Kinderquälerei.« Sie feilte wütend an einem Stück Rosenholz herum, doch dann sah sie ein, dass sie zu aufgeregt war, und legte das Werkzeug weg.
    »Wenn es typisch ist, was diese Frau durchgemacht hat, dann war alles vollkommen legal. Es gab keine sexuelle Belästigung, nichts, was - außer in Schweden vielleicht - unter Kindesmisshandlung fiele. In vielen Schulen gibt es heute noch die Prügelstrafe. Und gegen Gehirnwäsche und psychische Misshandlung gibt es immer noch kein Gesetz. Wie sollte man das auch definieren? Im Grunde benahm sich de Bosch nur wie ein schlechter Vater, und das ist kein Verbrechen.«
    Robin schüttelte den Kopf. »Und keiner hat je den Mund aufgemacht.«
    »Manche der Kinder haben das vielleicht getan, aber ich bezweifle, ob ihnen jemand geglaubt hat. Es waren alles Problemkinder. Sie waren nicht glaubwürdig, zumal die Eltern sowieso weder ein noch aus wussten mit ihnen. In vielen Fällen war de Bosch wahrscheinlich die letzte Hoffnung. Sogar wenn seine Praktiken ans Licht gekommen wären und einige Eltern ihre Kinder herausgeholt hätten, wären die Plätze wahrscheinlich innerhalb weniger Wochen wieder belegt gewesen. Die Opfer hatten keinerlei rechtliche Handhabe. Und eines von ihnen ist jetzt dabei, die Rechnung zu begleichen, auf seine Weise.«
    »Immer dasselbe. Opfer werden zu Tätern.«
    »Was mich beunruhigt, ist die Frage, warum der Mörder nie an de Bosch selbst Hand angelegt hat, immer nur an Angestellte und Schüler. Es sei denn, de Bosch starb, bevor der Mörder alt genug war - oder stark genug -, den Rachefeldzug zu beginnen.«
    »Oder wahnsinnig genug.«
    »Das auch. Wenn ich recht habe mit der Vermutung, dass der Mörder durch Delmar Parkers Unfall schwer traumatisiert wurde, dann muss er dreiundsiebzig dort gewesen sein. De Bosch starb sieben Jahre später; der Mörder könnte noch ein Kind gewesen sein, zu jung für so kaltblütig geplante Verbrechen. Wenn Kinder etwas anstellen, dann meistens impulsiv. Ein anderer Grund, weswegen er sich an de Bosch nicht rächen konnte, mag gewesen sein, dass er eingesperrt war im Gefängnis oder in einer psychiatrischen Klinik. Das würde mit dem Lebenslauf unseres Mr. Gritz zusammenpassen. Es würde die zehn Jahre erklären, während deren er von der Bildfläche verschwunden war, zwischen seinem Weggehen aus Georgia und seiner Verhaftung

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