Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
zu überqueren, bei all dem Verkehr! - Der arme kleine Kerl. Wenn ihm etwas passiert wäre -«
»Aber er hat es ja geschafft«, sagte Robin.
»Ja, und Sie haben ihm ein hübsches kleines Zuhause geboten, nicht wahr?«
»Wir haben’s versucht.«
»Ja, das sehe ich, das sehe ich. - Möchten Sie ihn behalten?«
Robin schaute mich mit offenem Mund an.
»Sie wollen ihn nicht haben?«, fragte ich.
»Das ist es nicht, Doktor. Ich liebe Tiere. Mein Mann ist das Problem. Die Tiere mögen ihn nicht, wenn ich so sagen darf. Er leidet an allen möglichen Allergien, ganz schlimm. Hunde, Katzen, Pferde alles, was Fell hat, lässt ihn aufquellen wie einen Ballon. Wenn ich heute nach Hause komme, muss ich als Erstes in die Badewanne, sonst fällt Monty in Ohnmacht, sobald er mich riecht.«
Sie zog ein Stück Papier aus der Handtasche. Ein Stammbaum, mit Zertifikat vom Züchterverband, für einen gewissen »Van Der Leghys Lionel Barrymore On Stage«. Angesichts der Ahnentafel kam ich mir vor wie ein Findelkind.
»Nobel, nicht wahr?«, sagte Mrs. Braithwait lächelnd.
»Ich bin beeindruckt.«
»Wir würden ihn wirklich gern behalten«, sagte Robin.
»Gut. Ich dachte mir, das müssen nette Leute sein, die sich so gut um ihn gekümmert haben.«
Sie blickte sich noch einmal in der Werkstatt um. »Er mag Leber und Würstchen sehr gern. Und Käse.«
»Wir werden dafür sorgen, dass er seinen gewohnten Lebensstil beibehalten kann«, versicherte Robin.
»Hmmm...« Sie schaute die Sägen und Hämmer an und sagte: »Ich bin sicher, das neue Haus wird ihm gefallen.«
Ich hob Bully hoch und rieb ihm den Bauch. »Ganz bestimmt.«
34
Es kam in einem weißen Umschlag. Persönlich abgeliefert an der Seitentür der Werkstatt. Evelyn Rodriguez’ jüngste Tochter, Bonnie, drückte ihn mir in die Hand, zwinkerte mir zu und rannte zur Straße zurück, wo ein dunkelblauer Caprice mit Chromfelgen und schwarzgetönten Scheiben auf sie wartete. Sie sprang hinein und knallte die Tür zu. Zusammen mit Bully, der mir gefolgt war, schaute ich dem davonbrausenden Wagen nach.
Kein Stempel auf dem Umschlag. Zu dünn, als dass etwas anderes als Papier drin sein konnte.
Ich öffnete ihn mit dem Fingernagel und fand eine Seite aus einem Schulheft, säuberlich in zwei Hälften gerissen. Auf der einen Hälfte las ich:
Lieber Doktor,
mir geht es gut. Ich bin glücklich. Danke, dass Du uns helfen
wolltest. Jesus liebt Dich.
Stefanie
Auf dem anderen Stück war eine Zeichnung: blauer Himmel, goldene Sonne, grünes Gras und rote Blumen. Ein kleines Mädchen saß in einem großen Planschbecken mit dicken blauen Wassertropfen rundherum. Das Gesicht war kreisrund und hatte einen lächelnden Mund. Rechts unter der Zeichnung die Unterschrift: Sandra W. Neben der Sonne, als Titel: SPASS IN DER SONNE.
Ich hielt Bully den Zettel vor die Nase und sagte: »Na, Hund, was hältst du davon?‹«
Die Originalausgabe erschien 1994
unter dem Titel »Bad Love«
bei Ballantine Books, New York Umwelthinweis:
Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches
sind chlorfrei und umweltschonend.
1. Auflage
Taschenbuchneuausgabe März 2007
Copyright © der Originalausgabe 1994
by Jonathan Kellerman
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagfoto: Corbis/Prince
SH · Herstellung: Str
eISBN : 978-3-641-02415-4
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