Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Danke.«
»Was haben Sie mit Robin gemacht?«
»Nichts. Wirklich nicht. Sehen Sie doch nach.«
»Gehen Sie voraus.«
»Ja, Alex, aber das ist verrückt. Er hat mich gezwungen. Er ist wahnsinnig. Wir sind auf derselben Seite, Alex.«
Ich hielt die schwarze Pistole weiter auf Jeffers gerichtet, während ich die silberne in meine Hosentasche steckte und einen der schweren Polstersessel über Coburgs Beine schob. Mehr konnte ich im Moment nicht tun, ihn am Bewegen zu hindern.
Die Schlafzimmertür war zu. Der Hund stand auf den Hinterbeinen und zerkratzte den Lack. Aus dem Zimmer kam ein Geruch, der mir bekannt vorkam: Aceton.
»Aufmachen«, sagte ich.
Robin lag ausgespreizt auf dem Bett. Ihre Hände und Füße waren mit Angelleine an die Bettpfosten gefesselt. Ihr Mund war mit Isolierband überklebt, ihre Augen verbunden. Auf dem Nachttisch lagen die Spule mit der Angelschnur, eine Schere, Nagellack und ein Karton Kleenex. Daneben Robins Maniküretäschchen.
Aceton. Nagellackentferner. Jeffers hatte sich die Zeit damit vertrieben, ihre Fingernägel zu lackieren.
»Ich binde sie los, sofort.«
Ich nahm die Schere an mich und ließ Jeffers machen. Sie war ungeschickt. Der Hund saß vor ihr auf dem Bett und knurrte sie an. Er leckte Robins Gesicht. Ich bemerkte kleine Blutstropfen und Glassplitter in seinem Fell.
Robin setzte sich auf und rieb sich die Handgelenke. Sie schaute mich verwirrt an.
»Hat sie dir wehgetan?«, fragte ich.
»Natürlich nicht«, sagte Jeffers.
Robin schüttelte den Kopf. Wir fesselten Jean aufs Bett und gingen ins Wohnzimmer zurück. Coburg bewegte sich ein wenig, war aber noch bewusstlos. An seinem Kopf prangte eine große lila Beule. Robin fesselte auch ihn sorgfältig.
Der Hund stand neben mir und japste. Ich kniete mich hin und untersuchte ihn. Er leckte meine Hand und die Pistole.
Er hatte nur ein paar Kratzer, keine Anzeichen, dass er litt. Robin pickte das Glas aus seinem Fell, hob ihn hoch, küsste und wiegte ihn wie ein Baby.
Ich ging zum Telefon.
32
Drei Tage später saß ich in einem Lokal gleich gegenüber vom Polizeipräsidium und wartete auf Milo. Vorne war es ein Café, hinten eine Cocktailbar, wo Polizeidetektive, Anwälte, Gerichtsvollzieher und Verbrecher zusammen tranken und ihren Lungenkrebs pflegten.
Ich setzte mich in eine Ecke hinten in der Bar, trank einen Kaffee und versuchte, mich auf die Morgenzeitung zu konzentrieren. Nichts von den »Böse-Liebe«-Morden, bisher. Das war die Anordnung von oben: keine Publizität, bis alles aufgeklärt war. Coburg war im Krankenhaus, und Milo verbrachte die meiste Zeit mit Jean Jeffers im Gefängnis.
Als er fünfzehn Minuten später eintraf, war eine etwa dreißigjährige farbige Frau bei ihm.
Adeline Hurst, die Sozialarbeiterin, die ich mit Hewitts Messer an der Kehle auf dem Video gesehen hatte. Sie sah älter und massiger aus als damals. Sie trug eine große weiße Handtasche wie ein Feigenblatt vor sich.
Milo sagte etwas zu ihr. Sie schaute zu mir und antwortete. Nach einem weiteren Wortwechsel gaben sie sich die Hand, und sie ging.
Er kam zu mir herüber und ließ sich an meinem Tisch nieder. »Erinnerst du dich an sie? Sie redet jetzt mit mir.«
»Konnte sie dir was Interessantes erzählen?«
Er lächelte und zündete sich eine Zigarre an. »Aber ja.« Bevor er weiterreden konnte, kam eine Kellnerin. Milo bestellte sich eine Diätcola.
Als die Kellnerin weg war, sagte er: »Es ist einiges passiert. Ich habe Berichte aus New York vorliegen, die besagen, dass Coburg in der Zeit der East-Side-Einbrüche in Manhattan war, und zwar bis zu dem Tag nach Rosenblatts Tod. Zwei Tage vor dem ersten Einbruch ist er wegen Ladendiebstahl festgenommen worden. Seine Verhandlung war am selben Tag, als er Rosenblatt aus dem Fenster schubste. Sein Anwalt konnte eine Vertagung rausschlagen. Als Adresse steht eine Absteige in der Nähe des Times Square in den Akten.
Die flotte Jean macht auch endlich das Maul auf. Ihr Anwalt konnte sie überzeugen, es sei besser für sie, Coburg auf den elektrischen Stuhl zu bringen; dann käme sie vielleicht mit Beihilfe weg. Und nun singt sie: Namen, Daten, Orte, alles, was man braucht.«
»Was ist ihre Verbindung zu de Bosch?«
»Gar keine, sagt sie. Sie gibt an, der Rachefeldzug sei allein Coburgs Sache gewesen; sie hätte nicht gewusst, worauf sie sich einließ. Sie sagt, sie hätte ihn auf einer Konferenz über Obdachlosenprobleme getroffen - sie wären ins Gespräch gekommen und
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