Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
hätten viele Gemeinsamkeiten gefunden.«
»Die Sozialarbeiterin und der Wohlfahrtsanwalt. Idealisten, wie sie im Buch stehen, nicht wahr?«
»Gott steh uns bei.« Milo lockerte seine Krawatte. »Coburg war wahrscheinlich auf etlichen Konferenzen. Auf die Weise machte er symbolisch seine Vergangenheit ungeschehen, und gleichzeitig konnte er nach Anhängern de Boschs Ausschau halten. Nach Jahren in Heimen und Kliniken konnte er endlich mit Therapeuten verkehren - als der große Sozialanwalt. Dass seine Zulassung gefälscht war, spielte keine Rolle. Er war wie ein Kind, er glaubte an Magie. Er dachte, er könnte seine Vergangenheit wegzaubern.
Wir sind noch dabei, seine Reisen nachzuvollziehen. Mindestens eine seiner Touren hat er mit Jeffers zusammen unternommen: Acapulco, wo Michael Lerner zu Tode kam. Jeffers gibt zu, das Wochenende mit ihm verbracht zu haben. Sie hat dort einen Vortrag gehalten. Von Lerner will sie nichts gewusst haben. Sie gibt aber zu, Coburg die Namen und Adressen von Therapeuten besorgt zu haben; sie dachte, er bräuchte sie für sein Anwaltsbüro.«
»Und wie erklärt sie, dass sie Robin ans Bett fesselte? Und dass sie mich als Zielscheibe benutzte?«
Er grinste. »Rate mal.«
»Der Teufel hat sie dazu gezwungen.«
»Haargenau. Im Laufe ihrer Beziehung beherrschte Coburg sie immer mehr, sowohl psychisch als auch physisch. Sie hatte zwar den Verdacht, dass etwas mit ihm nicht stimmte, war aber nicht mehr in der Lage, sich von ihm abzusetzen.«
»Mit physisch meinst du sexuell?«
»Sie sagt, das sei ein Element gewesen, aber meistens benutzte er Psychoterror, Drohungen und Einschüchterung, um sie gefügig zu machen. - Die alte Geschichte: Arme, unschuldige Frau ist psychopathischem Guru hörig. Sie sagt, an dem Abend, als er ihr erzählte, er wollte dir an den Kragen, hätte sie sich geweigert mitzumachen, doch Coburg drohte, ihrem Mann zu verraten, dass sie seit fünf Jahren eine Affäre hatten. Und als das nicht wirkte, soll er gedroht haben, sie umzubringen.«
»Wie erklärt sie, dass sie so schwach und hilflos ist?«
»Sie sagt, sie sei als Kind missbraucht worden. Deshalb hätte sie sich so hingezogen gefühlt zu Coburg - gemeinsame Erfahrungen. Zuerst war es nur platonisch. Sie trafen sich zum Mittagessen und redeten über die Arbeit. Coburg half einigen ihrer Patienten in Rechtsfragen, und sie verhalf Coburgs Klienten zu Fürsorgeunterstützung. Im Laufe der Zeit wurde es persönlicher, wenn auch nicht gleich sexuell. Eines Tages nahm Coburg sie in seine Wohnung mit, kochte für sie und erzählte ihr schließlich, was er als Kind alles durchgemacht hatte. Dann erzählte sie ihm ihre eigene Leidensgeschichte, und es gab eine große emotionale Szene, eine Katharsis, wie sie es nannte. Erst danach gingen sie zusammen ins Bett, und die Beziehung nahm eine andere Richtung.«
»Und gleichzeitig begannen die Morde«, bemerkte ich. »Wer soll sie denn missbraucht haben?«
»Ihr Vater. Sie hat keine Hemmungen, in die Einzelheiten zu gehen, aber es ist unmöglich, die Geschichte nachzuprüfen. Beide Eltern und der einzige Verwandte, ein Bruder, sind gestorben.«
»Auf natürliche Weise?«
»Das überprüfen wir gerade.«
»Und Rebecca? Hat Jeffers etwas über eine Verbindung zwischen ihr und Coburg gesagt?«
»Nein, da stellt sie sich dumm.«
Milo lächelte. »Aber ich habe Informationen über ihr Verhältnis zu Rebecca. Und damit werde ich sie drankriegen. Da wird ihr auch nicht helfen, dass sie über die anderen Morde auspackt. Rebecca hatte nämlich eine Affäre mit Richard Jeffers. Sechs Monate lang.«
»Woher weißt du das?«
»Von Miss Hurst. Ich sagte doch, sie redet jetzt mit mir. Adeline hat Rebecca mit Richard gesehen, wie sie sich zusammen verdrückten, auf einer Weihnachtsfeier in der Klinik. Ich habe bei anderen Angestellten nachgefragt, und sie bestätigen es.«
»Das heißt, Jean muss davon gewusst haben.«
»Ihr Mann hatte es ihr gebeichtet. Ich hatte ein kleines Gespräch mit ihm, heute Morgen. Er gab alles zu. Sechs Monate verbotene Früchte. Er sagt, er hätte vorgehabt, Jean zu verlassen, um mit Rebecca zusammenzuleben.«
»Und wie soll sie reagiert haben?«
»Ruhig. Sie unterhielten sich darüber; sie sagte, sie liebte ihn und wollte ihn nicht verlieren, er sollte noch einmal darüber nachdenken, sie könnten zur Eheberatung gehen und so weiter.«
»Und sind sie gegangen?«
»Nein. Einen Monat später war Rebecca tot. Und niemand sah eine Verbindung,
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