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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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der Pistole. »Meredith... ach ja, die gute Meredith. Ja, sie war eine große Hilfe. Und jetzt hör auf mit den dummen Fragen. Auf die Knie. Die Hände schön hoch!«
    Ich bewegte mich so langsam wie möglich. Ich kniete nieder, immer die Pistole im Auge.
    Stille. Dann knallte es wieder an der Terrassentür.
    »Den Hund mache ich zu Hackfleisch, das steht fest«, sagte Coburg.
    Die Pistole berührte meine Schädeldecke. Er zerzauste mein Haar mit der Mündung. Ich wusste, woran er sich erinnerte.
    Dann drückte er die Mündung fester gegen meinen Kopf, als wollte er meinen Schädel damit durchbohren. Ich konnte nur seine Schuhe und die Säume seiner Jeans sehen.
    »Sag, dass es dir leidtut.«
    »Es tut mir leid.«
    »Lauter.«
    »Es tut mir leid.«
    »Persönlicher - ›Es tut mir leid, Andrew.‹«
    »Es tut mir leid, Andrew.«
    Er ließ es mich sechsmal wiederholen, dann seufzte er: »Besser wird es wohl nicht mehr. Steh auf - langsam. Ganz langsam. Die Hände immer schön hoch.«
    Er trat einen Schritt zurück, die Pistole auf meinen Kopf gerichtet. Hinter mir war die Couch, ringsherum Sessel. Eingeschlossen in einer Polstergarnitur, kein Ausweg.
    Der Hund warf sich härter gegen die Tür.
    Ich stand aufrecht. Coburg trat näher, senkte die Pistole und drückte sie in meinen Bauchnabel. Dann gegen meine Kehle. Dann wieder runter.
    Er spielte mit mir.
    »Ich kann sie sehen«, sagte er, »in deinen Augen. Die Angst. Du weißt, wo du hingehst, nicht wahr?«
    Ich sagte nichts.
    »Nicht wahr?«
    »Wo gehe ich hin?«
    »Zur Hölle. Einfache Fahrt.«
    Er stieß mir die Pistole in den Unterleib und lachte. Als er sie wieder hob, verlor ich die Beherrschung, schlug ihm mit der rechten Hand gegen den Arm und bohrte ihm die Finger meiner linken in die Augen.
    Er verlor das Gleichgewicht, die Pistole ging los. Er fiel auf den Boden, auf die Seite, die Pistole noch in den Fingern. Mit der anderen Hand bedeckte er sein Gesicht.
    Ich stampfte auf sein Handgelenk, immer wieder. Er brüllte vor Schmerz. Die Hand erschlaffte, doch er ließ die Pistole nicht los. Er versuchte, den Arm zu heben und zu feuern. Ich rammte mein Knie mit voller Kraft auf seinen Unterarm, bekam seine Hand zu greifen und entwand ihm die Automatik.
    Jetzt war ich dran mit Zielen. Meine Hände waren taub. Ich hatte Schwierigkeiten, meine Finger um den Griff und den Abzug zu krümmen. Coburg rutschte auf dem Rücken über den Marmorboden, trat ziellos um sich und hielt sich sein linkes Auge. Blut rann über seine Hand. Er stieß an das Sofa, und während er um sich schlug, starrte er mich an, mit seinem einen Auge.
    Nein, er schaute gar nicht mich an. Er schaute hinter mich.
    »Schieß!«, schrie er. Ich duckte mich, drehte mich Richtung Korridor und sah die verchromte Pistole vor mir. Eine Frauenhand. Rote Fingernägel. Coburg schrie: »Schieß! Schieß doch schon!« und begann, sich aufzurappeln.
    Ich ließ mich zu Boden fallen. Im selben Moment ging die kleine Pistole los.
    Mehrere Schüsse, wie Popcorn im Vergleich zum Donner der schwarzen Pistole.
    Coburg stürzte sich auf mich. Wir wälzten uns auf dem Marmor. Ich schlug ihm die Pistole gegen die Schläfe. Er fiel zurück, landete bewegungslos auf dem Rücken.
    Ich hechtete hinter die Couch.
    Pop! Das Polster zerbarst. Schaumstofffetzen flogen an meinem Gesicht vorbei. Ich presste mich an den Boden.
    Pop! Pop! Pop!
    Hinter mir ein dumpfes Geräusch, dann splitterndes Glas. Ein keuchender dunkler Schatten fegte an mir vorbei auf Meredith zu.
    Ich langte um die Couchecke und feuerte blind über Hundekopfhöhe. Der Rückstoß legte mich flach. Ich hörte ein Krachen. Dann Bellen, Knurren und Frauenschreie.
    Ich wagte einen Blick um die Sofaecke und sah sie Richtung Haustür laufen.
    Wo war der Hund?
    Meredith war fast an der Tür. Der Riegel war vorgeschoben. Sie würde Zeit verlieren.
    Ich stürzte zu ihr, schrie: »Halt!« und feuerte in die Wand.
    Sie blieb stehen, die Pistole war noch in ihrer Hand.
    »Fallen lassen!«
    Die Pistole rutschte über den Boden.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, »ich wollte es nicht. Er hat mich gezwungen.«
    »Umdrehen!« Ich riss ihr die Maske vom Gesicht.
    Ihre Wangen zitterten. Sie warf ihr Haar zurück, wie ein junges Mädchen.
    Blondes Haar.
    »Er hat mich dazu gezwungen«, wiederholte Jean Jeffers und schaute zu Coburg hinüber, der immer noch regungslos dalag. Ihr Blick war leer. Sie versuchte, ein paar Tränen hervorzuquetschen. »Sie sind meine Rettung.

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