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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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plötzlich stand etwas in meinem Weg und starrte mich an. Ein Hund. Ein Hund, allerdings, wie ich noch nie einen gesehen hatte. Nicht groß, vielleicht dreißig Zentimeter hoch und doppelt so lang, doch vollgepackt mit Muskeln. Er hatte stämmige Beine, einen Stiernacken, eine gewölbte Brust und einen straffen Bauch. Es war ein kastrierter Rüde. Kopf und Gesicht waren auffällig breit und flach, mit tiefen Falten und hängendem Kinn. Irgendwas zwischen Frosch, Gorilla und »Alien«.
    Er sah mir direkt in die Augen, sabbernd, vorgebeugt, bereit zum Sprung. Ich starrte zurück. Er knurrte und gähnte und zeigte seine großen, weißen, scharfen Fänge. Seine Zunge war von der Größe einer Banane. Er leckte sich sein fleischiges Maul. Der weiße Fleck auf seiner dunklen Brust zitterte vor Aufregung. Um den Hals trug er ein nagelgespicktes Band, aber kein Namensschild, soweit ich sehen konnte.
    »Hallo, alter Knabe.«
    Seine Ohren bewegten sich nicht. Ich meinte eine Gutmütigkeit zu spüren, die nicht zu seiner Kämpferhaltung passte. Er gähnte wieder und zeigte seinen violetten Rachen. Er rührte sich nicht von der Stelle. Seine Augen waren verkrustet, und er hechelte heftig. Die Spätsommerhitze schien ihm zuzusetzen. Sein Atem ging immer mehr in ein Röcheln über.
    Ich ging in die Knie und tätschelte seinen Kopf. Er wandte mir sein trauriges Clowngesicht zu. Nicht nur seine Augen, auch die Falten in seinem Gesicht waren verkrustet.
    Ich zeigte auf den Gartenschlauch in der Nähe meines Teiches.
    »Na komm, Alter, ich glaube, eine kleine Wässerung wird dir guttun.«
    Er atmete angestrengt und immer schneller, bewegte sich aber nicht vom Fleck, obwohl er den Kopf gehoben hatte und auf dem Sprung zu sein schien. Zitterten seine Vorderbeine, oder bildete ich mir das ein?
    Als ich auf den Teich zuging, hörte ich samtige Schritte hinter mir. Ich schaute mich um. Er trottete in zwei Metern Abstand hinter mir her und hielt sich zu meiner Linken. Es sah eintrainiert aus. Und als ich das kleine Tor im Zaun öffnete, der den Teich umgab, blieb er zurück.
    Das Wasser war grün - zu viel Sonne -, aber noch transparent. Meine japanischen Karpfen zogen träge ihre Kreise. Ein paar von ihnen bemerkten mich und kamen zum Rand geschwommen, um sich füttern zu lassen: die Überlebenden von meinem unerwarteten Zuchterfolg zwei Sommer zuvor. Die meisten waren jetzt fast einen halben Meter lang.
    Der Hund stand still, starrte das Wasser an und litt.
    »Na, komm schon, Alter.« Ich hob das Ende des Gartenschlauchs auf und öffnete den Wasserhahn. »Komm, hier gibt’s was zu trinken.«
    Er gaffte durchs Tor. Die Zunge hing ihm aus dem Maul, doch er blieb stehen, wenn auch ein wenig schwankend.
    Ich zog den Schlauch hinter mir her und ging auf ihn zu. Der Hund stand wie angewurzelt, bis der tropfende Schlauch nur noch einen Zentimeter von seiner Schnauze entfernt war. Erst dann reckte er zaghaft den Kopf, leckte zuerst, soff und badete schließlich in dem ersehnten Wasser. Als er genug hatte, setzte er sich auf seine drallen Hinterbeine, und ich trug den Schlauch zurück.
    »Und jetzt?«
    Er kam zu mir getrottet und legte seinen Kopf an mein Bein. Ich kraulte ihn hinter den Ohren, und sein Körper lockerte sich. Er ließ es sich auch gefallen, dass ich ihm mit meinem Taschentuch die Krusten aus dem Gesicht wischte. Als ich fertig war, knurrte er zufrieden.
    »Nichts zu danken.«
    Er legte wieder seinen Kopf an mein Bein und atmete genussvoll aus, während ich ihn tätschelte.
    Was für ein Morgen! Ich seufzte. Er knurrte.
    »Wo kommst du her?«
    Post von Verrückten und Gespräche mit einem Hund. So weit ist es mit dir gekommen, Alex Delaware.
    Der Hund schaute zu mir auf. Seinen Blick fasste ich gern als freundschaftlich auf. Man nimmt, was man kriegen kann.
     
    Mein neuer Freund schaute mir zu, wie ich den Seville aus der Parkbucht fuhr. Als ich die Beifahrertür öffnete, sprang er ins Auto, als gehörte es ihm. Für die nächsten neunzig Minuten schaute er aus dem Fenster, während ich herumfuhr, nach HUND VERMISST-Anschlägen Ausschau hielt und Nachbarn ansprach, die ich nie zuvor gesehen hatte. Keiner wollte mit ihm zu tun haben, obwohl das Kassenmädel am Beverly-Glen-Supermarkt meinte, er sei hübsch, und eine Reihe von Kunden ihr beistimmten.
    Wo ich einmal dort war, kaufte ich etwas zu essen für mich und eine Tüte Trockenfutter für meinen Kumpel. Wieder zu Hause, sprang er hinter mir die Treppe hinauf und schaute mir

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