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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Verblüffung. Ich versuchte, Wörter auszumachen, doch ich hörte nur heulenden Schmerz. Lauter und lauter. Ich wollte gerade abschalten, da hörte es plötzlich auf. Knistern. Dann eine neue Stimme, eine weiche, hohe Kinderstimme:
    »Böse Liebe. Böse Liebe. Ich will deine böse Liebe nicht.« Eine Kinderstimme, doch kein Lallen, sondern unnatürlich tonlos - maschinenhaft.
    »Böse Liebe. Böse Liebe. Ich will deine böse Liebe nicht.«
    Drei- oder viermal, wie ein Gebet. Ein Gebet aus dem Jenseits.

2
    Ich stellte den Kassettenrekorder ab. Meine Hände waren verkrampft, mein Herz pochte, und mein Mund war trocken.
    Aus der Küche kam Kaffeeduft. Ich goss mir eine Tasse ein, ging ins Wohnzimmer zurück und spulte das Band zurück. Dann drehte ich die Lautstärke aufs Minimum zurück und drückte die Play-Taste.
    Sogar ganz leise war es noch grauenhaft. Jemandem wurde wehgetan. Dann wieder der Kindergesang, noch schlimmer beim zweiten Hören. Was hatte man ihm angetan, dass diese Stimme so vollkommen leer klang?
    Ich kannte solche Stimmen - aus Sterbesälen, Gummizellen und Asylen.
    Böse Liebe ...
    Der Ausdruck kam mir bekannt vor. Ich versuchte, mich zu erinnern. Mein Kaffee wurde kalt, ohne dass ich ihn anrührte. Schließlich stand ich auf, nahm die Kassette heraus und brachte sie ins Arbeitszimmer. Ich legte sie in die Schreibtischschublade neben Annies Akte.
    Dr. Delawares Horrormuseum.
    Mein Herz galoppierte. In meinem Kopf hallten die Schreie und der Singsang wider. - Das Haus war so öde. Robin würde nicht vor Donnerstag von ihrem Instrumentenbauerkongress in Oakland zurückkommen.
    Wenigstens hatte sie es nicht gehört. Seit wir zusammenlebten, hatte ich mich stets bemüht, sie von den hässlichsten Seiten meiner Arbeit fernzuhalten. Schließlich wurde mir klar, dass ich die Mauer höher gezogen hatte als nötig, und ich versuchte, sie mehr einzubeziehen.
    Doch nicht in diesem Fall. Das musste sie sich nicht anhören. Ich fragte mich, was die verfluchte Aufnahme bedeuten konnte. War es ein übler Scherz?
    Die Kinderstimme... Böse Liebe... Ich sprach es laut aus, in der Hoffnung, es würde meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
    War es ein Begriff aus der Psychologie? Ein Lehrbuchausdruck? Es klang nach Psychoanalyse. Melanie Klein zum Beispiel hatte über gute und schlechte Brüste geschrieben.
    Ich schaute in einem Wörterbuch der Psychologie nach: nichts. Ich versuchte noch eine Menge anderer Bücher und ging die Stichwörter durch. Nichts zu finden.
    War es ein früherer Patient, der mich für meine schlechten Dienste bestrafen wollte? Oder hatte es etwas mit meinem gegenwärtigen Fall zu tun? Vielleicht steckte Donald Wallace dahinter.
    Sein Verteidiger, ein Schwachkopf, hatte mich mehrmals angerufen, bevor ich die Mädchen kennenlernte. Er wollte mir einreden, sein Klient sei ein gewissenhafter Vater. War diese verrückte Aufnahme ein Einschüchterungsversuch? Wollte er mich dazu bringen, den Fall aufzugeben und das Feld zu räumen für seine eigenen Experten?
    Die hatte ich allerdings auch. Ich wählte die Nummer der Polizeizentrale und ließ mich mit der Abteilung Mord und Raub verbinden. Dort fragte ich nach Detective Sturgis.
    Milo Sturgis war nicht in seinem Büro, was mich nicht überraschte. Er hatte eine Degradierung und sechs Monate unbezahlten Urlaub hinter sich, weil er einem homophoben Vorgesetzten, der ihn in einer lebensgefährlichen Situation hängen ließ, den Kiefer gebrochen hatte. Danach hatte man ihn für ein schreckliches Jahr auf einen Computerjob im Rechenzentrum gesetzt, in der Hoffnung, er würde am Ende um vorzeitige Pensionierung bitten. Das Polizeipräsidium in Los Angeles leugnete immer noch, dass es schwule Polizisten gab. Milos pure Anwesenheit wurde als Anschlag auf diese Vogel-Strauß-Politik aufgefasst. Aber er hielt durch und wurde schließlich wieder in den aktiven Dienst aufgenommen. Nun genoss er natürlich jeden Augenblick, den er auf der Straße verbringen konnte.
    »Haben Sie eine Idee, wann er zurückkommt?«, fragte ich den Kriminalbeamten am anderen Ende der Leitung.
    »Nein.« Er schien sich belästigt zu fühlen. Ich hinterließ meinen Namen und legte auf.
    Ich kam zu dem Schluss, dass es nichts brachte, sich weiter Sorgen zu machen, schlüpfte in T-Shirt, Shorts und Sportschuhe und trabte nach draußen, um für eine halbe Stunde zu laufen.
    Ich joggte die Einfahrt hinunter, um die Hecke herum und wollte zu dem Schotterweg am Fluss entlang. Doch

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