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Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8

Titel: Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Parkplatz zu finden, und es wurde zehn nach eins, bis ich das Restaurant betrat.
    Jean saß an einem Tisch ziemlich weit hinten und winkte mir zu. Neben ihr saß ein Mann. Ich winkte zurück und ging zu ihnen durch. Sie hatten halb leere Kaffeetassen und Olivenbrot vor sich. Der Mann war glatt rasiert und sonnengebräunt; er hatte blaue Augen mit Säcken darunter. Der klassische Managertyp, dachte ich.
    Jean erhob sich und stellte uns vor. »Mein Mann, Richard Jeffers. Richard, das ist Dr. Alex Delaware.«
    Ich setzte mich ihnen gegenüber.
    »Ich gehe jetzt, Jeanie. Freut mich, Sie kennenzulernen, Doktor.«
    »Gleichfalls.«
    »Okay, Schatz.« Sie legten die Wangen aneinander, und Jeffers stand auf. Für einen Augenblick schien er das Gleichgewicht zu verlieren, doch er fing sich, indem er sich auf den Tisch stützte. Jean schaute in eine andere Richtung. Er zwinkerte mir zu, dann ging er merklich hinkend hinaus.
    »Er hat nur ein Bein«, sagte Jean. »Er hat gerade wieder eine neue Prothese bekommen und muss sich noch daran gewöhnen.« Es klang, als hätte sie diese Erklärung schon unzählige Male gegeben.
    »Ich kenne solche Probleme. Ich habe früher Kinder betreut, die wegen Krebs amputiert werden mussten.«
    »Wirklich? Bei Richard war es ein Autounfall.«
    »Vor kurzem?«
    »Nein, nein, vor vielen Jahren, bevor Sicherheitsgurte obligatorisch wurden. Er fuhr ein Cabrio, wurde von hinten gerammt und herausgeschleudert, und dann fuhr ein Auto über sein Bein.«
    »Schrecklich.«
    »Gott sei Dank hat er überlebt. Ich lernte ihn während seiner Rehabilitation kennen, in Rancho Los Amigos, wo ich damals die eine oder andere Schicht schob. Er wurde großartig fertig mit seiner Prothese, die ganzen Jahre lang, bis vor einigen Monaten. Er wird sich schon an die neue gewöhnen. - Und wie sieht’s bei Ihnen aus?«
    Ich lächelte. »Gut. Ich bin sehr gespannt.«
    »Worauf?«
    »Was Sie mir zu erzählen haben.«
    »Na ja, ich hoffe, es hat nicht zu dramatisch geklungen; es ist nur -« Sie schaute sich um. »Warum bestellen wir nicht erst mal?«
    Wir lasen die Speisekarte durch. Der Koch schien eine Schwäche für Balsamessig zu haben.
    Sie sagte: »Ich weiß, was ich nehme«, und ich winkte einen Kellner heran. Jean bestellte irgendein insalata, und ich entschied mich für linguine marinara und einen Eistee.
    Als der Kellner sich entfernte, fragte ich: »Warum ist Ihr Mann nicht zum Essen geblieben?«
    »Was ich mit Ihnen zu besprechen habe, ist vertraulich. Richard hat Verständnis dafür. Sie fragen sich vielleicht, warum ich ihn dann mitgebracht habe. - Der Grund ist, dass ich immer noch Angst habe. Angst, allein zu sein, nach dem Blutbad.«
    »Das kann ich gut verstehen.«
    »Meinen Sie nicht, ich sollte inzwischen darüber weg sein?«
    »Nein, ich wäre es auch nicht an Ihrer Stelle.«
    »Wenigstens kann ich wieder schlafen«, fuhr sie fort, »wenn auch noch nicht so wie früher. Am Anfang lag ich nächtelang wach, mit Herzklopfen und Übelkeit. Jetzt kann ich zumindest wieder einschlafen, obwohl ich noch öfter nass geschwitzt aufwache. Manchmal möchte ich einfach wieder ins Bett zurückkriechen, wenn ich an die Arbeit denke. Richard arbeitet in Westchester, in der Nähe des Flughafens. Wenn es geht, fahren wir zusammen zur Arbeit, und abends holt er mich wieder ab. Ich bin im Moment ziemlich abhängig von ihm.«
    Der Kellner kam mit unserem Essen.
    »Sieht lecker aus«, sagte sie und stocherte in ihrem Salat herum. Dann legte sie die Gabel hin und öffnete ihre Handtasche.
    »Sie müssen mir versprechen, dass Sie es für sich behalten«, sagte sie. »Jedenfalls dürfen Sie keinem erzählen, von wem Sie es haben.«
    »Hat es mit Hewitt zu tun?«
    »Gewissermaßen - obwohl ich nicht glaube, dass Detective Sturgis etwas damit anfangen kann. Eigentlich sollte ich es nicht einmal Ihnen zeigen... Versprechen Sie mir, meinen Namen aus dem Spiel zu lassen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke.« Sie holte tief Luft, griff in ihre Handtasche und nahm einen gefalteten weißen Umschlag heraus.
    »Erinnern Sie sich, wie dürftig Rebeccas Notizen über Hewitt waren?«, fragte sie. »Wie ich sie in Schutz nahm, sie sei eine gute Therapeutin gewesen und dass Berichte nicht ihre starke Seite waren? - Nachdem Sie bei mir waren, dachte ich darüber nach. Sogar für Rebecca waren die Notizen zu wenig. Ich schaute nach, ob Teile davon in dem Durcheinander nach ihrem Tod in anderen Akten gelandet waren, doch ich konnte nichts

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