Böse Liebe - Ein Alex-Delaware-Roman 8
Mädchen, lächelte, doch der Junge schien den Tränen nahe zu sein. Im Hintergrund eine Frau von ungefähr siebzig, mit Schmetterlingsbrille und weißen Dauerwellen. Sie ähnelte Parks, nur war ihr Kinn wesentlich energischer.
Eine Urkunde an der Wand wies Parks als Spitzenverkäufer aus. Sie war drei Jahre alt.
»Wer ist das andere Opfer?«, fragte Parks.
»Ein Mann namens Rodney Shipler.«
»Ein Mann?«
»Ja, Sir.«
»Ein Mann - das verstehe ich nicht.«
»Der Name sagt Ihnen nichts?«
»Nein, und wenn es ein Mann war, warum denken Sie dann, dass es etwas mit meiner Mary zu tun hat?«
»Die Worte ›böse Liebe waren am Tatort an eine Wand geschmiert.«
»›Böse Liebe. Das hat mich bis in meine Träume verfolgt. Monatelang habe ich gegrübelt, was es bedeuten könnte, aber...«
Er nahm ein Fläschchen aus seinem Schreibtisch. Aspirin. Er schluckte zwei Tabletten und steckte die Flasche hinter das bunte Tuch in seiner Brusttasche.
»Und mit welchem Ergebnis?«, fragte Milo.
»Ach, lauter verrücktes Zeug, ich weiß nicht mehr. Was spielt das auch für eine Rolle?« Er fuchtelte mit den Händen, als suchte er etwas, an dem er sich festhalten konnte. »War es - gab es - war dieser Shipler... Ich meine, war es eine sexuelle Sache?«
»Nein, Sir.«
»Ich frage, weil die mir damals gesagt haben, dass es damit zu tun haben müsste. Die Polizisten damals, meine ich. Irgendwas Psychopathisches - in der Richtung, dass es Sex war für ihn, eine perverse Art von Sex - böse Liebe.«
Davon hatte nichts in der Akte gestanden.
Milo nickte.
»Ein Mann, also«, sagte Parks. »Heißt das, die Polizei war damals total auf dem Holzweg? Dass sie nach was ganz Falschem gesucht hat?«
»Das können wir noch nicht sagen. Im Moment wissen wir nur, dass jemand am Tatort die Worte ›böse Liebe hinterlassen hat.«
»Und deswegen rollen Sie den ganzen Fall neu auf?«
»Wir schauen uns nur die Fakten an, Mr. Parks.«
Er atmete tief durch. »Meine Mary ist in Stücke gehackt worden. Ich musste sie identifizieren. Für Sie ist das sicher alltäglich, aber...« Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
»So was wird nie alltäglich, Sir.«
Parks schaute ihn zweifelnd an. »Danach - nachdem ich sie identifiziert hatte - dauerte es eine Zeit, bis ich mich wieder an sie erinnern konnte, wie sie einmal war... noch heute... Die Polizisten sagten, wer immer so etwas macht, tut es, wenn sie schon tot ist.« Er riss die Augen auf. Panik. »Das stimmt doch, oder? Das stimmt doch?«
»Ja, Sir.«
Er klammerte sich an die Schreibtischkante und beugte sich vor. »Sagen Sie mir die Wahrheit, Detective. Ich darf nicht daran denken, dass sie gelitten haben könnte, aber wenn - nein, vergessen Sie es, sagen Sie nichts, ich will es nicht hören.«
»Sie hat nicht gelitten. Die einzige Neuigkeit ist die Verbindung zu dem Shipler-Mord.«
Parks wischte sich wieder den Schweiß ab. »Danach, nachdem ich sie identifiziert hatte, musste ich es den Kindern sagen. Dem Älteren jedenfalls. Die Kleine war noch ein Baby. Der Ältere war, genau genommen, auch nicht viel mehr als ein Baby, aber er fragte nach ihr. Ich musste ihm etwas sagen. - Es sind großartige Kinder. Meine Mutter hilft mir mit ihnen. Sie geht auf die achtzig zu, aber sie machen ihr nicht die geringsten Schwierigkeiten. Wollen Sie das zerstören? Wollen Sie, dass Marys Name wieder in allen Zeitungen steht? Muss das jetzt alles wieder aufgewühlt werden? Es gab eine Zeit, da gab es für mich nichts anderes als die Frage: Wer hat es getan? Aber darüber bin ich weg. Was soll es auch? Es bringt sie doch nicht zurück.«
Ich nickte. Milo rührte sich nicht.
Parks fasste sich an die Stirn und riss die Augen auf, als wollte er seine Gesichtsmuskeln trainieren.
»Ist das alles?«, fragte er.
»Ich habe noch ein paar Fragen über Ihre Frau«, sagte Milo, »bezüglich ihrer Vergangenheit.«
»Ihrer Vergangenheit?«
»Ja, beruflich, vor allem. Bevor sie als Maklerin gearbeitet hat, hat sie da etwas anderes gemacht?«
»Warum?«
»Wir wollen nur Fakten sammeln, Sir.«
»Sie hat für eine Bank gearbeitet. Und was war dieser Shipler?«
»Hausmeister in einer Schule. - Welche Bank, bitte?«
»Trust Federal, drüben in Encino. Sie war in der Kreditabteilung. So habe ich sie kennengelernt. Wir haben dort unsere Autodarlehen abgewickelt. Eines Tages musste ich hin - ein Großauftrag, Firmenwagen -, und sie war die Sachbearbeiterin.«
Milo holte sein Notizbuch heraus und
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