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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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schrecklich. So schrecklich.
    »Was ist passiert?«, fragte Josh, aber ich konnte nicht sprechen. Noch nicht. Sie waren tot. Beide. Es war so unfair. Johnny und Tammy waren einen würdevollen Tod gestorben. Sie hatten einander getröstet und in den Armen gehalten und damit gezeigt, zu welcher Größe Menschenseelen fähig waren, aber sie waren trotzdem gestorben. Das hatte ich nicht gewollt. Tammys Seele mochte jetzt gerettet sein, aber sie hatte mit ihrem Leben dafür bezahlen müssen.
    »Hat sich was geändert?«, fragte Nakita, aber ihr Tonfall ließ erahnen, dass sie die Antwort schon kannte.
    Ich blickte an ihnen vorbei in den verlassenen Waschsalon, als wäre das alles nur ein Traum, der sich jeden Moment in nichts auflösen und mich zurück in diese Hölle aus Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit katapultieren würde. »Jetzt sterben sie beide«, flüsterte ich.
    »Im Zustand göttlicher Gnade«, ergänzte Barnabas mit finsterer Miene.
    Josh trat einen Schritt zurück und musterte mich besorgt. Niemals könnte ich ihm von dem Entsetzen erzählen, das ich gerade erlebt hatte. »Ich habe weder Tammy noch Johnny das Leben gerettet«, sagte ich. »Alles, was ich erreicht habe, ist, dass kein Todesengel hier antanzen musste, um sie zu sensen. Verdammter Mist!« Frustriert schloss ich die Augen und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Ich konnte das einfach nicht. Es war zu viel. Es tat zu weh, wenn irgendwas schiefging.
    »Wir müssen was unternehmen«, sagte Nakita und ich öffnete die Augen. Sie stand vor dem Tisch, die Lippen entschlossen aufeinandergepresst. »Sofort«, bekräftigte sie. »Los, gehen wir.«
    »Aber ihre Seele ist doch jetzt in Sicherheit«, wandte ich ein, obwohl ich ganz ihrer Meinung war - aber genau das war es ja, was mich verwirrte. »Was kümmert es dich dann noch?«
    Die Hand schon auf dem Türgriff hielt Nakita inne. Der Blick, den sie mir zuwarf, ließ mich erschaudern. »Ihre Seele mag vielleicht in Sicherheit sein, aber meine ist es nicht.«

4
    Die Erinnerung an die Feuerwehrautos, die nur in der Zukunft dort standen, legte sich wie Nebel über mein Sichtfeld, als ich über die belebte Straße zu dem dreistöckigen Mehrfamilienhaus hinüberblickte. Zu sehen - nein, zu spüren wie Tammy und Johnny starben, hatte mich ziemlich mitgenommen. Es hatte mich bis in mein Innerstes erschüttert. Ich hatte geglaubt, dass ich helfen könnte, stattdessen aber hatte ich alles nur noch schlimmer gemacht. Wenigstens war Josh sicher nach Hause gekommen. Er war erst fünf Minuten weg, aber ich vermisste ihn schon jetzt. Ich machte mir Sorgen, dass ich ihn verlieren könnte, dass er sich eine Freundin suchen würde, die nicht kreuz und quer über den Kontinent geschickt wurde, um jemanden zu retten, den sie noch nicht mal kannte. Eine Freundin, die nicht die ganze Zeit ihren Vater anlügen musste und nicht nur Engel als Freunde hatte - eine Freundin, mit der er sich verdammt noch mal eine Portion Popcorn teilen konnte. Warum konnte ich nicht einfach normal sein?
      Ich schniefte und zuckte zusammen, als Nakita mir ein Taschentuch aus ihrem Handtäschchen reichte.
      »Danke«, sagte ich, wischte mir mit dem weichen Papier über die Nase und knüllte es dann zu einem kleinen Ball zusammen. Mann, gleich würde ich mich übergeben, jede Wette.
    »Tut mir leid, Madison«, sagte sie, als sie sich unsicher neben mich an den Bordstein stellte und wir auf eine Lücke in dem dichten Verkehr warteten, um auf die andere Straßenseite zu gelangen.
    »Mir auch«, erwiderte ich und warf einen Blick nach oben zu Barnabas, der gerade wieder durch die Wolken stieß, nachdem er Josh nach Hause gebracht hatte. Ein winziger Lufthauch hatte ihn verraten. Seine Miene wirkte verärgert und seine Flügel verschwanden, bis nur noch ein leicht schlaksiger, nachdenklich dreinblickender Teenager mit dunkler Hose, einem verblichenen Band-T-Shirt und einem für dieses Wetter völlig unpassenden schwarzen Mantel übrig blieb. Er schob die Hände in die Hosentaschen und kam zu uns an den Straßenrand. Josh hatte gesagt, er würde mich decken, aber früher oder später würde ich mich wohl doch mal wieder zu Hause blicken lassen müssen.
    Ich drehte mich wieder um und wartete darauf, dass eine halbe Meile weiter die Straße rauf die Ampel umsprang. Barnabas wirkte aufgebracht und schien sich über irgendetwas zu ärgern, wenn ich die finsteren Blicke, die er Nakita zuwarf, richtig deutete. Eigentlich hätte mir das

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