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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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was. Es war mir schwergefallen, ohne sie zu fliegen. In dem Glauben, dass ich sie im Stich lassen würde, sobald ich meinen Körper wiederhatte, war sie zurück zum Friedhof geschlichen. Demus befand sich irgendwo auf dieser Seite des Himmels, aber da er nach der falschen Resonanz Ausschau hielt, blieb mir hoffentlich noch ein bisschen Zeit, um ein paar Dinge zu regeln. Die nächsten fünf Minuten würde ich auf jeden Fall damit verbringen, meinem Dad vorzuspielen, dass absolut gar nichts los gewesen war und ich jetzt ins Bett gehen würde.
    Schon wieder dieses Wort. Nichts. Nichts beschrieb sehr gut, was ich gerade fühlte. Leere. Obwohl ich nur einen winzigen Moment in meinem Körper verbracht hatte, erinnerte ich mich nun wieder daran, wie es war, schmecken zu können, fühlen … ein echter Teil dieser Welt zu sein. Jetzt aber fühlte sich die Hülle, die mein Amulett mir verschaffte, genau nach dem an, was sie schließlich auch war: nichts.
    »Bist du sicher, dass ich nicht bleiben soll?«, fragte Barnabas nach einer Weile, als keiner von uns Anstalten machte, sich von dem Dach wegzubewegen.
    Ich nickte, die Arme um meinen Körper geschlungen. Nach der schwülen Hitze in Baxter fuhr mir der frische Wind hier gleich in die Knochen. »In einer Stunde sollte ich hier fertig sein«, erwiderte ich und fragte mich, warum er eigentlich hier oben gelandet war und nicht im Vorgarten. »Und ich will noch Josh fragen, ob er sich loseisen kann. Wäre doch toll, wenn er wieder mit uns zurückkommen könnte.« Wenigstens Josh würde sich mit mir freuen, dass ich meinen Körper gefunden hatte. Und dass er kein eklig verrotteter Klumpen war.
    »Eine Stunde.« Barnabas schien sich unwohl zu fühlen und sah mich aus seinen dunklen Augen nachdenklich an, bevor er wieder zum bewölkten Himmel aufblickte.
    »Dann hab ich ja genug Zeit, um zurückzufliegen und dein Handy zu holen. Wir wollen schließlich nicht, dass es irgendwelche Erinnerungen wachruft, wenn wir es dalassen.«
    »Danke«, sagte ich ernst. Ich hoffte wirklich, dass er es zurückbekam. Wie sollte ich sonst meinem Dad erklären, wie mein Handy nach Kalifornien gekommen war?
    »Es sei denn, du willst doch, dass ich hier auf dich warte?«, fragte Barnabas noch einmal.
    Ich schüttelte den Kopf. Nakita war ganz allein zurückgeblieben. Es wäre nicht fair. Vorsichtig stakste ich an die Dachkante und setzte mich hin, um hinunterzuspringen. Lucy, der Golden Retriever der Nachbarn, war nirgends zu sehen. Ich zögerte, als ich hörte, wie Barnabas neben mich trat, und sah hoch in sein umschattetes Gesicht.
    »Was soll ich Nakita sagen?«, fragte er und in seinen Augen spiegelte sich das Licht der Straßenlaterne. »Sie glaubt, dass du uns verlassen wirst. Stimmt das? Willst du, dass ich sie anlüge?«
    Jetzt fühlte ich mich noch niedergeschlagener und mein schlechtes Gewissen plagte mich ohnehin schon. Ich wusste es nicht. Ich wollte ja bei ihnen bleiben, aber ich konnte diesen Job einfach nicht machen, wenn meine einzige Aufgabe darin bestand, Menschen zu töten. »Sag ihr, ich überlege noch«, erwiderte ich und konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. »Sag ihr, dass ich stolz auf sie bin, und auf dich, und dass ich das Ganze hier wirklich zum Laufen bringen will. Ich will bei euch bleiben. Und ich bleibe auch, wenn …«
    Barnabas rührte sich nicht, aber irgendwie schien er dunkler zu werden. »Was ist, wenn die Seraphim dir einfach nicht erlauben, die Dinge auf deine Art zu machen? Immerhin haben sie heute Demus geschickt.«
    Genau das machte mir die meisten Sorgen, aber ich rang mir ein Lächeln ab, während meine Füße in der Finsternis zwischen Himmel und Erde baumelten. »Na, und wenn schon. Ich bin schließlich die schwarze Zeitwächterin. Was sollen sie denn machen? Mich umbringen? Das haben wir ja wohl schon hinter uns.« Ich sah weg und senkte angstvoll den Blick. Sie könnten mir mein Amulett wegnehmen und mich den Schwarzflügeln zum Fraß vorwerfen. Eine Seele ohne Aura war mehr oder weniger Freiwild. Aber ich wollte auch keine Zeitwächterin sein, die Todesengel aussandte und Menschen tötete, um deren Seelen zu retten. Nur weil ich mich vor Schwarzflügeln fürchtete. Auch wenn das definitiv der Fall war.
    »Ich rede mit ihr«, sagte Barnabas schließlich, der mir meine Angst offensichtlich ansah.
    »Danke, Barnabas.« Ich stieß mich vom Dach ab und landete mit gebeugten Knien, um den Aufprall etwas abzufangen. Dann drehte ich mich wieder zurück zum

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