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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Flügel aus, damit wir beide im Schatten standen. »Falls wir ihr Schicksal wirklich ändern können. Komm, wir sollten gehen. Ich hatte ganz vergessen, wie friedlich es hier ist.« Ihr Blick traf meinen und es lag zwar kein Friede darin, aber immerhin auch keine Angst. »Oder vielleicht ist es mir vorher einfach nie aufgefallen.«
    Ich nickte, zog mit einem Ruck meine Hose hoch und tappte über den schwarzen Marmor auf sie zu. Nakita legte ihren Arm um meine Taille und ich stellte mich auf einen ihrer Füße, sodass ich eher neben ihr stand als vor ihr. Mit einem einzigen Schlag ihrer riesigen Flügel waren wir in der Luft. Mein Magen machte einen erschrockenen Hüpfer und ich klammerte mich an Nakitas Arm fest. Als ich auf die kleine Insel hinunterblickte, überlief mich ein Schauder. Wieder lebendig zu sein machte das Fliegen gleich viel unheimlicher.
    »Mach die Augen zu«, warnte Nakita mich und ich kniff sie fest zu. Die weichen Enden ihrer Flügel drückten sich an meine Ohren, als sie uns darin einhüllte, und der Geruch von Wind und Federn stieg mir in die Nase. Ich keuchte auf, als die Welt plötzlich einen Purzelbaum zu schlagen schien, aber ich war darauf vorbereitet. Nakita hatte einen Raumhopser gemacht und von einem Augenblick auf den anderen war es nicht mehr früher Nachmittag, sondern Mitternacht.
    Warmer Wind fuhr mir durchs Haar und ich öffnete die Augen, gerade als Nakita ihre Flügel wieder ausbreitete und wir auf die Erde zustürzten. Unter uns sah ich die verstreuten Lichter von Baxter. In einer langsamen Spirale sanken wir tiefer und Nakita steuerte auf einen auffällig dunklen Teil der Stadt zu. Es war der Friedhof. Ein sehr passender Ort, wie ich fand, um sich als schwarze Zeitwächterin mit seinen Todesengeln zu treffen.
    »Nakita, in höchster Not«, erklang Grace’ dünnes Stimmchen, obwohl ich sie noch immer nicht sehen konnte. »Erfuhr einst die Angst vor dem Tod. Ach, welches Leid! Doch mit der Zeit kommt schon alles wieder ins Lot.«
    »Hi, Grace«, sagte ich und legte eine Hand auf meinen Magen, als wir in die feuchte Dunkelheit hinabsanken. Mann, wir waren ja wirklich ziemlich hoch geflogen. Und der Boden sah ganz schön hart aus.
    »Ich lasse dich schon nicht fallen«, beruhigte mich Nakita, als hätte sie meine Gedanken gelesen, aber vermutlich war das auch nicht schwer, so fest, wie ich mich an ihren Arm klammerte.
    Als meine Füße endlich den Boden berührten und Nakita ein paar letzte Flügelschläge in der Luft vollführte, stolperte ich ein paar Schritte vorwärts. Mein übergroßes Hemd drohte mir von den Schultern zu rutschen und ich riss es zurück an seinen Platz. Mein Gesicht wurde heiß, als ich sah, wie alle zu uns aufblickten. Barnabas wirkte unsicher, wahrscheinlich dachte er sich schon, dass ich meinen Körper zurückhatte, aber Josh , der neben ihm stand, grinste über das ganze Gesicht. Demus lehnte gelangweilt und mit finsterer Miene an einem Grabstein, die Arme vor der Brust verschränkt. Doch als er sah, was ich anhatte, richtete er sich kerzengerade auf, so als verliehen die Klamotten mir plötzlich Autorität. Nakita hatte ihre Flügel verschwinden lassen und stellte sich nun zögernd neben Barnabas. Und auch Grace war mit Sicherheit irgendwo in der Nähe, aber sie bewegte wohl gerade ihre Flügel nicht, weswegen ich ihr Glühen nicht sehen konnte.
    »Hi, Josh «, sagte ich und er kam ein paar Schritte auf mich zu und umarmte mich kurz.
    »Du fühlst dich genauso an wie vorher«, bemerkte er und drückte mich mit einem schiefen Lächeln ein weiteres Mal an sich.
    »Danke«, erwiderte ich und meinte damit für zig verschiedene Dinge gleichzeitig.
    Barnabas räusperte sich und Josh ließ mich los. »Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt, als du einfach so verschwunden bist«, knurrte Josh vorwurfsvoll und fügte dann stolz hinzu: »Ich hab gewusst, dass du es schaffen würdest. Aber eine kleine Warnung wäre nett gewesen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte ich zerknirscht und drehte mich wackelig zu Barnabas um.
    »Glückwunsch«, sagte Barnabas, als er mir mein Handy reichte. An seinem Tonfall war nicht zu erkennen, was er davon hielt, dass ich meinen Körper zurückhatte, und mein Lächeln erstarb.
    »Tja, na ja, es hat sich eigentlich gar nichts verändert«, entgegnete ich und tastete meine Klamotten nach einem Ort ab, an dem ich das Handy verstauen konnte, bevor ich es schließlich Nakita reichte, die es in ihre Handtasche steckte. »Außer, dass ich

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