Boese Maedchen sterben nicht
bist! Barnabas und Nakita … geht es ihnen gut? Ich hab versucht, sie zu rufen, aber sie haben nicht geantwortet. Ich bin immer noch die schwarze Zeitwächterin, oder?«
Ein schwaches Summen sagte mir, dass sie ganz in der Nähe war, und kurz darauf breitete sich in meiner schmerzenden Schulter eine beruhigende Wärme aus. »Ja. Du bist immer noch die schwarze Zeitwächterin. Sie können dich schließlich nicht einfach rauswerfen. Dafür müsstest du schon freiwillig gehen. Oder gesenst werden.«
Meine Brust fühlte sich warm an und ich fragte mich, °b sie nun vor mir schwebte. »Deine Aura sieht aus wie immer«, sagte Grace und ihre Stimme wurde immer schwächer. »Vielleicht tun sie nur so, als würden sie dich nicht hören. Du riechst irgendwie komisch, weißt du das?«
»Na, vielen Dank auch«, erwiderte ich. Ich wusste, dass ich muffelte, als hätte ich mindestens einen Monat lang keine Badewanne mehr zu Gesicht bekommen. Darüber musste sie sich nun wirklich nicht lustig machen. »Meinst du, du könntest einen von ihnen zu mir schicken? Ich mache mir Sorgen wegen Tammy.«
»Du solltest dir lieber wegen Demus Sorgen machen«, antwortete sie kryptisch.
»Demus?«, wiederholte ich und überlegte, was der schwarze Todesengel angestellt haben mochte, aber Grace antwortete nicht mehr. Sie war weg. Und ich hatte sie noch nicht mal gesehen.
Ich zog die Augenbrauen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust, die sich fürchterlich leer anfühlte. Das Hochgefühl darüber, dass ich meinen Körper zurückhatte, ließ bereits wieder nach. Ich hatte Hunger, ich war müde und mir tat alles weh von meiner Cabriofahrt in den Abgrund. Außerdem wurde es hier langsam echt heiß und meine Klamotten waren ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ich blickte auf meine Fingernägel mit dem Nagellack vom Abend des Abschlussballs und wünschte, ich hätte Grace gesagt, dass Barnabas Josh mitbringen soll. Mann, der war inzwischen wahrscheinlich halb krank vor Sorge.
Die Härchen in meinem Nacken stellten sich plötzlich auf und ich wirbelte mit hämmerndem Herzen herum.
Bis auf das große leere Haus, das neuerdings mir gehörte, war niemand da.
»Madison!«, ertönte von oben eine Stimme und ich hob den Kopf, bis mich die Sonne fast blendete. Es war Nakita und ich wich unter das Dach zurück, als sie landete. Ihre wunderschönen Flügel schimmerten in der Nachmittagssonne. Sie war wieder von Kopf bis Fuß weiß gekleidet und ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Sie trug nur Weiß, wenn sie sauer auf mich war. Das war ihre Art, ihren Ärger auszudrücken.
Ihre Miene war verkniffen, doch als sie mich in meinem neuen schwarzen Outfit sah, das ich mir aus Kairos’ Kleiderschrank zusammengesucht hatte, trat Verwirrung in ihren Blick. »Du trägst ja Kleider von Kairos«, stellte sie fest.
»Ich, äh …«, begann ich und zögerte dann. »Na ja, ich hab ja auch schließlich seinen Job übernommen, stimmt’s?«, erwiderte ich und meine Stimme klang schroffer, als ich beabsichtigt hatte. »Ganz oder gar nicht, würde ich sagen.«
Nakitas Mund klappte auf. Sie hob ihre Flügel, bis sie die Sonne abschirmten. »Dann bleibst du also bei uns?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich zu und ihr Blick umwölkte sich wieder, als hätte ich gerade verkündet, dass ich es keine Minute länger mehr mit ihr aushielte. »Nakita, ich versuche es ja, aber es scheint einfach nicht zu funktionieren«, flehte ich. »Das weißt du doch selbst viel besser als ich. Ich will jetzt nicht darüber nachdenken, okay? Ich will einfach nur Tammy helfen. Und dann, wenn alles vorbei ist, können wir uns Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll.«
Sie schien zufrieden mit meiner Antwort und stand mit gesenktem Kopf da, während der Wind ihr die langen schwarzen Haare ins Gesicht wehte. »Es tut mir leid, dass die Seraphim dir nicht zuhören wollen«, sagte sie. »Barnabas hat Demus gefunden. Und dann hat er sich auf die Suche nach dir gemacht, aber nur Josh gefunden. Sie warten beide auf dem Friedhof auf dich.«
»Josh!«, rief ich voller Freude darüber, dass er dabei sein würde.
»Du musst mit Demus reden«, sagte Nakita knapp, »oder er senst Tammy bei der allerersten Gelegenheit.«
Ein leises Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. »Genau, und das wäre ziemlich daneben, stimmt’s?«, fragte ich sie herausfordernd und sie blinzelte. Dann begann auch sie zu lächeln und wirkte beinahe verlegen.
»Ja, vielleicht«, gab sie zu und breitete ihre
Weitere Kostenlose Bücher