Boese Maedchen sterben nicht
mustern. »Deine Aura ist grün?«, witzelte er und starrte auf das leuchtende Amulett, das Paul um den Hals trug. Der Stein reflektierte Pauls Aura und leuchtete tatsächlich in einem hellen, goldstichigen Grün.
Paul senkte den Blick, presste die Lippen aufeinander und fuhr sich durch sein sandfarbenes Haar. Er wirkte verlegen und ich war mir sicher, dass das nicht an den zerknitterten Schulklamotten lag, die er noch immer trug. Der Stein, den er benutzte, um das Göttliche zu berühren, hätte sich eigentlich mittlerweile durch das Farbspektrum aufwärts in Richtung des tiefen Rots eines weißen Zeitwächters bewegt haben müssen. Aber es schimmerte noch immer in diesem satten, neutralen Grün, auf das Demus ihn so frech hingewiesen hatte. Noch während ich hinsah, verlosch es zu einem tiefen Schwarz.
»Halt den Mund.« Nakita hob die Hand, als wollte sie ihm eine Ohrfeige verpassen. Ich räusperte mich. Seltsam, dass sie plötzlich Paul verteidigte, eigentlich mochte sie ihn doch gar nicht. Aber immerhin hatte sie sich auch bei ihm entschuldigt, als sie ihn vor einiger Zeit k.o, geschlagen hatte. Vielleicht war das einfach wieder ihre Art zu zeigen, dass sie dazulernte. Auch Barnabas blickte etwas unbehaglich drein, seit Paul zu uns gestoßen war.
»Das kann doch alles nicht euer Ernst sein!«, stöhnte Demus, doch niemand ging darauf ein. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel mir ganz und gar nicht.
»Ich kann nicht lange bleiben«, sagte Paul und sah zwischen uns allen hin und her, wobei sein Blick abermals fragend an Josh hängen blieb.
»Der zukünftige weiße Zeitwächter hat hier nichts zu suchen!«, zischte Demus und ich zuckte zusammen, als ich spürte, wie er das Göttliche berührte. Doch Barnabas reagierte sofort und man sah lediglich seinen dunklen Schatten über den Rasen huschen, als er sich mit voller Wucht auf den rothaarigen Engel stürzte.
»Vorsicht!«, rief Nakita und ich fand mich auf dem Boden wieder. Der Aufprall hatte mir sämtliche Luft aus der Lunge gepresst und Nakita lag über mir. Verdammt, ihre Reaktionen waren wirklich nicht von schlechten Eltern! Ich pustete mir ihre Haare aus den Augen und wand mich ein Stück unter ihr hervor, um Barnabas besser sehen zu können. Er hockte auf Demus’ Rücken, die Hand in seine roten Haare gekrallt, und zog seinen Kopf ein Stück hoch. Paul, der wusste, dass man sich von kämpfenden Engeln besser fernhielt, stand ein wenig abseits und Josh war wieder hinter seiner Säule verschwunden.
Barnabas schnappte sich die Kette um Demus' Hals und hielt schließlich sein Amulett in der Hand. »Nakita, du hast nicht zufällig ein Stück Seil in deinem Täschchen?«
»Geh von mir runter, Nakita«, prustete ich. Mann, was hatte ich doch für ein aufregendes Leben: Ich war nach Mitternacht noch draußen und hing dann schwitzend und von Moskitos umschwirrt zwischen ein paar alten Grabsteinen rum.
Nakita rutschte von mir herunter und ich schnappte nach Luft. Dann rappelte ich mich hoch bis auf die Knie und klopfte mir die Grashalme von den Klamotten. Super. Ich hatte mein neues Zeitwächteroutfit gerade mal fünf Minuten an und schon war alles total verdreckt. Josh streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen, und ich griff dankbar danach.
»Danke«, sagte ich leise und, meine Lippen dicht an seinem Ohr, fügte ich hinzu: »Und entspann dich mal ein bisschen, ja? Du tust ja so, als liefe da was zwischen Paul und mir. Er ist einfach nur ein Kumpel.«
»Ach ja?«, erwiderte Josh und sah zu, wie ich mir den letzten Schmutz abklopfte. »Nur ein Kumpel, der zufällig ein paar Amuletttricks beherrscht und durch Raum und Zeit wandern kann.«
Ich grinste ihn an, nicht ganz unzufrieden darüber, dass er so eifersüchtig war. »Aber er hat nicht meine Hand gehalten, als ich gestorben bin«, entgegnete ich und rempelte ihn spielerisch an. »Und er war nicht bei mir, als ich meinen Körper zurückbekommen habe.«
Joshs Schultern entspannten sich und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, obwohl Paul an meine andere Seite trat. Die zwei Jungen grüßten einander verhalten, während Nakita sich an einen Grabstein lehnte und ihre langen Strümpfe auszog.
»Ihr macht einen Riesenfehler!«, rief Demus zum wiederholten Mal und ich blickte auf die dunkle Straße, die plötzlich erschreckend nah wirkte. »Die Seraphim müssen wissen, was ihr hier macht! Und der Handlanger wird alles brühwarm Ron erzählen. Er wird ihr einen Schutzengel verpassen!«
Ich hatte in meinem
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