Boese Maedchen sterben nicht
Alles, woran wir glauben.«
»Halt den Mund und lerne!«, fauchte Nakita ihn an, aber ich merkte ihr an, dass sie sich auch Sorgen machte.
Das Telefon klingelte immer noch und ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Das Handy an mein Ohr gedrückt, fragte ich mich, ob die Wärme, die ich auf dem Gesicht spürte, von Grace kam.
»'llo?«, meldete sich eine müde Stimme und meine Anspannung verdoppelte sich.
»Paul, hier ist Madison«, sagte ich und Paul antwortete nicht. »Äh, die schwarze Zeitwächterin, weißt du noch?«, fügte ich hinzu und plötzlich durchzuckte mich Sorge. Vielleicht hatte ich mich ja verwählt. »Mist, ist da überhaupt Paul?«
»Ach! Hi, Mark!«, sagte Paul und ich erstarrte, als mir dämmerte, dass er nicht allein war. »Tut mir leid, ich bin beim Fernsehen auf der Couch eingeschlafen. Klar, bleib kurz dran, dann geh ich mal nachgucken. Hab’s in mein Biobuch gelegt. Aber du hast doch noch das ganze Wochenende dafür Zeit. Hättest du nicht morgen anrufen können?«
Demus lehnte wieder an einem Grabstein und die Verachtung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Er weiß noch nicht mal, wer du bist.«
»Entspann dich mal«, flüsterte Barnabas und beugte sich zu Demus hinüber. »Er ist bei Ron, das ist alles. Das ist das Problem mit euch schwarzen Engeln, ihr könnt einfach nicht anständig lügen.«
Demus’ Miene verfinsterte sich, aber ich fand es lustig.
Im Hintergrund hörte man nun alle möglichen Geräusche, eine Tür schlug zu, dann ertönte wieder Pauls gedämpfte Stimme: »Bist du verrückt geworden? Warum rufst du mich an?«
»Warum hast du es mir angeboten, wenn du es gar nicht ernst gemeint hast?«, fragte ich zurück.
»Doch nur in Notfällen!«, erwiderte Paul und zögerte dann. »Was hast du angestellt?«
Das hätte ich als Beleidigung auffassen können, aber Tatsache war, dass ich das Ganze wirklich irgendwie in den Sand gesetzt hatte. »Äh, ich hab meinen Körper gefunden. Und jetzt funktioniert mein Amulett nicht mehr richtig.«
»Tja … Glückwunsch?«, entgegnete er fragend.
»Siehst du?«, flüsterte Nakita und beugte sich vor, um besser mithören zu können. »Selbst der Handlanger weiß, dass das ein Fehler war.«
»Es war kein Fehler!«, rief ich, aber in Wirklichkeit begann ich das auch langsam zu befürchten. Ich wart ihr einen finsteren Blick zu, drehte mich mit dem Telefon weg und sah Josh an. Er wirkte wütend, oder vielleicht auch besorgt. »Paul, ich brauche deine Hilfe«, sagte ich. Verdammt, hoffentlich hat er das mit dem Handlanger nicht gehört.
Er seufzte. Vermutlich hockte er gerade mehrere Hundert Meilen entfernt in irgendeiner Wüste in Arizona und ließ sich von Ron zulabern. »Versuchst du etwa schon wieder, jemandes Schicksal zu ändern?«, fragte er. »Madison, dass es letztes Mal geklappt hat, war pures Glück. Schicksal ist Schicksal. Darum heißt es ja auch so.«
»Ach, ich dachte, du glaubst an den freien Willen?«, stichelte ich, bevor ich meinen Ärger hinunterschlucken konnte. Paul antwortete nicht und schon wurde ich wieder nervös. »Paul?«
»Verdammt noch mal«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Weißt du, was Ron mit mir anstellt, wenn er rausfindet, dass ich dir geholfen habe?«
Die Hand, mit der ich mir das Telefon ans Ohr hielt, zitterte. »Sie heißt Tammy«, sagte ich. »Ihre Seele sollte sterben, nachdem ihr Bruder bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen wäre. Ich hab mit ihr geredet und ihr Schicksal hat sich gewendet, sodass sie plötzlich beide sterben sollten. Also hab ich noch mal mit ihr geredet und dann hat sich wieder irgendwas geändert und die beiden haben überlebt. Sie hat auf mich gehört, Paul, und ich hab ihr die schönen Dinge in ihrem Leben vor Augen geführt. Sie will sich ändern, aber sie hat es noch nicht ganz geschafft. Es besteht immer noch die Gefahr, dass sie ihre Seele einfach sterben lässt. Ich muss sie finden. Und noch mal mit ihr reden. Ich weiß, dass ich das wieder in Ordnung bringen kann.«
Demus wandte sich ungläubig zu mir um. Unsere Blicke trafen sich und er starrte mich an. »Das war ein Riesenfehler«, sagte er und in seiner Stimme war keine Spur mehr von der Ihr-könnt-mich-alle-mal-Einstellung, die er bis dahin an den Tag gelegt hatte.
»Sie hat sich immer noch nicht entschieden weiterzuleben«, sagte ich zu Paul, »Aber ich bin sicher, dass sie es kann. Ich habe ihre Resonanz verändert, um sie vor den weißen Todesengeln abzuschirmen, und jetzt finden
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