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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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hinüber. »Warum müssen die sich eigentlich immer hinsetzen, wenn sie irgendwas Wichtiges machen?«
    Nervös setzte ich mich Paul gegenüber und spürte sofort, wie die Feuchtigkeit durch meine dünne Kleidung drang. Ich atmete dreimal tief ein, um mich zu konzentrieren, so wie Barnabas es mir beigebracht hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass es unsere Chancen erhöht hätte, wenn ich Pauls Hand genommen hätte, aber Josh zog schon wieder so ein finsteres Gesicht, dass ich es lieber sein ließ.
    »Okay, ich hab es«, sagte Paul und sein Gesicht war entspannt, als er in sein Bewusstsein blickte. »Ich hab dich gefunden.« Eins seiner Augen ging auf, als er meine echte Aura mit der von der Zeitlinie verglich. »Und die da auch«, fügte er hinzu und meinte vermutlich die Engel, denn er blickte kurz zu ihnen hinüber. Dann ließ er die Schultern hängen. »Madison, ich hab wirklich keine Ahnung, wonach ich überhaupt suchen soll.«
    »Warte mal kurz«, sagte ich. Ich schloss die Augen und sah ebenfalls in mein Bewusstsein. Wie zu erwarten, gab es dort nichts zu sehen außer diesem verschwommenen Nebel.
    »Versuch mal, ob es hilft, wenn du ihn berührst«, schlug Nakita vor und Josh stieß scharf die Luft aus.
    »Okay«, sagte ich und griff nach Pauls Hand.
    »Hey!«, schrie dieser.
    Ich sah grelles Licht aufblitzen, das kurz darauf wieder verschwand. Ich riss die Augen auf und starrte Paul an. Er sah mich erschrocken an und seine Augen wirkten riesig im spärlichen Licht der fernen Straßenlaterne. Mein Herz klopfte wie wild und mir wurde bewusst, dass ich die Hand in meinem Schoß zur Faust geballt hatte. »Alles okay?«, fragte ich ihn und Barnabas grummelte etwas vor sich hin.
    »Ja«, sagte er sichtlich verwirrt. »Ich hab mich nur erschreckt. Lass es uns noch mal versuchen.«
    Demus gab irgendeinen genuschelten Kommentar von sich, den wir alle übergingen, und Paul griff wieder nach meiner Hand. Nervös reichte ich sie ihm. Seine Finger fühlten sich weich an und ein bisschen schwitzig. Oder vielleicht kam der Schweiß auch von mir.
    Nakita schnaubte und ich warf ihr einen warnenden Blick zu, bevor ich die Augen schloss. Als Erstes fiel mir auf, wie unscharf ich alles sah, so als würde man von einem High-Definition-Fernseher zu einem ganz normalen wechseln. Oder vielleicht, als würde man seine Brille abnehmen. Die sonst so gestochen scharfen Lebenslinien wirkten matt und verschwommen. Trotzdem konnte ich sofort Paul und mich erkennen. Nakita, Barnabas und Demus zu finden war sogar noch einfacher, so wie ihre Auren sich schützend um uns scharten.
    Hier, sagte ich in Gedanken, obwohl ich nicht wusste, ob Paul mich hören würde. Ich ließ mein Bewusstsein tiefer in die Zeitlinien eintauchen, bis ich, gar nicht weit von uns, Tammy entdeckte. Sie war allein, furchtbar allein, und ihre neue Aura mit dem schwarzen Rand und dem orangefarbenen Mittelpunkt glühte halbherzig vor sich hin. Pauls helles Leuchten und die Auren der Engel waren direkt neben mir. Alles, was wir nun tun mussten, war, Tammy in der Wirklichkeit zu finden.
    Wir schaffen das, dachte ich mit einem Anflug von Hoffnung. Meine Finger schlossen sich fester um Pauls Hand und er drückte zurück. Doch bevor ich meinen Griff lockern und unsere Verbindung durchbrechen konnte, wurden die Zeitlinien plötzlich blau.
    Verdammter Mist!, dachte ich und meine Hand verkrampfte sich um Pauls. Das ist ein Zeitsprung!
    Eine Sekunde später waren Paul und ich allein. Die Todesengel waren verschwunden. Ich spürte Pauls Verwirrung und dann die Angst, als er merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Seine Finger wurden schlaff und ich griff sie fester, um auf keinen Fall die Verbindung zu ihm zu verlieren. Wenn wir einander losließen, würde die Vision verschwinden.
    Das ist ein Zeitsprung!, dachte ich erneut und versuchte, seine Hand festzuhalten und mich gleichzeitig auf die Zeitlinie zu konzentrieren. Wenn du mich loslässt, kann ich nichts sehen!
    Wahrscheinlich hatte mein Bewusstsein schon die ganze Nacht lang versucht, einen Zeitsprung zu machen, aber meine Verbindung zum Göttlichen war zu schwach gewesen. Jetzt, zusammen mit Paul, war sie stark genug. Ich wollte unbedingt Tammys Zukunft sehen und war sehr erleichtert, als ich spürte, wie sich Pauls Angst in Neugier verwandelte.
    Seine Finger zuckten in meiner Hand und die blaue Linie um uns herum wurde immer dunkler, bis sie fast schwarz war. Mit einem kurzen Ruck schossen wir aus der Gegenwart heraus und

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