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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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stinksauer sein. Aber wen interessierte schon Ron?
    »Wir versuchen es«, sagte Paul und schloss kurz die Augen. Dann drehte er sich um und blickte über den Friedhof in Richtung Stadt. »Sie ist nicht weit von hier.«
    »Das trifft sich gut«, bemerkte Nakita und in ihrem Blick lag Sorge. »Demus ist nämlich weg.«

11
    Es lag nicht an der schwülwarmen, erstickenden Dunkelheit, dass sich mir der Magen zusammenzog. Es lag nicht an der Tatsache, dass ich Barnabas und Nakita nicht hören konnte, die irgendwo mit gezogenen Schwertern hinter mir herjoggten. Es lag auch nicht daran, dass ich Sportmuffel neben Josh, dem Langstreckenläufer, wie eine schnaufende Lokomotive klang. Es lag noch nicht mal an den Gittern vor den Fenstern der Häuser in diesem Stadtteil oder den heruntergelassenen Rolltoren vor den Geschäften. Was mir am allermeisten zusetzte, war die Tatsache, dass ich immer noch barfuß war und soeben in irgendwas Glibberiges getreten war.
    Mit angewidertem Gesicht hob ich meinen Fuß und erschauderte.
    »Hier entlang«, sagte Barnabas und trabte leichtfüßig an mir vorüber, während ich noch zögerte. Ich konnte ihn in der dunklen Gasse kaum erkennen und sein Mantel ließ ihn wie ein wandelnder Schatten aussehen. Als ich einen Hauch von Nakitas Duft erhaschte, der an mir vorüberschwebte, lief ich wieder weiter. Schließlich Tannte auch Paul an Josh und mir vorbei und mir fiel auf, wie wild und raubtiergleich die zwei Engel neben ihm wirkten: Barnabas finster und verstohlen, Nakita schlank und drahtig, beide auf der Jagd, geeint durch ihr gemeinsames Ziel. Ich war stolz auf sie, als ich sah, wie gut sie zusammenarbeiteten. In meiner Tasche spürte ich Demus’ Amulett, schwer und warm. Ich hatte keine Ahnung, was er Tammy ohne den Stein würde antun können, aber Barnabas hatte gesagt, dass die beiden irgendwo zusammen waren.
    »Sie ist gleich da vorne«, flüsterte Paul, und als er sich umdrehte, spiegelte sich der Schein der Straßenlaterne in seinen blank geputzten Schuhen. Er wirkte angespannt und ungeduldig und ich wünschte, ich könnte selbst mithilfe der Zeitlinien sehen, wie weit wir noch von ihnen weg waren.
    Das Ende der Gasse, eine etwas hellere Schwarzschattierung, rückte näher und ich lief schneller. »Pass auf!«, flüsterte Josh und riss mich gerade noch zurück, bevor ich in einen stinkenden Müllhaufen vor einer Haustür stolpern konnte.
    Dies war kein gutes Viertel. Hier würde ich normalerweise noch nicht einmal tagsüber rumspazieren. Mittlerweile war es etwa zwei Uhr morgens und die Straße lag verlassen da. Ein schwacher Lichtstreifen am Horizont verhieß, dass bald die Sonne aufgehen würde, aber sicher erst in ein paar Stunden. In der Luft lag ein schwerer, feuchter Gestank. Die Straßenlaternen tauchten die mit Schlaglöchern gespickte Gasse in spärliches Licht und es war kaum ein Unterschied auszumachen zwischen der asphaltierten Fahrbahn, dem Bürgersteig und den trostlos wirkenden, heruntergekommenen Gebäuden dahinter, mit ihren Rollgittern und den zugemauerten Fenstern. Es gab nichts als Stein, Asphalt und Beton. Nichts Grünes, nichts Lebendiges. Noch nicht mal eine Ratte.
    Worüber ich vielleicht ganz froh sein sollte, dachte ich, während ich mein Gewicht von einem eisigen Fuß auf den anderen verlagerte. »Danke«, flüsterte ich zu Josh zurück und rümpfte die Nase über den Gestank. Ich hatte die Arme um meine Mitte geschlungen und fröstelte. Vielleicht hätte ich wirklich bis nach der Vollstreckung warten sollen, bevor ich mir meinen Körper wiederholte. Und was war dieses schleimige Zeug zwischen meinen Zehen? Mann, war das eklig!
    »Sie ist da drin«, sagte Paul und deutete mit dem Kinn auf ein Busdepot, dessen kaputtes Neonschild die Form eines riesigen Pfeils hatte.
    »Mit Demus«, fügte Nakita hinzu und ihre Stimme war kaum mehr als ein Fauchen.
    »Ein Busdepot«, sagte ich und drehte mich lächelnd zu Josh um. »Du hattest recht.«
    Mit klopfendem Herzen machte ich einen Schritt nach vorn, doch Barnabas riss mich zurück. Ein Stück weiter vorn ging eine Straßenlaterne aus und es wurde stockdunkel um uns herum. Ich blickte nach oben und fragte mich, ob Grace ihre Finger im Spie! hatte, als Barnabas flüsterte: »Polizei.«
    Frustriert wich ich in eine Einfahrt zurück, in der es sogar noch dunkler war. Paul stellte sich links von mir, Josh an meine andere Seite. Nakita machte einen geraden Sprung nach oben und verschwand auf einem Dach. Das schwache

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