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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Licht, das Grace umgab, flackerte und summte. »Du bleibst hier und bringst Tammy nach Hause.«
    »Ich lasse sie doch jetzt nicht allein!«, rief ich. »Dann kommen bestimmt noch weitere Todesengel und bringen sie um oder verpassen ihr einen Schutzengel. Und das läuft in diesem Fall auf dasselbe hinaus.« Meine Gedanken wanderten wieder zu dem Schutzengel, der über Tammys Tod geweint hatte. Er hatte so bestimmt geklungen, als er verlangt hatte, dass ich etwas änderte. Das musste doch etwas zu bedeuten haben. Das musste es einfach!
    In Tammys Gesicht spiegelte sich nun wieder Angst. »Lasst mich nicht allein. Bitte!«, bettelte sie und klammerte sich an Barnabas’ Arm. »Ich weiß nicht, was hier vor sich geht. Ich will einfach nur nach Hause!«
    »Genau da wird Paul dich ja auch hinbringen«, erwiderte Nakita. Dann blinzelte sie ins Licht und fügte hinzu: »Ich sag’s ihr ja! Sei endlich still!« Mit einem Schnauben drehte sie sich zu mir um. »Paul muss Tammy nach Hause bringen. Äh, ich meine, zu ihrer Tante, bei der ihre Mutter im Moment wohnt.« Sie blickte Tammy nachdenklich an. »Sie kommen fast um vor Sorge um dich.«
    »Tut mir leid.« Tammys Stimme war nur noch ein schwaches Wispern, so sehr bedauerte sie, was sie getan hatte, und ich spürte einen Funken Hoffnung in mir aufkeimen. Vielleicht hatte sie sich wirklich verändert. Vielleicht würde sie weiterleben und die Menschen um sich herum zum Positiven beeinflussen, anstatt bloß vor sich hin zu vegetieren.
    »Barnabas wird Josh nach Hause bringen«, sagte Nakita. Josh versteifte sich. »Und ich«, redete Nakita unbeirrt weiter und schaute jetzt mich an, »bringe dich zu Ron. Da drüben ist die Sonne schon fast aufgegangen und die Seraphim mögen Sonnenaufgänge.« Plötzlich wurden ihre Augen schmal vor Sorge. »Sie wissen, dass du deinen Körper zurückhast.«
    Verdammt, ich war so was von erledigt. Aber daran konnte ich nun nichts mehr ändern. Die Lampe, in der Grace zu sitzen schien, verlosch mit einem Ploppen und ich zuckte zusammen. Ich schluckte krampfhaft und wandte mich Paul zu. »Du bringst sie nach Hause?«
    Paul ging auf Tammy zu und streckte die Hand aus. »Ich bin zwar nicht so ein Hübscher wie Barnabas, aber ich kann dir zumindest erklären, was hier eigentlich los ist. Ich habe nämlich deine Zukunft gesehen.«
    Tammy blinzelte und schon wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Ist alles in Ordnung damit?«
    Paul führte sie in Richtung Tür. Dabei mussten sie über Betonstücke und Schaumstoff aus den Sitzpolstern klettern. »Das kommt ganz darauf an, was du daraus machst. Die Zukunft steht noch nicht fest, weißt du? Du kannst dein Schicksal selbst bestimmen. Ich kann dir erzählen, was ich gesehen habe. Und dann erkläre ich dir, was passiert, wenn du dich ein kleines bisschen änderst. Wenn du dich öffnest und die Welt mit anderen Augen siehst.«
    Der Knoten in meiner Brust begann sich langsam zu lösen. Falls ich meinen Job als Zeitwächterin verlieren sollte, konnte ich wenigstens mit der Gewissheit gehen, dass ich Tammys Leben gerettet hatte. Das heißt, wenn sie mir die Erinnerung daran ließen.
    Die Tür des Busdepots öffnete sich quietschend und kippte dann krachend zur Seite, bis sie nur noch lose an einer Angel hing. Tammy und Paul machten vorsichtig einen kleinen Bogen darum herum. Paul drehte sich noch einmal um. »Falls wir uns nicht mehr sehen, Barnabas: Tut mir leid, dass ich dich einen Finsterengel genannt habe. Du bist noch immer einer von den Weißen. Ist mir egal, welche Farbe dein Amulett hat.«
    Barnabas neigte den Kopf und schien dadurch nur noch größer zu werden. »Das bin ich nicht«, sagte er, und als er den Blick hob und erst mich und dann Paul ansah, lag Entschlossenheit darin. »Aber danke trotzdem.«
    Paul nickte und drehte sich wieder zu Tammy um. Zusammen liefen sie die Straße hinunter und seine Stimme hob und senkte sich, als er ihr erzählte, was er in ihrer Zukunft gesehen hatte.
    Mein Lächeln erstarb langsam, als die Wirklichkeit mich wieder einholte. Da hatte ich ja mal wieder ein erstklassiges Chaos angerichtet. Jemandem ein Stück von seiner Seele zu klauen. Wahrscheinlich war das sogar strafbar oder so. Sie würden mir mein Amulett wegnehmen. Und mich alles vergessen lassen. Altes Recht, hatte Arariel es genannt. Das konnte nicht gut sein. Ich fröstelte und schlang die Arme um mich selbst, als ich zu der kaputten Lampe aufsah. »Kommt Grace mit uns?«, fragte ich, denn ich

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