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Böser Bruder, toter Bruder

Böser Bruder, toter Bruder

Titel: Böser Bruder, toter Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narinder Dhami
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nagelneue Romane zu kaufen, sie aufzuschlagen und die frische Druckerschwärze zu riechen, machte mich so gierig wie Onkel Dagobert in seinem Geldspeicher.
    »Und nun möchte ich euch diesen bewegenden Siegeraufsatz vorlesen. Der Titel lautet: Mein Leben und die Menschen, die mir am meisten bedeuten .«
    M r Whitman räusperte sich.
    Oh mein Gott.
    Nein.
    Das durfte nicht wahr sein!
    Ich wirbelte herum und blickte M s Kennedy flehend an, aber sie lächelte mir nur aufmunternd zu, während M r Whitman vorzulesen begann, was ausschließlich für die Jury des Wettbewerbs bestimmt gewesen war.
    »Als M s Kennedy an die Hollyfield School kam, um uns im Fach Englische Literatur zu unterrichten, sah jeder gleich, wie schön sie war. Doch erst später erkannte ich, dass ihr Inneres genauso schön war wie ihr Äußere s …«
    Ich sackte in mich zusammen und ließ den Kopf hängen. Ich glühte förmlich vor Scham. Mir war so heiß, dass ich glaubte, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Ich wünschte mir sogar, in Ohnmacht zu fallen, denn dann hätte M r Whitman aufhören müssen. Aber das war mir nicht vergönnt, und so saß ich hilflos da und hörte mir meine eigenen Worte an. Worte, die mir auf dem Papier so bedeutungsvoll erschienen waren und die jetzt lächerlich hohl klangen. Wie nett M s Kennedy zu mir gewesen war, wie sie mich zum Schreiben ermutigt und mir Bücher geliehen hatte und alles ander e …
    Der Aufsatz kam mir doppelt so lang vor wie damals, als ich ihn geschrieben hatte. Mit jedem Wort, das M r Whitman von sich gab, sehnte ich mir das Ende des Aufsatzes herbei, und erst als er tatsächlich dort angelangt war, konnte ich wieder etwas leichter atmen. Erneut brandete Applaus auf, und ich wand mich innerlich. Ich wollte nur noch davonlaufen und mir eine Papiertüte über den Kopf stülpen, damit mich niemand mehr erkennen konnte.
    »Oh, Mia!«, sagte Bree, als wir die Aula verließen. Sie sah mich staunend an. »Das war unglaublich! Das war fantastisc h …« Brees Lob tröstete mich ein wenig. Ich hatte mich ins Rampenlicht gestellt, und war das nicht etwas, was ein echter Schriftsteller tun musste, selbst wenn es ihm peinlich war?
    War ich denn eine echte Schriftstellerin?
    Konnte ich je eine werden?
    Es war wie eine Offenbarung für mich. Während ich vor der Schulkantine stand und der Geruch nach Kohl in der Luft hing, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich nichts lieber werden wollte als Schriftstellerin. Ich fragte mich, was Jamie wohl dazu sagen würde, wenn ich es ihm erzählte.
    »Bist du lesbisch, Jackson?«
    Die schroffe Stimme drang in meinen Tagtraum, der mich vom ersten Platz in einem Schreibwettbewerb in wenigen Sekunden zum Literaturnobelpreis katapultiert hatte.
    »Was?«
    Ich drehte mich um. Bree packte mich am Arm und wollte mich wegziehen, aber ich reagierte nicht schnell genug, weil ich immer noch meinem Traum nachhing.
    Vor mir stand Kat Randall und grinste breit, während ihre Freundinnen sich in einem Halbkreis um sie versammelten. Sie war nicht in derselben Klasse wie ich und von anderen Leuten umgeben, und es war das erste Mal, dass sie mich ansprach. Dennoch wusste ich, wer sie war. Als ich in der Siebten war, war sie für zwei Wochen von der Schule suspendiert worden, weil sie ein Buch nach ihrer Französischlehrerin geworfen hatte.
    »Du bist scharf auf M s Kennedy, stimmt’s, Jackson?«, sagte sie mit einem dreckigen Lachen und die anderen Mädchen begannen zu kichern.
    Ich starrte sie an. »Hast du sie noch alle?« Vorher hätte ich es nie und nimmer gewagt, so was zu jemandem wie Kat Randall zu sagen. Ich war angenehm überrascht davon, dass sich mein Sieg beim Schreibwettbewerb gleich positiv auf mein Selbstbewusstsein ausgewirkt hatte. »Sie war nett zu mir, das ist alles.«
    »Ach so nennt man das heutzutage?«, höhnte Kat, und ihre Freundinnen kreischten wie das Publikum in einer schlechten Sitcom.
    »Und was ist mit Jamie?«, fuhr Kat fort. »Erzähl uns doch noch mehr davon, wie viel er dir bedeutet!«
    Zum Glück schaffte Bree es endlich, mich wegzuziehen, denn mir war mein neu erworbener Ruhm so zu Kopf gestiegen, dass ich vielleicht etwas gesagt hätte, was ich später bitter bereuen würde.
    Auf jeden Fall hatte ich jetzt weniger Angst vor Kat Randall als früher. Und wenn ich mich unauffällig verhielt, würden die Leute sich bald wieder für andere Dinge interessieren und mich vergessen.
    Das dachte ich zumindest.
    Jetzt weiß ich, dass ich naiv war.
    Ein oder zwei

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