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Böser Bruder, toter Bruder

Böser Bruder, toter Bruder

Titel: Böser Bruder, toter Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narinder Dhami
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Fensters auf.
    Dann habe ich die phänomenale Idee, mich zurück auf das Dach zu schieben. Also drücke ich mit aller Kraft seitlich gegen den Fensterrahmen, aber es klappt nicht.
    Jetzt bin ich mit meinem Latein am End e – und stecke immer noch fest.
    Ruhig, Mia!, befehle ich mir. Entspann dich! Es fällt mir nicht leicht, aber nach einer Weile wird meine Atmung ruhiger und meine Muskeln lockern sich. So, jetzt noch mal tief Luft holen und dann so fest schieben, wie du kannst.
    Ich atme tief ein und spanne meine Bauchmuskeln so doll wie möglich an, dann ziehe ich noch einmal kräftig, und dieses Mal gleite ich ein Stück nach vorne.
    Der dicke Bund meines Rocks und der Gürtel machen mich breiter, als ich bin, und verfangen sich am Fensterrahmen. Mit angehaltenem Atem schiebe ich meine Hände durch den engen Spalt, löse den Gürtel, ziehe ihn aus den Schlaufen und lasse ihn auf den Wasserkasten unter mir fallen. Als Nächstes nestele ich am Reißverschluss meines Rocks und schaffe es, ihn zu öffnen. Ich zapple so lange hin und her, bis mir der Rock in die Kniekehlen rutscht, wo er hängen bleibt.
    Ohne Gürtel und Rock habe ich ein paar Millimeter mehr Platz. Als ich wieder versuche, mich vorwärtszuschieben, funktioniert es tatsächlich. Es tut weh und ich komme nur langsam voran. Stückchen für Stückchen quetsche ich mich durch das Fenster, dann lasse ich mich vorsichtig vom Wasserkasten auf den Klodeckel herab.
    Als ich meine Beine nachziehe, rutscht mein Rock zu den Fußknöcheln und ich bekomme ihn gerade noch zu fassen, bevor er draußen aufs Dach fallen kann.
    Ich hab es geschafft! Das war knapp, verdammt knapp. Meine Blase ist kurz vorm Platzen, aber zum Glück bin ich hier am richtigen Ort.
    Ich ziehe meinen Rock an und verriegele die Klotür, damit mich niemand überraschen kann, während ich mit heruntergelassenem Slip auf dem Klo sitze und pinkele. Der Strahl ist so laut, dass ich ihn kurz anhalte und angespannt lausche, ob mich vielleicht jemand gehört hat.
    Gleich werde ich mich auf den Weg zur 9 d machen. Was wird mich dort wohl erwarten?
    Völlig in Gedanken versunken lange ich nach der Spülung, doch dann wird mir gerade noch rechtzeitig bewusst, wie idiotisch das wäre. Als ich nach der Tüte greife, schlagen die Werkzeuge klimpernd gegeneinander.
    Das lässt mich innehalten.
    Wenn ich mich der Klasse 9 d nähere, darf ich absolut kein Geräusch machen, denn es geht um Leben und Tod.
    Widerstrebend nehme ich die Werkzeuge aus der Tüte und lege sie auf den Wasserkasten. Nur den Hammer behalte ich, weil ich mich mit ihm wahrscheinlich am besten zur Wehr setzen kann. Ich überlege, ob ich ihn einfach in der Hand halten soll, entscheide mich aber dagegen. Das könnte zu aggressiv wirken.
    Und wenn es Jamie ist, werde ich mich doch wohl nicht verteidigen müssen, oder?
    Also lasse ich den Hammer wieder in die Tüte fallen und binde die Henkel erneut an meinem Gürtel fest.
    Ich entriegele die Klotür und stoße sie au f – das Händewaschen muss ausnahmsweise ausfallen, ich habe schon genug Zeit verlore n –, da höre ich ein Geräusch und mein Herz beginnt zu rasen.
    Schritte.
    Zwei Personen.
    Suchen sie mich?
    Sie bleiben vor dem Toilettenraum stehen.
    Wer ist das? Freund oder Feind?
    Unmöglich zu sagen.
    Vorerst muss ich jeden für meinen Feind halten.
    Blitzschnell treffe ich eine Entscheidung.
    Erst will ich mich wieder in der Kabine einschließen, aber falls jemand nur aufs Klo will, würde ihn die verschlossene Tür vermutlich misstrauisch machen. Also ziehe ich sie mit dem Zeigefinger lautlos so weit zu, dass ich von draußen nicht zu sehen bin. Dann hole ich den Hammer wieder aus der Tüte und halte mich bereit.
    Jetzt höre ich die Schritte einer Person.
    Jemand betritt den Raum.
    Meine Schläfen pochen, während ich bete, dass er nicht in meine Kabine kommt. Selbst wenn es sich um eine Geisel und somit um einen potenziellen Verbündeten handeln sollte, könnte er den Amokläufer mit einem Aufschrei, Schluchzen oder auf eine andere Weise auf mich aufmerksam machen. Jamie schießt vielleicht schon, bevor er sieht, dass ich es bin.
    Und wenn es nicht Jamie ist, bin ich erst recht in Gefahr.
    Meine Hand umschließt den Hammer noch fester. Ich bin entschlossen, erst zuzuschlagen und dann Fragen zu stellen.
    Meine ist die dritte von fünf Kabinen. Ich höre, wie die Person stehen bleibt und die erste Tür aufzieht. Dann geht sie weiter zur zweiten.
    Bittere Galle steigt in mir auf und

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